Emilia Schüle über Gleichberechtigung und Social Media

Nach «Ku'damm 56» und «Ku'damm 59» startet im ZDF die dritte Staffel der Miniserie. Eine der Hauptrollen spielt Emilia Schüle. Für sie ändert sich einiges.

Emilia Schüle ist glücklich, eine Frau der heutigen Zeit zu sein. Foto: Felix Hörhager/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Es geht um eine Tanzschule am Berliner Kurfürstendamm, die Geschichte dreht sich um eine Mutter und drei Töchter.

Es geht um Deutschland nach dem Krieg: Wie gingen Frauen damals ihren Weg?

Nach «Ku'damm 56» und «Ku'damm 59» startet im ZDF am 21. März die dritte Staffel der Miniserie um die Schöllack-Schwestern, sie führt ins Jahr 1963. Eine der Hauptrollen spielt Emilia Schüle (28). Sie spielt Tochter Eva, die als Krankenschwester unglücklich mit einem Professor (Heino Ferch) verheiratet ist.

Im dpa-Interview spricht sie über Gleichberechtigung, Dinge, die sie im Film wehmütig stimmen und darüber, was es mit der neuen Frisur auf sich hat.

Frage: Wie geht es mit Ihrer Figur in «Ku'damm 63» weiter?

Antwort: Ihr Äusseres spricht sehr für eine grosse Veränderung, die sich in ihrem Leben aufgetan hat. Eva hat in den letzten Staffeln immerzu versucht, sich aus der Ehe mit Fassbender zu befreien, in der sie alles andere als glücklich war. Nun hat sie in dieser Staffel einen Weg gefunden, zumindest das Machtverhältnis umzudrehen, indem sie ihren Mann erpresst.

Das ist spannend für Eva, weil sich ein Machtverhältnis ergibt, das sehr untypisch für die Zeit ist. Sie kann machen, was sie möchte. Sie kann sich ein neues Leben als Galeristin aufbauen. Sie muss im Laufe der Staffel trotzdem lernen, dass es für eine Frau ohne ihren Mann in dieser Zeit nicht möglich ist, ein lebenswertes Leben zu führen.

Frage: Was gibt es aus dieser Zeit, das Sie heute noch gerne hätten?

Antwort: Puh. Ich bin sehr froh, dass die Zeiten sich geändert haben, muss ich sagen. Ich bin sehr glücklich, eine Frau der heutigen Zeit zu sein. Ich bin mir immer wieder bewusst, inwieweit die Gleichberechtigung nach wie vor nicht vollständig ist. Ich sehe immer noch strukturelle Ungleichheiten in Bildungsmöglichkeiten oder was die Repräsentation von Frauen und Männern im Film angeht. Auch bei der gleichen Bezahlung, beim Thema Gender Pay Gap, ist noch viel zu tun.

Ein Thema, das mir letztens durch einen Kurzfilm bewusst wurde: Wir haben nach wie vor eine starke Tabuisierung der Menstruation. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäss, weil es etwas ganz Selbstverständliches ist. Hygieneartikel sollten für Frauen weltweit kostenlos sein. Man sollte nicht mehr flüsternd über dieses Thema sprechen müssen.

Frage: Stimmt es Sie wehmütig, dass die «Ku'damm»-Zeit vollkommen ohne Internet und Handys war?

Antwort: Das geht mir schon bei Filmen aus dem Jahr 2005 so, bevor die Smartphones aufkamen. Diese Unfähigkeit im Moment zu sein, stört mich. Das andere ist so viel ansprechender, auch im Film. Ich geniesse es sehr, Filme zu gucken, die gerätefrei sind.

Frage: Sie engagieren sich in Ihrem Verein für mehr Empathie im digitalen Raum. Warum?

Antwort: Das Thema liegt mir am Herzen. Ich habe vor einigen Jahren in «Lenalove» ein Mädchen gespielt, das aufgrund von Cybermobbing fast ums Leben gekommen ist. Es basierte auf einem echten Fall. Der digitale Wandel verändert unsere Art zu leben fundamental. Die Digitalisierung bringt neben vielen Vorteilen auch viele psychische Gefahren. Ich erlebe das Netz als einen Ort, an dem die Menschlichkeit verwahrlost, die Corona-Pandemie bringt Probleme wie Cybermobbing, Fake News, Hate Speech noch auf ein neues Level.

Ich habe diesen Verein gegründet, weil ich glaube, die Digitalisierung braucht Werte. Es braucht eine bundesweite Kampagne, die aufklärt und ein Bewusstsein für mehr digitale Empathie schafft. Da müssen alle mitziehen: die Bundesregierung, die Big Player der Tech-Industrie, Eltern, Jugendliche.

Frage: Kann man als Schauspielerin heute noch ohne Social Media arbeiten, können Sie sich noch digitale Pausen erlauben?

Antwort: Es gibt ein Meer von Künstlern und Schauspielern, die keine sozialen Netzwerke bedienen und trotzdem sehr erfolgreich sind. Der Zauber der Moviestars ist da, weil man eben nicht weiss, wie zum Beispiel eine Meryl Streep ihr Frühstück isst. Natürlich ist es omnipräsent. Trotzdem muss man immer gucken, wie viel man preisgeben möchte. Ich mache viel digitalen Detox, weil mir meine Zeit einfach zu viel wert ist. Ich merke, dass mir andere Dinge wichtiger sind.

Frage: Wird es eine Fortsetzung der «Ku'damm»-Geschichte geben?

Antwort: Das weiss ich noch nicht. Das hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie es ankommt. Die Zeit, in die es als nächstes gehen würde, ist auf jeden Fall superspannend. Wir sind jetzt im Jahr 63, dann wären wir Ende der 60er und auch noch in Berlin. Als Jugendliche hatte ich eine ganz grosse Faszination für die Studentenrevolte. Deswegen wäre das natürlich verlockend.

Frage: Für Karoline Herfurths Film «Wunderschön», der dieses Jahr ins Kino kommen soll, haben Sie sich die Haare millimeterkurz abrasiert. War der blonde Bob in «Ku'damm» echt?

Antwort: Das war eine Perücke. Aktuell hänge ich schon sehr an den kurzen Haaren. Es ist unheimlich praktisch und ich hatte sonst mein ganzes Leben lange Haare.

ZUR PERSON: Emilia Schüle (Jahrgang 1992) wurde in Russland geboren und kam als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland. Ihr Fernsehdebüt hatte sie 2007 in «Guten Morgen, Herr Grothe», ihr Durchbruch war 2012 die «Tatort»-Folge «Wegwerfmädchen». Danach war sie unter anderem in Serien wie «Charité», «Berlin Station» und «Treadstone» zu sehen. Zu ihren neueren Filmen gehören «Traumfabrik» und «Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen».