Generation Z glaubt «alles», was sie auf Tiktok sieht

Künstliche Intelligenz, soziale Medien und Desinformationskampagnen: Fake News sind überall. Entgegen dem Klischee fällt oft auch die Generation Z darauf rein.

Dieser junge Mann «realisiert» gerade, dass er genau wie seine Mutter bei Facebook alles glaubt, was er auf Tiktok sieht. - Tiktok/@antonmijac

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gen Z witzelt, sie glaube alles, was sie auf Tiktok sieht – wie Boomer bei Facebook.
  • Es ist eine Anspielung auf das Klischee, dass Ältere weniger medienkompetent seien.
  • Die Tiktok-Witze sind nicht aus der Luft gegriffen: Viele Junge fallen auf Fake News rein.

«Ich merke, dass es das Gleiche ist, wenn ich alles auf Tiktok glaube, wie wenn Boomer alles auf Facebook glauben.» Solche nicht ganz ernst gemeinten Videos kursieren derzeit auf Tiktok. Viele Junge scheinen sich mit den Scherzen identifizieren zu können – sie werden teilweise millionenfach geklickt und geliked.

Die Videos spielen auf das Klischee an, wonach ältere Menschen, die nicht mit Smartphones und Co. aufgewachsen sind, weniger medienkompetent sind. Sie sollen eher auf Fake News hereinfallen und zum Beispiel KI-generierte Inhalte schlechter erkennen können.

Eben zusammengefasst: Babyboomer (Jahrgang 1946 bis 1964) glauben «alles» auf Facebook, obwohl dort alle fast alles posten können. Stimmt so natürlich nicht, aber das ist das Stereotyp. Ganz aus der Luft gegriffen ist die Behauptung trotzdem nicht.

In einer Studie von 2019 wurde untersucht, wie Leute bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 mit Fake News umgingen. «Dort zeigte sich, dass ältere Menschen mehr Fake News teilten», sagt Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic. Zudem ist es so, dass Facebook eher von älteren Menschen genutzt wird.

Tiktok wichtigste Informationsquelle für viele Junge

Anders das Klischee über die Generation Z: Ständig am Handy, ständig online und deshalb automatisch auch kompetent, wenn es um Mediennutzung geht. Dieses Bild greifen die Tiktok-Scherze selbstkritisch an – und sie haben durchaus einen wahren Kern, wie Studien zeigen.

«Bis vor wenigen Jahren war die gängige Annahme, dass ältere Menschen anfälliger für Desinformation sind», sagt Kovic. «Heute zeigt sich langsam, dass das nicht unbedingt stimmt. In den USA beispielsweise glauben Teenager stärker an diverse Verschwörungstheorien als Erwachsene.» Kovic verweist auf eine Studie aus dem Jahr 2023.

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Tiktok ist bei der Generation Z (ab Jahrgang 1997) sehr beliebt. Deshalb kann der Experte sich durchaus vorstellen, dass Teenager für Fehlinformationen, die dort verbreitet werden, anfällig sind.

«Ein wichtiger Faktor dürfte die Intensität der Nutzung sein. Für viele junge Menschen sind Social-Media-Plattformen die wichtigste Informationsquelle», so Kovic. Bewege man sich nur auf Tiktok, glaube man irgendwann unweigerlich die Dinge, die dort kursieren.

Generation Z grundsätzlich «genauso irrational»

Das hat sich zuletzt etwa deutlich bei den zahlreichen Verschwörungen um die «verschwundene» Prinzessin Kate gezeigt. Suchte man vor der Bekanntgabe ihrer Krebsdiagnose ihren Namen auf Tiktok, ploppten die abstrusesten Verschwörungstheorien auf. Verbreitet wurden sie meist von der jüngeren Generation.

Darunter: Kate liegt wegen häuslicher Gewalt im Koma, hat ein uneheliches Kind abtreiben lassen, eine Po-Vergrösserung vorgenommen oder andere wirre Ideen. Für Marko Kovic ist klar, dass bei Kate ein «perfekter Verschwörungs-Cocktail zusammenkam».

Er zählt auf: «Ein Mitglied des britischen Königshauses verschwindet für Monate aus der Öffentlichkeit, was Spekulationen befeuert. Dann meldet sie sich mit einem schlecht retuschierten Foto zurück, was zu einem Shitstorm führt.»

Das sei eine gute Story. «Millionen von Menschen hatten kollektiv das Gefühl, etwas Unlauteres aufgedeckt zu haben.» In Wirklichkeit handelt es sich aber eben doch nur um wilde Theorien.

«Die viralen Spekulationen und Verschwörungstheorien zeigen, dass junge Menschen grundsätzlich genauso irrational wie ältere Menschen sind.»

Promis entschuldigen sich für Kate-Witze

Im Januar hatte der Palast verkündet, dass sich Prinzessin Kate einer Bauch-Operation unterziehen müsse und deswegen bis Ostern ausfalle. Danach zeigte sie sich wochenlang nicht mehr in der Öffentlichkeit.

Kürzlich wurde die Schock-Diagnose kommuniziert: In einer Videobotschaft erklärte Kate, dass bei ihr Krebs gefunden wurde. Danach entschuldigten sich etliche Promis, die Witze über Kates Photoshop-Panne und ihr «Verschwinden» gerissen hatten.