Maurer-Nachfolge: Die fünf bekannten Kandidaturen im Überblick
In der Nacht auf Samstag läuft bei der SVP die parteiinterne Bewerbungsfrist ab für Kandidaturen um die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer. Bislang sind vier Bewerber und eine Bewerberin bekannt.
ALBERT RÖSTI: Der Berner Nationalrat und frühere SVP-Parteichef Albert Rösti gilt gemeinhin als Favorit für das Bundesratsamt. Der Berner Oberländer ist promovierter Agronom und Berater, 55 Jahre alt und Gemeindepräsident von Uetendorf bei Thun. Seit 2011 politisiert er im Nationalrat, von 2016 bis 2020 war er Präsident der SVP Schweiz. 2015 führte er als Wahlkampfleiter seine Partei zum nationalen Wahlsieg. Unter seiner Führung musste die Partei allerdings bei den Wahlen vier Jahre später eine empfindliche Niederlage einstecken. Im Parlament machte sich Rösti einen Namen als Energie- und Gesundheitspolitiker. Der zweifache Vater gilt als gemässigt im Ton aber hart in der Sache.
WERNER SALZMANN: Der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann stieg als Erster ins Rennen um die Nachfolge von Ueli Maurer. Der 59-jährige Agraringenieur ist Chefexperte bei der Steuerverwaltung des Kantons Bern. Der vierfache Vater ist seit 2019 Ständerat, zuvor war er während einer Legislatur Nationalrat. Salzmann war früher Präsident der kantonalen SVP. Der Sicherheitspolitiker ist ebenfalls Präsident des Verbandes der Schweizer Gemüseproduzenten und vertritt im Parlament auch die Interessen der Gemüsebauern. Salzmann ist entfernt verwandt mit dem früheren Berner Bundesrat Rudolf Minger, welcher der Landesregierung von 1930 bis 1940 angehörte. Minger war der Cousin von Salzmanns Urgrossvater, Salzmanns Mutter ist eine geborene Minger.
HEINZ TÄNNLER: Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler ist als dritter Kandidat um die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer ins Rennen gestiegen. Der 62-jährige Anwalt und Notar engagiert sich seit rund dreissig Jahren als Politiker für den Kanton Zug. Tännler war ursprünglich FDP-Mitglied. 2002 wechselte er zur SVP und kandidierte zunächst erfolglos für den Regierungsrat. Der Sprung in die Exekutive gelang ihm 2007. Von 1995 bis 2003 war er Kantonsrat. 2001 überlebte Tännler das Attentat im Zuger Parlament. Der Ex-Fifa-Sportfunktionär war bereits 2015 im Gespräch als möglicher Bundesratskandidat für die Nachfolge von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Er nahm sich schliesslich aus dem Rennen. Tännler ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.
MICHÈLE BLÖCHLIGER: Die Nidwaldner Finanzdirektorin Michèle Blöchliger ist bislang die einzige Frau, die kandidieren will. Die Gründungspräsidentin der SVP-Kantonalsektion ist seit 2018 Regierungsrätin, bis 2022 führte sie die Gesundheits- und Sozialdirektion, im Sommer 2022 wechselte sie in die Finanzdirektion. 2002 bis 2018 gehörte die 55-jährige Anwältin dem Kantonsparlament an. Nidwalden ist einer der fünf Kantone, die noch nie im Bundesrat vertreten waren. Blöchliger stammt aus Basel und wohnt in Hergiswil. Sie hat drei Kinder. Sie sorgte für Schlagzeilen, weil sie bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur ihre britische Staatsbürgerschaft zunächst abstritt, nach Medienberichten diese aber schliesslich doch einräumen musste. Sie kündigte an, die britische Staatsbürgerschaft aufgeben zu wollen.
HANS-UELI VOGT: Die Zürcher SVP schickt den früheren Nationalrat und Rechtsprofessor Hans-Ueli Vogt als Bundesratsbewerber in die Vorausscheidung. Der 52-jährige Anwalt war 2015 bis 2021 Nationalrat. Er trat zurück, weil er sich auf seine Tätigkeit als Jurist und Professor für Privat- und Wirtschaftsrecht konzentrieren wollte. Der Stadtzürcher gilt als eher zurückhaltend. Seinen grössten Einsatz in der nationalen Politik hatte er als «Vater» der sogenannten Selbstbestimmungsinitiative, die verlangte, dass Schweizer Verfassungsrecht Vorrang haben soll gegenüber dem internationalen Recht, dem Völkerrecht. Die Vorlage scheiterte 2018 an der Urne. Der gebürtige Winterthurer, selbst homosexuell, sass zudem im Ja-Komitee zur Ehe für alle, die die Mehrheit der SVP ablehnte.