Michael Schumacher: Für Ross Brawn ein «missverstandener Charakter»

Mit seinem langjährigen Wegbegleiter Ross Brawn holte Michael Schumacher sieben Formel-1-WM-Titel. Der Deutsche sei oft missverstanden worden, so Brawn heute.

Ross Brawn und Michael Schumacher (Ferrari) feiern den Sieg beim Italien-GP der Formel 1 2003. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Sein Ex-Chefstratege Ross Brawn sieht Michael Schumacher als missverstandenen Charakter.
  • Der Deutsche habe so polarisiert, weil er zwei gegensätzliche Seiten gezeigt habe.
  • Abseits der Strecke sei Schumacher «ein wundervoller Mensch», so Brawn.

In wenigen Wochen wird Michael Schumacher nicht mehr der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten sein. Mit seinem unausweichlichen nächsten Sieg stellt Lewis Hamilton die Bestmarke von 91 Grand-Prix-Siegen ein. Und auch die sieben WM-Titel des Deutschen wird der Brite bald egalisieren.

Trotzdem bleibt Schumacher auch fast sieben Jahre nach seinem schweren Ski-Unfall allgegenwärtig im Formel-1-Paddock. Zum einen, weil sich sein Sohn Mick anschickt, in die Fussstapfen des erfolgreichen Vaters zu treten. Zum anderen aber auch, weil Schumacher wie kaum ein anderer Fahrer polarisierte.

«Er war eine einschüchternde Erscheinung»

«Er war ein ziemlich missverstandener Charakter», urteilt sein Ex-Chefstratege Ross Brawn. Mit dem Engländer an der Boxenmauer holte Michael Schumacher alle seine sieben WM-Titel. «Ich weiss nicht, ob er selbst diesen Eindruck von sich vielleicht sogar genossen hat. In vielerlei Hinsicht war er eine einschüchternde Erscheinung.»

Michael Schumacher im Regen beim Grand Prix von Kanada 2000. - Keystone

Das sei aber nur eine Fassade an der Rennstrecke gewesen, meint der heutige Formel-1-Sportchef. «Wenn man ihn persönlich kannte, dann war er stets das genaue Gegenteil. Er war sehr zugänglich, sehr persönlich.»

«Manchmal habe ich ihn Leuten vorgestellt, die ihn vorher für einen verachtenswerten, furchtbaren Menschen hielten. Kaum, dass sie ihn näher kennenlernten, änderten sie völlig ihre Meinung», erinnert sich Brawn.

Die zwei Seiten von Michael Schumacher

«Das ist so oft passiert, weil er auf der Strecke ‹Michael der Rennfahrer› war. Und dann gab es da noch ‹Michael den Menschen› abseits der Strecke», so der Ex-Mercedes-Teamchef. «Viele Leute, die gegen ihn gefahren sind, hatten eine andere Meinung. Aber niemand, der je mit Michael gearbeitet hat, hatte je ein schlechtes Wort über ihn zu sagen.»

Luca di Montezemolo und Michael Schumacher (Ferrari) im Jahr 2006. - Keystone

Wegen seiner Integrität, seiner Hingabe und seiner menschlichen Seite sei Michael Schumacher beim Team stets beliebt gewesen. «Er war immer ein starkes Mitglied – egal, in welchem Team er war. Es ist eine Tragödie, was passiert ist – aber er ist ein wunderbarer Mensch.»