Ukraine-Krieg: Das würde bei Saporischschja-AKW-Sprengung passieren

Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms wird spekuliert, dass Russland im Ukraine-Krieg das Saporischschja-AKW sprengen will. Was hätte dies für Folgen?

Das AKW Saporischschja steht im Ukraine-Krieg weiterhin unter russischer Kontrolle. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sprengung des AKW Saporischschja würde Südrussland unbewohnbar machen, so ein Experte.
  • Darum hält er es für unwahrscheinlich, dass Putin das Kernkraftwerk sprengen will.
  • Andere hingegen wittern eine mögliche False-Flag-Operation.

Die Sprengung des Kachowka-Staudamms läutet im Ukraine-Krieg «die nächste Phase ein». Putin gehe es nun nur noch um Zerstörung, nicht um Eroberung. Das sagt Osteuropa-Experte Anders Aslund.

Putin plane gar, das Kernkraftwerk Saporischschja zu sprengen, wenn es nach Einschätzungen Kiews geht. Doch was hätte das für Folgen und ist an diesen Mutmassungen überhaupt etwas dran?

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Militärexperte Albert Stahel stellt klar: «Mutmasslich haben die Russen die Sprengladungen am Staudamm angebracht. Aber ob diese die Sprengungen ausgeführt haben, ist nicht sicher.»

Grund: Durch die Überflutung sei das gesamte Verteidigungs-Dispositiv der Russen östlich von Cherson «im Eimer». Laut Stahel könnte auch jemand anderes für die Sprengung verantwortlich sein.

Dass Russland tatsächlich die Sprengung der Reaktoren des AKWs in Saporischschja plant, glaubt der Fachmann indes nicht. «Eine Sprengung würde für Russland zu einem Supergau führen. Vermutlich würde das gesamte Südrussland für Jahre oder Jahrzehnte unbewohnbar werden.»

Viel wahrscheinlicher wären bei einem Rückzug der Russen Sabotagen an den AKWs. Dies aber im Sinne einer «Unbrauchbarmachung», oder Schäden durch Kriegshandlungen im Ukraine-Krieg.

Ukraine-Krieg: Stahel widerspricht Analysen anderer Experten

Mit diesen Aussagen widerspricht Stahel Analysen der britischen «Daily Mail». Diese schreibt: «Der Fakt, dass (...) auch Russland darunter leiden würde, sollte nicht als Gegenargument gesehen werden.»

So hätten russische Behörden wiederholt vor Risiken eines Anschlags als False-Flag-Operation gewarnt. Also vor einer Militäroperation unter falscher Flagge. Damit würden sie einen Vorwand schaffen, Kiew die Schuld an einer Katastrophe zu geben.

Es gebe aber keinen Hinweis darauf, dass Moskau bereits entschieden habe, die Anlage zu sabotieren. Vieles deute aber darauf hin, dass das Militär die Option zumindest im Auge behalte.