Servette

Der Servette FC aus Genf gehört zu den erfolgreichsten Clubs der Schweizer Fussball-Geschichte. Das Markenzeichen der «Grenats» sind die weinroten Leibchen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Servette FC gehört zu den erfolgreichsten Fussballclubs der Schweiz.
  • Der Verein aus Genf wurde 1890 gegründet und trägt traditionell weinrote Leibchen.

Der Servette FC wurde bereits 1890 gegründet und gehört damit zu den ältesten Fussballclubs der Schweiz. Allerdings wurde in den ersten Jahren nur Rugby gespielt. Somit war der Club bei der Gründung des Fussballverbands 1895 nicht dabei.

Später wurden im Club beide Sportarten gespielt. Das erste Fussball-Spiel bestritt Servette im Dezember 1899 gegen den FC Excelsior Zürich. Fortan entwickelte sich die Fussball-Abteilung besser als jene im Rugby. Unter Präsident Aimé Schwob (1900 bis 1912) trat Servette 1900 dem Fussballverband bei.

Ab 1901 fand der Club mit dem Parc des Sports eine erste Heimat, zuvor spielte Servette immer auf änderen Plätzen. 1907 wurde Servette dann ein erstes mal Schweizer Meister. Unter Gabriel Bonnet, der den Verein zwischen 1915 und 1927 präsidierte holten die «Grenats» weitere vier Meistertitel.

Der Servette FC bezieht sein neues Stadion

Nach dem sechsten Meistertitel 1930 durfte Servette das neu erbaute Stade des Charmilles beziehen. Der damalige Präsident Paul Addor setzte sich gegen den Vorstand durch und gilt als Vater der Charmilles. Das reine Fussballstadion sollte bis 2002 die Heimat der «Grenats» bleiben und Stätte der grössten Erfolge werden.

Im Juni 1930 fand im Stade des Charmilles der «Coup des Nations» mit zehn europäischen Teams statt. First Vienna (Österreich), Cercle Brügge (Belgien), Slavia Prag (Tschechien), Sète (Frankreich), Fürth (Deutschland), Bologna (Italien), Ujpest Budapest (Ungarn). Dazu die Go Ahead Eagles (Niederlande), Real Union Irun (Spanien) und Gastgeber Servette FC.

Servette verlor das Spiel um Platz drei gegen First Vienna, Sieger wurde Ujpest Budapest nach einem Finalsieg gegen Slavia Prag. Noch heute gilt dieses Turnier als Geburtsstätte des Europapokals.

In den folgenden Jahren wurde versucht, ein regelmässiges Turnier für europäische Landesmeister zu organisieren. Doch erst ab 1955 trafen sich die Titelträger im Europapokal der Landesmeister (Vorgänger zur Champions League) aufeinander.

Erste wirtschaftliche Probleme

Servette geriet in der Folge in wirtschaftliche Probleme und musste 1934 seine Bilanz deponieren. Mit bereits acht Titeln ausgestattet konnte der Verein aber auf die Unterstützung aus der Genfer Gesellschaft zählen. Ehemalige Führungskräfte kehrten zurück und konnten den Konkurs abwenden. Es sollte nicht die einzige wirtschaftliche Krise des Servette FC bleiben.

Neuer nationaler Modus

Erstmals wurde die Fussballmeisterschaft in der Saison 1933/34 als schweizweite Einheitsmeisterschaft ausgetragen, Servette Genf holte sich den ersten Titel.

Torschützenkönig in der Liga wurde der Servettien Leopold «Poldi» Kielholz. Er wurde durch seine Brille aus Sicherheitsglas berühmt, die er auch zum Spielen trug. Kielholz erzielte auch das erste Tor für die Schweizer Nationalmannschaft an einer Weltmeisterschaft.

Leopold Kielholz (mitte) läuft für die Schweizer Fussballnationalmannschaft auf. - Keystone

In den folgenden Jahren hatten die Genfer Mühe und klassierten sich nur im Mittelfeld. Mit der Verpflichtung von André «Trello» Abegglen kehrte auch der Erfolg zurück. Abegglen kehrte 1938 vom franzöischen Sochaux, mit dem er zuvor den Cupsieg und den Meistertitel holte in die Schweiz zurück.

Als Spielertrainer wurde er mit dem Servette FC 1940 Schweizer Meister. 1944 verunglückte André «Trello» Abegglen bei einem Zugunfall tödlich.

Andre Trello Abegglen spielte beim Servette FC. - Keystone

Jacques «Jacky» Fatton - Legende des Servette FC

Der beste Torschütze in der Geschichte des Servette FC ist Jacques «Jacky» Fatton (†). Der Stürmer spielte von 1943 bis 1954 und von 1957 bis 1963 für die «Grenats». In 365 Ligaspielen für Servette Genf erzielte Fatton sagenhafte 273 Tore und wurde drei Mal Torschützenkönig der Liga.

Nach der WM 1954 wechselte der 1,66 Meter kleine Flügel zu Olympique Lyon nach Frankreich. In der Ligue 1 erzielte Fatton in 83 Spielen 33 Tore.

Dazu traf der Flügelstürmer in 53 Länderspielen auch noch 29 Mal für die Schweizer Nationalmannschaft. Bei der WM 1950 machte er international auf sich aufmerksam. Beim 2:2 gegen Gastgeber Brasilien erzielte er beide Treffer für die Schweiz.

Jacky Fatton vom Servette FC im Trainer der Schweizer Nationalmannschaft im Jahr 1959. - Keystone

Vier Jahre später bei der Heim-WM 1954 absolvierte Fatton sämtliche vier Spiele der Schweiz. Der damalige Nationaltrainer Karl Rappan bezeichnete Fatton als den «besten Linksaussen», den es je in der Schweizer Nationalmannschaft gegeben habe.

Jacques «Jacky» Fatton beendete seine Karriere nach der Saison 1962/63 mit 38 Jahren. Im Jahr 2011 verstarb Fatton 85-jährig.

Karl Rappan - Trainerstar

Der gebürtige Österreicher Karl Rappan (†) kam 1931 von Rapid Wien als Spielertrainer nach Genf. Er wurde mit Servette zwei Mal Meister ehe er 1935 zu den Grasshoppers nach Zürich wechselte. 1948 kehrte Rappan, der immer wieder auch die Nationalmannschaft betreute zum Servette FC zurück. Er blieb bis 1957 in Genf und holte unter anderem mit Jacky Fatton einen weiteren Meistertitel und einen Cupsieg.

Rappan ging auch als Schweizer Nationaltrainer der Heim-WM 1954 in die Geschichte ein, sein Markenzeichen war der «Schweizer Riegel». Die Mischung aus Mann- und Zonendeckung hatte er bei Servette erfunden und eingeführt und in der Nationalmannschaft perfektioniert. Grund war seiner Meinung nach die schlechtere Technik der Schweizer Spieler im Vergleich mit anderen Nationalitäten. Durch die defensivere Spielweise sowie Härte und Disziplin könne dieses Defizit wettgemacht werden, erklärte Rappan.

Rappan wechselte zum Schluss seiner Trainerkarriere noch zum FC Zürich und zu Lausanne Sports. Zwischen 1970 und 1975 war er technischer Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes.

Karl Rappan trainiert den Servette FC und auch die Schweizer Nationalmannschaft. - Keystone

Die nächsten grossen Erfolge feierte Servette unter Trainer Jean Snella. Der Franzose mit polnischen Wurzeln trainierte die Genfer von 1959 bis 1963 und wurde in dieser Zeit zwei Mal Meister.

Das Meisterteam 1961 baute Snella noch einmal um Jacky Fatton, der in dieser Saison zum dritten Mal Torschützenkönig wurde. Snella kehrte von 1967 bis 1971 noch einmal zum Servette FC zurück und wurde in seinem letzten Jahr Cupsieger.

Das magyarische Dreieck

Die Ungaren Valer Nemeth, Didier Makay und Peter Pazmandy waren 1956 mit einer Junioren-Auswahl in Westeuropa unterwegs. Nach dem Einmarsch der Sowjetunion in ihrer Heimat kehrten die drei nicht mehr nach Ungarn zurück.

Sie schlossen sich dem Servette FC und spielten alle während mehr als zehn Jahren für die Genfer. An den beiden Meistertiteln 1961 und 1962 hatten die drei Magyaren massgeblichen Anteil.

Peter Pazmandy wurde später erfolgreicher Trainer von Servette. Makay studierte Medizin und praktizierte in Genf als Arzt. Während Pazmandy und Makay ab 1968 nicht mehr für Servette spielten, hängte Nemeth noch einmal sechs Saisons an. Er spielte insgesamt 18 Jahre für die Genfer.

Die eleganten Servettiens

In den 70er-Jahren zementierte Servette seinen Ruf als spielstarke und elegante Mannschaft. Zusammen mit den schönen weinroten Leibchen sorgte die gepflegte Spielweise für zahlreiche Fans auch in der Deutschschweiz.

Zu Beginn der 70er-Jahre war der Deutsche Jürgen Sundermann Spielertrainer bei den «Grenats». Zu Titeln kamen die Genfer aber erst wieder unter dem Trainer Peter Pazmandy, der bereits zehn Jahre bei Servette spielte.

Der Ungare führte das Team zwischen 1976 und 1982. In dieser Zeit wurde Servette unter Pazmandy zwei Mal Cupsieger und einmal Meister.

Die Genfer verfügten in den späten 70er-Jahren über eine Top-Mannschaft. Im Tor stand Karl Engel, die Abwehr dirigierten Lucio Bizzini, Gilbert Guyot und der Italiener Gianfranco Seramondi. Im Mittelfeld spielten Marc Schnyder, Serge Trinchero, Goldfuss Claude «Didi» Andrey und Umberto Barberis, der Gennaro Gattuso der Schweiz.

Im Sturm sorgten der englische Nationalspieler Martin Chivers (bis 78) und danach der Niederländer Piet Hamberg für Tore.

Die Spieler des Servette FC jubeln nach dem Cupsieg 1979 im Berner Wankdorfstadion. - Keystone

Das Jahr der Superlative

Servette gelang es 1979 als einzigem Team in der Geschichte des Schweizer Klubfussballs vier Titel in einer Saison zu gewinnen. Die Genfer wurden nach drei zweiten Plätzen in Folge in der Liga zum 14. Mal Meister. Und der Servette FC gewann nach einem Finalsieg gegen YB im Wiederholungsspiel (1:1, 3:2) auch den Cup.

In der gleichen Saison gewannen «Les Grenats» auch den Ligacup und den Alpencup, Wettbewerbe die es heute nicht mehr gibt. Zudem scheiterte der Servette FC im Europacup der Cupsieger im Viertelfinal knapp an Fortuna Düsseldorf.

Das grosse Duell gegen die Grasshoppers

Servette spielt auch Anfang der 80er-Jahre eine grosse Rolle in der NLA. Präsident Carlo Lavizzari stellte ein technisch starkes Team zusammen. In dieser Zeit festigte sich das Image des Servette FC als Schönspieler-Mannschaft.

Mit GC lieferten sich die Genfer ein packendes Duell - die eleganten Welschen gegen die disziplinierten Deutschschweizer. In den Saisons 81/82, 82/83 und 83/84 holten sich die Zürcher drei Mal hintereinander knapp vor Servette den Titel.

1984 fiel die Entscheidung erst durch einen umstrittenen Penalty in der Verlängerung des Entscheidungsspiels im Wankdorf, Torschütze war Andy Egli. Der 1:0-Erfolg im Cupfinal gegen Lausanne war ein angemessener Trost.

Jubelnde Fans des Servette FC nach dem 1:0-Sieg im Cupfinal 1984 gegen Lausanne. - Keystone

Im Folgejahr konnte Servette endlich seinen 15. Meistertitel feiern. Doch intern kam es zu Problemen.

Rückkehrer Lucien Favre liess sich die Nummer 10 vertraglich festschreiben. Umberto Barberis, der ein Jahr zuvor von seinem Abstecher nach Monaco zurückgekehrt war musste sie abgeben. Nach der Saison trat Barberis zurück und hinterliess eine grosse Lücke.

Ein Weltstar in Genf

Trotz John Eriksen, Star und Torschützenkönig der Liga in der Saison 1986/87 (28 Tore) wurde Servette nur Vierter. Dann gelang Lavizarri ein grosser Coup. Der deutsche Superstar Karl-Heinz Rumenigge wechselte 1987 nach Genf und liess seine Karriere bei Servette ausklingen.

Karl-Heinz Rummenigge wird bei Servette vorgestellt. Links Trainer Thierry De Choudens und rechts Manager Marc Schnyder. - Keystone

Sportlich war der Erfolg Rummenigges in Genf eher mässig. Servette beendete die beiden Saisons mit dem Weltstar auf den Plätzen fünf und acht. Immerhin erzielte Rummenigge in 60 Spielen nicht weniger als 34 Tore.

Zwei Meistertitel in den 90er-Jahren

Nach der Meisterschaft 1985 mussten die Genfer Fans fast zehn Jahre auf den nächsten Titel warten. Am 10. Mai 1994 holte sich Servette in der allerletzten Runde den Titel dank eines 4:1-Auswärtssieges im Berner Wankforf gegen YB. Konkurrent GC kam in Aarau nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus.

7000 mitgereiste Servette-Fans sorgten für eine grandiose Stimmung. Sie jubelten selbst bei YBs Ehrentreffer durch Georges Bregy. Der Walliser führte die Schweiz nach 28 Jahren erstmals wieder an eine Weltmeisterschaft und war auch bei Servettes Anhänger beliebt.

Auch der Titel 1999 feierte Servette in einem Auswärtsspiel in der letzten Runde. Ausgerechnet im Leman-Derby in Lausanne siegten die Genfer mit 5:2. Drei Treffer erzielte der Holländer Edwin Vurens, zwei steuerte der spätere Bundesliga-Star Martin Petrov bei. Es ist der bislang letzte Meistertitel des Servette FC.

Achtungserfolge auf europäischem Parkett

«Les Grenats» verfehlten in der Folge die erstmalige Qualifikation zur Champions League nur ganz knapp. Nach einem spannenden Duell scheiterte Servette in der dritten Qualifikationsrunde am österreichischen Meister Sturm Graz. Nach einer 1:2-Niederlage in Graz im Hinspiel kam Servette zuhause nicht über ein 2:2-Unentschieden hinaus.

Nur zwei Jahre später sorgte der Servette FC als Cupsieger (3:0-Finalsieg gegen Yverdon) im Uefacup für Furore. Die Genfer schalteten Saragossa und Hertha Berlin aus und scheiterten erst im Achtelfinal am FC Valencia. Es war gleichzeitig ein erstes Ausrufezeichen von Lucien Favre als Trainer und der Beginn seiner grossen Karriere an der Seitenlinie.

Servettes Auftritt beim 3:0-Sieg in Berlin gegen Hertha.

Der Abschied von der Charmilles

Wenige Monate nach dem letzten Europacup-Tor auf der Charmilles fand auch das allerletzte Spiel im Genfer Kultstadion statt. Zu Gast im Dezember 2002 waren die Berner Young Boys. Auch das letzte Spiel im stimmungsvollen Stadion war denkwürdig. In der Schlussviertelstunde machte Servette aus einem 1:4-Rückstand noch ein 4:4-Unentschieden.

Konkurs, Abstieg und Chaos

Doch der Umzug ins neue Stadion stand nicht unter einem guten Stern. Zwar wurde erst mit der grossen Kelle angerichtet, Trainer Schällibaum durfte auf den Superstar Christian Karembeu zählen.

Der franzöische Superstar Christian Karembeu im Dress des Servette FC. - Keystone

Doch 2005 ging der Club unter dem «Retter» Marc Roger Konkurs, der Franzose wurde später gar verhaftet und schuldig gesprochen. Der Servette FC wurde zwangsrelegiert und musste in der 1. Liga wieder anfangen.

Dank einiger Spieler, die den Gang in die 1. Liga mitmachten (Lionel Pizzinat, Eddy Barea, Oscar Londono oder Aleksandar Bratic) stieg Servette sofort in die Challenge League auf. Es war der allererste Aufstieg in der Clubgeschichte. Denn Servette war bis 2005 das einzige Team in der Schweiz, das nie abgestiegen war.

Danach spielte Servette fünf Jahre in der zweithöchsten Liga ehe der Wiederaufstieg in die Super League gefeiert werden konnte. Nach einem überraschenden vierten Platz als Aufsteiger stieg Servette 2013 erstmals auch sportlich ab. Wie der Meistertitel 1999 wurde auch dieser Abstieg in einem Spiel auf der Lausanner Pontaise besiegelt (0:3).

2015 wurde der Servette FC wegen finanzieller Probleme auch die Lizenz für die Challenge League entzogen. Der Club stand vor dem zweiten Konkurs, der in letzter Sekunde verhindert werden konnte. Zum zweiten Mal fand sich der Traditionsclub in der Drittklassigkeit wieder.

Mit Alain Geiger zurück zum Erfolg

Servette gelingt der sofortige Aufstieg in die Challenge League. Nach zwei Saisons auf dem dritten Platz der zweithöchsten Liga verpflichtete Alain Geiger als Trainer. Mit dem ehemaligen Spieler und erfahrenen Trainer schafft Servette 2019 den Wiederaufstieg in die Super League.

In der ersten Saison im Oberhaus überzeugt Servette wieder mit tollem Offensiv-Fussball. Und dank der geordneten Finanzen glauben viele an eine gute Zukunft des erfolgreichsten Fussballclubs der Romadie.

Eine Rückkehr der eleganten «Grenats» vom Genfersee.