Immer mehr Schweizer Normalos gönnen sich Fake-Zähne

Ein unnatürlich weisses Lächeln wie ein Hollywood-Star: Davon träumen offenbar viele Schweizerinnen und Schweizer. Fake-Zähne boomen zunehmend.

Immer mehr Anbieter in der Schweiz werben mit sogenannten Veneers. Und die Nachfrage steigt. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Promis tragen heute Veneers – zum Beispiel Cristiano Ronaldo oder Taylor Swift.
  • Die Fake-Zähne kommen auch bei Schweizer Normalos zunehmend an.
  • Es wird deutlich mehr dafür geworben – und ein Anbieter spricht von gestiegener Nachfrage.

Mit weissem Zahnpasta-Lächeln strahlen uns Stars wie Taylor Swift, Selena Gomez oder Cristiano Ronaldo entgegen. Dahinter steckt jedoch viel mehr als eine gute Zahnpasta und vielleicht eine Spange: Viele haben sich ihre echten Zähne abschleifen und sich sogenannte Veneers aufkleben lassen.

In den sozialen Medien gibt es sogar ganze Accounts, die sich nur der Zahn-Debatte widmen. Einer davon gehört US-Zahnärztin Dr. Sarah. Ihr Tiktok-Konto mit dem Namen «Veneer-Check» hat ganze 155'000 Follower und 7,2 Millionen Likes.

Zu fast jedem Star postet sie Videos, in denen sie ihre Zahn-Einschätzung gibt. Ihr Fazit fällt oft ähnlich aus: Die meisten Promis aus der Film-, Sport- oder Musikwelt tragen Schalen über den Zähnen.

Auch die Schweizer Ex-Bachelorette Yuliya Benza hat verraten, dass sie solche Zahnplatten trägt. Und damit ist sie in der Schweiz lange nicht mehr die einzige.

Mehr Nachfrage – und auch mehr Werbung

Der Hollywood-Trend kommt auch bei uns an – inzwischen kann man sich mit wenigen Mausklicks für ein neues Zahn-Set anmelden. Zum Beispiel bei der Migros-Tochter Bestsmile. Dort kosten Veneers bis zu 17'000 Franken, wie sie auf ihrer Webseite schreibt.

Und das Geschäft brummt: «Wir spürten im vergangenen Jahr eine leicht erhöhte Nachfrage nach Veneers», sagt Sprecherin Carmen Hefti.

Zahlen für die gesamte Schweiz habe er zwar nicht, sagt Markus Gubler von der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft (SSO) zu Nau.ch. «Was uns aber auffällt: Immer mehr Anbieter werben für Veneers.»

Experten warnen vor Billig-Anbietern in der Türkei

Dass die Zähne so stark abgefeilt werden, wie beispielsweise bei Reality-Star – und Schock-Beispiel – Katie Price, ist laut Gubler aber nicht nötig. Was die Britin trägt, dürften keine Veneers sein, sondern künstliche Kronen. Dafür werden rund 70 Prozent des Zahns abgeschliffen.

Anders ist das bei Veneers: «Sie schaden dem Zahn wenig. Fürs Aufkleben der Schalen müssen die Zähne vielfach nur minimalinvasiv präpariert werden.»

Mit dem Grusel-Foto von Katie Price habe das wenig zu tun. «Das ist ein absolutes Extrembeispiel», betont Gubler und erklärt: «Es gibt den Trend, sich in der Türkei ganz unnatürlich aussehende Zähne einsetzen zu lassen.» Das habe auch Price getan.

Vor diesen Billig-Zahnis warnte die SSO schon vor Monaten – einerseits vor dem künstlichen Aussehen, andererseits vor Komplikationen. Das Problem bei solch günstigen Behandlungen im Ausland: Kronen und Veneers müssen zirka alle fünf bis fünfzehn Jahre ersetzt werden. Und das beanspruche die Zähne stark. «Es kann zum Absterben des Zahns, zu Abszessen oder Nervenschädigungen kommen», sagt Gubler.

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17%

Gubler unterstreicht deshalb, wie wichtig es sei, sich von einer seriösen Fachperson beraten zu lassen. Dann sei das Risiko gering und die Zahnschalen würden bei guter Pflege «relativ lange» halten.

Doch er warnt: Vor dem 25. Lebensjahr solle man sich keine Veeners einsetzen lassen. «Das Gebiss wächst, verändert sich und der Übergang von Zahn auf Zahnfleisch verschiebt sich.»

«Viele legen heute grossen Wert auf ästhetisch ansprechendes Lächeln»

Was steckt dahinter – etwa der Beauty-Druck auf Social Media? Mögliche Gründe sind laut Migros-Sprecherin Hefti wachsendes Gesundheitsbewusstsein, Fortschritte in der Technologie und natürlich ästhetische Ansprüche.

«Viele Menschen legen heute grossen Wert auf ein ästhetisch ansprechendes Lächeln. Aligner (eine Art Zahnspange, Anmerkung d. Redaktion) und Veneers sind beliebte Optionen, um Zahnfehlstellungen, Verfärbungen und andere ästhetische Probleme zu korrigieren.»

Vielleicht spielen da also auch die Hollywood-Vorbilder eine Rolle.