Pastor tamilischer Freikirche erhält Landesverweis

Ein tamilischer Pastor wurde vom Regionalgericht wegen zu viel Sozialhilfebezug verurteilt. Auch wegen sexuellen Missbrauchs läuft eine Untersuchung gegen ihn.

Kumar Williams, Oberhaupt einer tamilischen Freikirche in Bern, sieht sich erneut mit Missbrauchs-Vorwürfen konfrontiert. - srf

Das Wichtigste in Kürze

  • Der tamilische Pastor einer Freikirche wurde unter anderem wegen Sozialhilfemissbrauchs verurteilt.
  • Kumar Williams wurde in der Vergangenheit auch sexualisierte Gewalt vorgeworfen.
  • Die Untersuchungen laufen weiter, da es neue Beweismittel gebe.

Ein tamilischer Pastor und seine Ehefrau sind vom Berner Regionalgericht wegen Sozialhilfemissbrauchs, Urkundenfälschung und Anstiftung dazu verurteilt worden. Die Anklage entstand vor dem Hintergrund einer Untersuchung wegen sexuellen Missbrauchs.

Die Hauptvorwürfe betrafen unrechtmässige Bezüge von Sozialhilfe durch das Ehepaar in der Gemeinde Köniz zwischen Oktober 2016 und August 2019. Sie sollen insgesamt 26'000 Franken vom Sozialamt bezogen haben, berichtet der SRF.

Regionalgericht legt Pastor Urkundenfälschung zur Last

Der Pastor einer tamilischen Freikirche habe auch nicht angegeben, dass zwei weitere Frauen im Haushalt lebten. Dies hätte die Ansprüche auf Sozialhilfe reduziert. Zudem sollen Einkünfte aus Reinigungsarbeiten verschwiegen worden sein.

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Die beiden jüngeren Frauen standen ebenfalls vor Gericht. Sie sollen Kontoauszüge gefälscht haben, die der Pastor bei der Gemeinde einreichte. Das Regionalgericht verurteilte den Pastor zu einer Geldstrafe von 140 Tagessätzen à 40 Franken mit einer Bewährungsfrist von zwei Jahren. Dazu kam ein Landesverweis für fünf Jahre.

Die Rolle der Ehefrau und weiterer Frauen

Auch die Ehefrau des Pastors wurde teilweise schuldig gesprochen – wegen Urkundenfälschung und unrechtmässigen Sozialhilfebezugs. Sie wurde zu einem Landesverweis von fünf Jahren verurteilt. Die Richterin sprach laut SRF von absichtlicher Täuschung, um mehr Sozialhilfe zu erhalten.

Die beiden jüngeren Frauen wurden ebenfalls teilweise schuldig gesprochen, insbesondere wegen Urkundenfälschung. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.

Vorwürfe sexuellen Missbrauchs

Im Herbst 2019 waren bereits weitere Vorwürfe gegen den Pastor laut geworden: Er soll fünf Frauen sexuell missbraucht haben – unter dem Vorwand, Dämonen auszutreiben. Einige der Betroffenen seien minderjährig gewesen.

Aus Angst vor Ausgrenzung in der tamilischen Gemeinschaft wagte sich keine der Frauen, namentlich gegen den Pastor auszusagen. Daher wurden diese Vorwürfe nicht weiterverfolgt.

Mittlerweile habe die Generalstaatsanwaltschaft des Kantons Bern bestätigt, dass neue Beweismittel entdeckt wurden und die Untersuchung weiterlaufe.