Tausende Jugendliche beginnen bald ihre Lehre – doch die Lehrstellenquote geht trotzdem zurück. Nicht alle Branchen sind gleichermassen betroffen.
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Zwischen den verschiedenen Branchen gibt es grosse Unterschiede in der Anzahl Lernender. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kurz vor Beginn des Lehrjahrs sind viele Lehrstellen noch unbesetzt.
  • Die Lehrstellenquoten sind stark branchenabhängig – der Bau schneidet am besten ab.
  • Auch zwischen den Regionen gibt es bezüglich der Anzahl Lernender grosse Unterschiede.
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Mehr als 70'000 Lernende starten diesen Sommer ins Berufsleben. Viele Schweizer Betriebe suchen auch kurz vor Beginn des Lehrjahres noch nach Auszubildende.

Doch es werden immer weniger Teenies, die eine Lehre starten. Zuletzt ging die Lehrstellenquote zurück: von 4,9 Prozent im Rekord-Jahr 2011 auf 4,5 Prozent im Jahr 2020. Heisst: Pro hundert Vollzeitangestellte gibt es 4,5 Lernende. Das berichtet «CH Media» unter Berufung auf Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS).

Dabei sind zwischen den verschiedenen Branchen deutliche Unterschiede zu erkennen. Die niedrigsten Lehrstellenquoten werden in der Kunst-, Unterhaltungs- und Erholungsbranche verzeichnet. Auch im Grundstücks- und Wohnungswesen, Bergbau und Bereich «sonstige Dienstleistungen» fehlen Lernende.

Baugewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen schneiden gut ab

Gut hingegen sieht es im Baugewerbe aus: Die Lehrstellenquote liegt bei 7,6 Prozent. Im Gesundheits- und Sozialwesen sind es 6,7 Prozent. Das ist unter anderem auf die Ausbildungsoffensive aufgrund des Fachkräftemangels zurückzuführen.

Auch die Informatikbranche will mehr Lernende: Die Quote soll laut des Verbands ICT-Berufsbildung Schweiz von 5,9 auf 8,1 Prozent erhöht werden.

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Schon bald beginnt in der Schweiz das neue Lehrjahr.
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Bezüglich der Lehrstellenquoten bestehen allerdings grosse Unterschiede.
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Das Gesundheits- und Sozialwesen schneidet mit 6,7 Prozent überdurchschnittlich ab.
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Auch regional gibt es grosse Unterschiede zwischen den Lehrstellenquoten.
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In ländlichen und Deutschschweizer Kantonen ergeben sich die höheren Quoten.

Die unterschiedlichen Lehrstellenquoten ergeben sich aus verschiedenen Anforderungsprofilen in den Branchen. Teils sind Personen mit Hochschulabschluss gefragt, teils Personen, die eine Lehre gemacht haben.

So arbeiten dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zufolge im Bergbau viele ungelernte Personen. Da auch wenig in die Ausbildung investiert wird, kommt eine tiefe Lehrstellenquote zustande.

Im Baugewerbe ist die Ausgangslage ähnlich: Hier arbeiten ebenfalls viele Personen ohne Berufsausbildung. Der Unterschied liegt darin, wie die Branche damit umgeht. Sie investiert in Lehrstellen – was zur schweizweit höchsten Lehrstellenquote führt.

Uri hat höchste Lehrstellenquote

Auch regional gibt es grosse Unterschiede bei der Anzahl Lernenden. Ländliche und Deutschschweizer Kantone schneiden besser ab als städtische und Westschweizer Kantone.

Den Top-Wert erreicht der Kanton Uri mit einer Lehrstellenquote von 7,4 Prozent. Genf stellt hingegen das Schlusslicht dar – mit einer Quote von 1,7 Prozent.

Haben Sie eine Lehre gemacht?

In seinem Buch «Karriere mit Berufsbildung» erklärt Bildungsexperte Rudolf Strahm, eine Lehrstellenquote von sechs Prozent sei für die Wirtschaft erstrebenswert. Das BFS blickt derweil optimistisch in die Zukunft: Im kommenden Jahrzehnt soll die berufliche Grundbildung ein Plus von 14 Prozent verzeichnen.

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