Ukraine-Krieg: Moskau soll Angriff auf AKW Saporischschja planen

Nach der Sprengung des riesigen Kachowka-Staudamms soll Russland dem ukrainischen Sicherheitschef zufolge einen Angriff auf das AKW Saporischschja planen.

Der Sekretär des Rats für nationale Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, während eines Interviews in Kiew. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nacht auf Dienstag wurde der riesige Kachowka-Staudamm in der Ukraine gesprengt.
  • Kiew warnt nun: Der Kreml soll nun das Atomkraftwerk Saporischschja im Visier haben.

In der Nacht auf Dienstag wurde der Staudamm von Nowa Kachowka im von russischen Truppen besetzten Teil der Süd-Ukraine gesprengt. Kiew macht Russland dafür verantwortlich – und warnt vor erneuten Explosionen.

Brisant: Konkret soll das Kernkraftwerk Saporischschja im Visier des Kremls stehen!

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms sei «eine völlig neue Stufe der russischen Aggression». Das sagt der ukrainische Sicherheitsbeauftragte Oleksiy Danilow gegenüber der «Times». Die Welt sollte besorgt über die Rücksichtslosigkeit Russlands sein.

«Es ist eine Tatsache, dass es [im besetzten Saporischschja-Kraftwerk] Sprengstoff gibt», so Danilow weiter. Er ist überzeugt: «Da Putin das Wasserkraftwerk auf seinen Wunsch hin sprengen liess, scheint er zu allem bereit.»

Kühlwasser für Kernkraftwerk fehlt

Der sinkende Wasserstand des Staudamms könnte die Sicherheit des grössten europäischen Kernkraftwerks rund 145 Kilometer flussaufwärts gefährden. Denn: Das Wasser aus dem Stausee wird normalerweise in die Anlage gepumpt, um die Reaktoren zu kühlen.

«Die Welt befindet sich wieder einmal am Rande einer nuklearen Katastrophe», sagte der ukrainische Regierungsberater Mykhailo Podolyak. «Das Kernkraftwerk Saporischschja hat seine Kühlwasser-Quelle verloren.»

Das Atomkraftwerk bei Saporischschja ist im Ukraine-Krieg in die Hände Russlands gefallen. (Archivbild) - Keystone

Für die im Ukraine-Krieg schwer umkämpfte Stadt Cherson und zahlreiche ukrainische Dörfer hat die Sprengung ebenfalls verheerende Folgen: Bisher wurden ukrainischen Behörden zufolge 24 Orte überflutet. Insgesamt seien mehr als 40'000 Menschen durch das Hochwasser in Gefahr. 17'000 Ukrainerinnen und Ukrainer wurden evakuiert.

Strategie im Ukraine-Krieg geändert

Die Zerstörung könnte dazu führen, dass sich die Felder in der Süd-Ukraine bereits im nächsten Jahr zu Wüsten verwandeln. Davor warnt das ukrainische Agrarministerium. Auch die Trinkwasserversorgung in besiedelten Gebieten sei betroffen.

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Danilow zufolge habe Russland seine Strategie im Ukraine-Krieg geändert. Anstelle der Eroberung strebe Moskau die komplette Zerstörung der Ukraine an, wie er auf Twitter schreibt.