Für Millionen von Kindern endet die unbesorgte Kindheit bereits im frühen Alter. Sie leben in Ländern, in denen sie ständig von Gewalt und Armut bedroht sind.
Mädchen im Flüchtlingscamp
Das syrische Mädchen Sedra (7) lebt in einem Flüchtlingscamp. - World Vision
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Das Wichtigste in Kürze

  • In einigen Ländern beherrschen Armut, Krisen und Kriege den Alltag.
  • Dort ist es besonders gefährlich, ein Kind zu sein.
  • Statt in die Schule zu gehen, müssen die Kinder arbeiten oder werden zwangsverheiratet.

Zwei Milliarden Menschen leben an Orten, die von Konflikten und Gewalt gezeichnet sind. Kinder und ihre Familien sind der ständigen Bedrohung durch Ausbeutung, Gewalt, Hungersnot oder Umweltkatastrophen ausgesetzt.

Diese Orte sind so gefährlich, dass für Kinder und Familien jeder Tag ein intensiver Kampf ums Überleben bedeutet.

Ein Leben in Armut bedeutet aber nicht nur einen Mangel an Einkommen oder Ressourcen – es heisst auch, dass Menschen keinen Zugang zu grundlegenden Dingen wie Gesundheitsversorgung, Sicherheit und Bildung haben.

Kinder sind in diesen fragilen Kontexten besonders gefährdet. Jungen müssen oft schon als Kinder arbeiten, Mädchen droht eine Zwangsverheiratung oder sexuelle Ausbeutung. Die Schule können sie nicht abschliessen, und es droht, dass sie in einem Kreislauf aus schlechter Bildung und Armut gefangen bleiben.

Die Coronapandemie hat die Situation nochmals verschlimmert

Die Auswirkungen der Coronapandemie haben die Verletzlichkeit der Kinder in diesen Regionen nochmals verschärft.

Bis zu einer Million minderjähriger Mädchen wurden während des Corona-Lockdowns ungewollt schwanger. Besonders betroffen ist die Region im südlichen Afrika.

Schwangeres Schulmädchen
Für bis zu einer Million minderjähriger Mädchen hiess es nach dem Lockdown: Mutterschaft statt Schule. - World Vision

Laut Prognosen der UNO soll es weltweit zu 13 Millionen zusätzlichen Kinderehen im Nachgang der Krise kommen. Denn arme Familien werden durch die Krise noch weiter in die Armut getrieben. Sie sehen sich gezwungen, die Töchter zu verheiraten, damit sie versorgt sind.

Das internationale Kinderhilfswerk World Vision geht zudem davon aus, dass durch den Lockdown bis zu 85 Millionen mehr Kinder physischer, emotionaler und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt sind.

In diesen Ländern gibt es keinen Kinderschutz oder staatliche Institutionen, die für die Betreuung von Kindern und ihrer Familien sorgen könnten. Das macht das Leben für die Kinder umso gefährlicher.

Zu diesen Orten, an denen die Jungen und Mädchen besonders bedroht sind, zählen auch die folgenden fünf Länder.

Afghanistan

Der andauernde Krieg mit den Taliban und anhaltende Dürreperioden haben über eine Million Menschen im Land zur Flucht gezwungen. Die traumatischen Erlebnisse der Flucht und des Konflikts tragen die Kinder ein Leben lang mit.

Oft müssen sie arbeiten, um ein bisschen Geld zum Überleben für die Familie zu verdienen. Ein Drittel der Mädchen wird noch vor dem Erreichen des 18. Lebensjahrs verheiratet. Die Coronapandemie hat die Situation noch verschlimmert.

Afghanisches Mädchen
Esin hatte Glück. Sie sollte mit 13 Jahren verheiratet werden. Ihre Mutter, die ein Aufklärungsprogramm von World Vision besucht hatte, konnte den Vater überzeugen, damit zu warten. - World Vision

Demokratische Republik Kongo

Andauernde Konflikte, verschärft durch Umweltkatastrophen, haben die Demokratische Republik Kongo (DRC) zu einem der schlimmsten Orte für Kinder gemacht.

Der Konflikt in diesem rohstoffreichen Land hält seit Jahrzehnten an. Er hat bereits Millionen Kinder und Familien zur Flucht gezwungen.

Afrikanischer Junge
Owo, 17, wurde als Kind von Rebellen entführt, die ihn zum Kindersoldaten machten. In der Kinderschutzzone von World Vision beginnt für ihn ein neues Leben in Sicherheit. - World Vision

Ein weiterer Gefahrenherd für Kinder ist die Rekrutierung durch Rebellengruppen. Das Kinderhilfswerk World Vision schätzt, dass mindestens 10´000 Kinder als Kindersoldaten, menschliche Schutzschilde oder (minderjährige) Ehefrauen für Offiziere entführt wurden.

Südsudan

Nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg erlangte der Südsudan 2010 seine Unabhängigkeit.

Extreme Armut sowie anhaltende ethnische Spannungen und politische Instabilität haben den Bürgerkrieg 2013 jedoch neu entfacht, sodass jeder fünfte Mensch aus seiner Heimat fliehen musste.

Zusätzlich leidet der Sudan an einer Hungersnot, ausgelöst durch Trockenheit, gefolgt von regelmässigen Überschwemmungen. 270´000 Kinder im Südsudan leiden unter extremer Unterernährung.

Eine ganze Generation von Kindern ist im Konflikt aufgewachsen, ohne Zugang zu Bildung, darunter mehr als 19´000 Kinder, die als Kindersoldaten eingesetzt wurden .

Pakistan

Pakistans Geschichte ist geprägt von Konflikten, politischer Instabilität, schweren Dürren, Überschwemmungen und Erdrutsche in den Bergregionen. Dies macht es für Kinder besonders schwierig, eine normale und stabile Kindheit zu erleben.

Pakistan beherbergt mehr als 1,4 Millionen afghanische Flüchtlinge – 58 Prozent davon sind Kinder. Hinzu kommen mehr als 249´000 Pakistaner, die innerhalb der Landesgrenzen auf der Flucht sind.

Mädchen mit Baby
Die zehnjährige Tayyaba mit ihrer Schwester. Da ihre Familie so arm ist, muss sie jeden Tag auf der Müllhalde Plastik und Metall sammeln, - World Vision

Mindestens 5,3 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. World Vision schätzt, dass 12,5 Millionen Kinder in Kinderarbeit beschäftigt sind.

Syrien

Nicht überraschend gehört auch das bürgerkriegsgeschüttelte Land Syrien zu den gefährlichsten Orten für Kinder.

Der Bürgerkrieg hat den nationalen Lebensstandard in Syrien um Jahrzehnte zurückgeworfen. Er zerstörte Gesundheitssysteme, Schulen sowie Wasser- und Sanitäreinrichtungen.

Hunderttausende Menschen sind gestorben, 5,6 Millionen Syrer sind als Flüchtlinge aus dem Land geflohen und weitere 6,6 Millionen Syrer, darunter 2,5 Millionen Kinder, sind innerhalb des Landes auf der Flucht.

Die Hälfte der Betroffenen sind unschuldige Kinder. Diese syrischen Kinder haben grausame Formen der Gewalt miterlebt, die sie ihr Leben lang prägen werden.

drei afrikanische Buben
Kinder sind in diesen Kontexten auf Unterstützung durch internationale Hilfswerke angewiesen, die ihnen ein Stück ihrer Kindheit zurückgeben. - World Vision

An Orten wie diesen sorgt kein Staat oder Fürsorgeinrichtung für das Wohl der Kinder. Das internationale Kinderhilfswerk World Vision ist deshalb in allen diesen Ländern mit Hilfsprogrammen aktiv und setzt sich für den emotionalen wie physischen Schutz der Kinder ein.

Neben den elementaren Dingen wie Nahrung, ein Zuhause und Schutz vor Gewalt fehlt den Mädchen und Jungen besonders der Zugang zu Bildung. Denn nur durch Bildung können sie sich langfristig aus der Armut befreien und sich nach – oder trotz – einem Konflikt, eine Zukunft aufbauen.

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