Ronaldinho und Co. setzten sich in Brasilien für Jair Bolsonaro ein

Jair Bolsonaro hat im ersten Wahlgang in Brasilien gesiegt. Auch Stars unterstützen den «Trump der Tropen» – trotz rassistischer und homophober Ausfälle.

Der Präsident von Brasilien Jair Bolsonaro spricht im Parlament in Brasilia. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Ronaldinho hat Brasiliens Präsidentschaftskandidat Bolsonaro prominente Unterstützung.
  • Im zweiten Wahlgang dürfte es für den Rechtsaussen-Kandidat schwieriger werden.
  • Bolsonaro setzt auf die Wahlkampfthemen Korruption- und Gewaltbekämpfung.

Für viele Brasilianer ist er der Mann der Stunde. Rechtsaussen-Kandidat Jair Bolsonaro geht mit 46 Prozent Wähleranteil als Sieger aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Brasilien hervor. Abgeschlagen dahinter Herausforderer Fernando Haddad von der linken Arbeiterpartei mit gerade mal 29 Prozent.

Zwar ist die Ausgangslage vor dem zweiten Wahlgang für den Rechtspopulisten äusserst günstig. Doch in der Stichwahl am 28. Oktober steht nun dem «Trump der Tropen», wie Bolsonaro auch genannt wird, nur noch ein Kandidat gegenüber. Und für viele ist der Mann aus der rechtskonservativen Sozial-Liberalen Partei PSL schlichtweg nicht wählbar. Um Bolsonaro zu verhindern, werden sie darum dem Gegenkandidaten die Stimme geben. Brasilien scheint also auf eine spannende Wahl Ende Oktober zuzusteuern.

Fernando Haddad, ehemaliger Bildungsminister Brasiliens, bei einer Wahlkampfveranstaltung anfangs August. Der Oppositionspolitiker bezeichnete Jair Bolsonaro als den «schlechtesten Krisenmanager der Welt». - Keystone

Prominente Unterstützung

Vor dem Wahlkampf fiel Bolsonaro besonders durch seine üblen rassistischen, frauenfeindlichen und homophoben Ausfälle auf. So bezeichnete er schwarze Aktivisten als «Tiere» die zurück in den Zoo gehörten. Einer Abgeordneten im Kongress warf er an den Kopf: «Ich würde dich nicht vergewaltigen, weil du es nicht verdient hast.» oder aber: «Ich wäre unfähig, einen homosexuellen Sohn zu lieben – Ich würde bevorzugen, dass mein Sohn bei einem Unfall sterbe, als dass er mit einem schnauzbärtigen Mann auftritt.»

Trotzdem kann der 63-jährige ehemalige Militär-Offizier auf die Unterstützung von prominenter Seite zählen. Etwa vom zweifachen Weltfussballer des Jahres Ronaldinho. Der Weltmeister und ehemaligen FC Barcelona-Spieler hat ein Foto von sich mit Shirt und Rückennummer 17 geteilt. Darunter steht: «Für ein besseres Brasilien möchte ich Frieden, Sicherheit und jemanden, der uns Freude zurückgibt. Ich entschied mich, in Brasilien zu leben und ich möchte ein besseres Brasilien für alle!!!» Bolsonaro, dessen Kandidatennummer die 17 ist, bedankte sich: «Vielen Dank Ronaldinho! Es ist eine Ehre!»

Auch andere Top-Stars unterstützen den Rechtsaussen-Mann. Etwa Tottenham-Spieler Lucas Moura oder der ehemalige AC Milan-Verteidiger Cafu. Ebenso der zweifache Formel-1-Weltmeister Emerson Fittipaldi. Paris Saint-Germain-Star Neymar hat hingegen zu den laufenden Wahlen keine öffentliche Erklärung abgegeben. Vor vier Jahren unterstützte er den rechtsgerichteten Kandidaten Aecio Neves, der knapp gegen die wiedergewählte Präsidentin Dilma Rousseff von den Linken verlor.

Mit harter Hand gegen Gewalt

Bolsonaro hat die Wut der Bürger auf die Politik erkannt und genutzt. Die Polit-Elite steckt seit Jahren im Sumpf der Korruption. Fast die ganze politische Klasse des Landes ist durch Skandale diskreditiert. Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva sitzt etwa wegen Korruption im Gefängnis. Ex-Präsidentin Dilma Rousseff wurde wegen Korruptionsvorwürfen abgesetzt.

Nun ist Bolsonaro angetreten, um «den Saustall Brasília» auszumisten. Und obwohl er selbst schon seit fast drei Jahrzehnten dem politischen Establishment angehört – er hat es geschafft, sich als Anti-System-Kandidat zu etablieren.

Polizisten stehen neben einem Mann, der in der Nähe des Maracana Stadiums in Rio de Janeiro erschossen wurde. - Keystone

Dies auch, weil er angekündigt hat, mit harter Hand gegen die Spirale der Gewalt vorzugehen. Bis zu 64'000 Morde wurden im vergangenen Jahr im Land begangen – Nur rund fünf Prozent der Fälle landen vor einem Richter. Bei anderen Verbrechen ist die Aufklärungsrate noch tiefer. Bolsonaro verspricht nun, damit Schluss zu machen. Seine Lösung: Jeder soll eine Waffe tragen dürfen, um sich zu verteidigen und die Polizei soll Kriminelle foltern und ohne Gerichtsverfahren exekutieren dürfen.

Mit seinen unkonventionellen und radikalen Ideen konnte Bolsonario bereits im ersten Wahlgang unerwartete Wähler mobilisieren – etwa auch Brasil-Star Ronaldinho. Ob ihm so die Wahl gelingt, zeigt sich Ende Oktober.