«Jugend hat keine Lust mehr zu arbeiten»

In Bayern (D) wurde eine grosse Ausbildungsmesse zum Fiasko. Frustrierte Ausbildungsplatz-Anbieter sehen den Hauptgrund in der Arbeitsmoral der Jugend.

Die Auszubildenden Leonard (l) und Florian arbeiten in der Lehrwerkstatt der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH. - Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine grosse Ausbildungsmesse am Wochenende in Bayern (D) war sehr schlecht besucht.
  • Es habe mehr Aussteller als Jugendliche bei dem Event, erzählen Anbieter.
  • Die Jugend habe leider keine Lust mehr zu arbeiten, nervt sich das Gewerbe.

Eine grosse Ausbildungsmesse in Bayern (D) hat die Veranstalter enttäuscht und die teilnehmenden Firmen verärgert. In den Gemeinden Haar und Vaterstetten boten rund 60 Unternehmen am Wochenende ihre Ausbildungsplätze an. Doch zu dem Gross-Event kamen nur eine Handvoll Jugendlicher, berichtet der «Münchner Merkur».

«Wir haben leider mehr Aussteller als interessierte Schüler», sagte ein Mitarbeiter der Messe der Zeitung. Tatsächlich blieben die Stände der Ausbildungsberufe grösstenteils leer. Nicht geholfen hat sicher auch, dass gleichzeitig in München ein ähnlicher Event stattfand.

Vertreten waren Berufe wie Mechaniker, Schornsteinfeger, Gärtner, Maurer, Verkäufer oder Fachinformatiker. Aber auch Berufe im sozialen Bereich und Gross-Firmen wie BMW, Aldi und dm warben um den Nachwuchs.

Mädchen wollen Influencerinnen werden, Buben Fussballprofi

Obi-Ausbildner Dragoslav Corilic ist frustriert: «Man muss es leider so sagen: Die Jugendlichen haben keine Lust mehr zu arbeiten.» Der Lehrlingschef ist für die Auszubildenden in 30 Märkten in Bayern zuständig.

Wenn er in Schulen spreche, sage die Hälfte der Jungs zu ihren Zukunftsplänen: «Fussballprofi». Von den Mädchen höre er «Influencerin» und «viel reisen und zu Hause chillen». Der Rest wolle studieren.

Auch Eltern würden heute ihren Teil zum schlechten Image des Handwerks beitragen, nervt sich auch Stephan Feldmeier gegenüber der Zeitung. Er ist Obermeister und Ausbildungsleiter für die Bauinnung München-Ebersberg.

«Wenn die Eltern aus dem Ausland kommen, die wollen für ihren Nachwuchs etwas Besseres als auf dem Bau. Und von den deutschen Jugendlichen will keiner mehr richtig arbeiten oder mal dreckig werden.»

Auch in der Schweiz unbesetzte Lehrstellen

Tatsächlich kämpft der deutsche Arbeitsmarkt mit einem Nachwuchsproblem: Bis Juli 2023 bleiben insgesamt 228'000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das ist eine Zunahme von 9 Prozent zum Vorjahr.

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Auch in der Schweiz können längst nicht alle Betriebe genug Lernende finden. Im August waren gemäss dem Bund noch 12'000 von den angebotenen rund 80'000 Lehrstellen unbesetzt. Anders als im grossen Kanton bewegt sich diese Zahl allerdings im normalen Bereich.