Zürcher führt an Langstrasse Exorzismus durch!

Es sind Szenen wie aus einem Horror-Film: An der Zürcher Langstrasse schreit, fuchtelt und wälzt sich auf einmal ein Mann wie besessen. Was ist passiert?

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TikTok/szene_isch_zueri - An der Zürcher Langstrasse wird ein Exorzismus durchgeführt.

Das Wichtigste in Kürze

  • An der Langstrasse in Zürich ist es zu einem aufsehenerregenden Vorfall gekommen.
  • Ein Mann schreit, fuchtelt und wälzt sich, als wäre er von Bösem besessen.
  • Daraufhin wird auf offener Strasse ein Exorzismus durchgeführt.

Irre Szenen an der Zürcher Langstrasse: Ein Video zeigt, wie ein Mann wie besessen mit den Armen fuchtelt, brüllt und sich am Boden wälzt.

Daneben steht ein weiterer Mann, der ihn immer wieder anschreit – und Anweisungen erteilt. «Geh raus, im Namen Jesu Christus!» ruft er und zeigt auf den sich windenden «Besessenen».

Ein Exorzismus auf offener Strasse? «Ja», erklärt Sektenexperte Georg Schmid, Leiter der Evangelischen Informationsstelle Relinfo. Bei der religiösen Praxis sollen vermeintlich besessene Menschen von bösen Geistern befreit werden.

Theologe Georg Schmid ist Leiter der Evangelischen Informationsstelle Relinfo. (Archivbild) - Nau.ch

Dabei handle es sich um einen sogenannten Befreiungsdienst in pfingstlich-charismatischer Form, so Schmid zu Nau.ch. Er werde so in Freikirchen, beispielsweise in Migrationsgemeinden südamerikanischer und afrikanischer Herkunft, ausgeübt.

Die im Video zu hörenden Worte des «Befreienden» sind «inhaltlich sehr typisch» für einen solchen Befreiungsdienst. Allgemein sei das Verhalten des «Besessenen» im Video «nicht untypisch, wenn auch eher dramatisch», so der Experte.

Freikirchen bieten Exorzismus-Schulungen an

Dass es nun an der Langstrasse zu einem Befreiungsdienst kommt, ist ungewöhnlich. Solche religiösen Praktiken finden üblicherweise vor allem in Gemeinderäumen statt. Laut Schmid können sie aber an jedem Ort geübt werden, «wo Menschen Anzeichen von Besessenheit zeigen».

In entsprechenden Glaubensgemeinschaften ist laut Schmid jeder in der Lage, einen solchen Exorzismus durchzuführen. «Manche radikalere Freikirchen machen sogar Schulungen, in denen die Dämonenaustreibung eingeübt wird.»

Ob ein Exorzismus erfolgreich ist, hängt nur von der betroffenen Person ab: Geheilt ist sie, wenn sie danach das Gefühl hat, nicht mehr besessen zu sein, so Schmid. «Das ist gelegentlich durchaus der Fall.»

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Einige finden aber auch Gefallen an ihrer angeblichen «Besessenheit»: «Zum Beispiel, weil sie öffentlich ‹die Sau rauslassen› können, ohne dass sie dafür verantwortlich wären. Schuld ist ja der Dämon.» Das Besessen-Spielen könne so helfen, Spannungen abzubauen.

Exorzismen bergen aber auch Gefahren. Schmid erklärt: «Wenn der Hintergrund eine echte psychische Erkrankung oder Störung wäre, dann hilft ein Befreiungsdienst in aller Regel gar nicht.» Im Gegenteil: «Die Dramatik kann die erkrankte Person zusätzlich belasten.»