Spitäler und Kliniken wollen nichts von Impfpflicht wissen

In Grossbritannien und Frankreich gibt es eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal. In der Schweiz ist das noch kein Thema.

Immer mehr Länder führen eine Impfpflicht für Pflegende ein. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Neuenburger Klinik stellt nur geimpfte Personen an.
  • In der Regel wollen Schweizer Spitäler und Kliniken nichts von einer Impfpflicht wissen.

In Frankreich ist es bereits Realität: Die Regierung von Emmanuel Macron hat letzte Woche eine Impfpflicht für das Pflegepersonal verhängt. Der Entschluss sorgte für viel Furore.

Doch Frankreich ist kein Einzelfall. In Grossbritannien müssen sich ebenfalls Angestellte von Alters- und Pflegeheimen gegen das Coronavirus impfen lassen.

...und auf die Politik. Hier abgebildet: Gesundheitsminister Alain Berset. - Keystone

Bund und Kantone hätten die Möglichkeit, eine Impfung für Pflegende für obligatorisch zu erklären. Doch Gesundheitsminister Alain Berset will davon noch nichts wissen.

Neuenburger verlangen Nachweis

Derweil prescht eine Neuenburger Klinik vor. Das Centre Médical des Cadolles, das im Februar 2022 eröffnet wird, verlangt von Bewerbern ein Impfzertifikat. Wer das nicht vorweisen kann, wird nicht angestellt.

Jetzt wird klar: Die Westschweizer dürften damit eine Ausnahme sein. Nau.ch hat mit über zehn Spital- und Klinik-Betreibern gesprochen. Hier setzt man auf Freiwilligkeit.

Im Inselspital ist eine Impfpflicht kein Thema. - Keystone

«Wir empfehlen die Covid-Impfung allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter», sagt die Berner Insel-Sprecherin Petra Ming. Eine allgemeine Impfpflicht sei aber nicht vorgesehen.

Sehr hohe Impf-Bereitschaft

Ähnlich klingt es in der Rehaklinik Bellikon AG. Man empfehle nicht nur beim Coronavirus, sondern auch bei der Influenza «wärmstens» eine Impfung. Genau die gleiche Empfehlung auch am Universitätsspital Zürich und der Luzerner Psychiatrie.

Sowieso scheint die Impf-Bereitschaft bei Personen im Pflegebereich höher als in der Restbevölkerung. Hierzulande sind aktuell 44 Prozent vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Hingegen waren bereits Ende Juni an den Solothurner Spitäler 80 Prozent der Ärzte und Pflegenden geimpft.

Ärzte sind öfters geimpft. - Keystone

Ähnliche Werte erreichen auch andere Einrichtungen. Das Berner Inselspital spricht von 70 Prozent, in der Rehab Basel sind es rund 75 Prozent.

Umfrage

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Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Ärzten und Pflegenden, wie Zahlen des Kantonsspital Baselland zeigen. Dort sind 81 Prozent der Ärzte geimpft, aber nur 50 Prozent der Pflegenden. Ganz verlässlich sind die Zahlen nicht, wie Sprecherin Astrid Minder erklärt: «Die tatsächliche Impfquote liegt sicher höher, weil ein Teil unserer Mitarbeitenden sich extern impfen liess.»