Coronavirus: Darum solls im Herbst kein neues Kosovo-Desaster geben

Viele Kosovo-Rückkehrer liegen derzeit wegen des Coronavirus im Spital. Nun stehen die nächsten Ferien an – ähnliche Szenen dürften aber ausbleiben.

Ein Patient wird auf der Intensivstation im Zürcher Triemlispital gegen das Coronavirus behandelt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf den Schweizer Intensivstationen liegen auffallend viele Kosovo-Rückkehrer.
  • Diesen Sommer besuchten viele Schweizer Doppelbürger ihre Familien und steckten sich an.
  • Ein ähnliches Szenario ist nach den Herbstferien allerdings nicht zu erwarten.

Nach den Sommerferien sind auffallend viele Reiserückkehrer aus dem Kosovo im Spital gelandet. Dort sind die Fallzahlen mit dem Coronavirus in den vergangenen Wochen drastisch angestiegen. Die Situation ist so prekär, dass die Rega derzeit im Dauereinsatz Doppelbürger in die Schweiz zurückfliegen muss.

Die Zahlen: Am 1. Juli wurden in dem 1,9-Millionen-Land neun neue Fälle gemeldet. Einen Monat später waren es 92 Fälle und vor wenigen Tagen, am 26. August, 2541 Neuinfektionen.

Bei 40 Prozent aller Intensivpatienten, die derzeit wegen des Coronavirus in Schweizer Spitälern liegen, handelt es sich um Reiserückkehrer. Bei 80 Prozent von ihnen wird vermutet, dass sie sich in Kosovo oder Nordmazedonien infiziert haben.

Nun stehen die Herbstferien an – doch das Horror-Szenario auf der Intensivstation dürfte sich nicht wiederholen. Grund eins: Ab September gelten im Kosovo erneut strenge Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.

Restaurants, Einkaufszentren und Schulen gehen zu, Maskenpflicht gilt neu auch draussen. Die nächtliche Ausgangsfreiheit wird eingeschränkt, ebenso die Teilnehmerzahl bei Versammlungen.

Kosovo-Kolumnistin: «Die meisten reisen im Sommer in die Heimat»

Dass nach den Herbstferien erneut viele Kosovo-Rückkehrer in Schweizer Spitälern landen, erwartet auch die in Pristina geborene Nau.ch-Kolumnistin und Autorin Shqipe Sylejmani nicht.

Die Baslerin erklärt: «Generell reisen die meisten im Sommer zurück in die Heimat. Das hat einerseits mit dem schönen Wetter zu tun. Andererseits damit, dass im Sommer die Ferien am längsten dauern.»

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Im Herbst würden nur die wenigsten in den Kosovo reisen. Den diesjährigen Sommerferien-Ansturm erklärt sich Sylejmani auch damit, dass viele 2020 wegen des Coronavirus ihre Familien nicht besuchen konnten.

«Viele sind von uns gegangen und wir konnten nicht einmal an die Beerdigung reisen. Die Menschen vermissten ihre Heimat und kamen dann auch auf grossen Familienfeiern wie Hochzeiten erstmals wieder zusammen.»

«Viele lassen sich jetzt gegen das Coronavirus impfen»

Nachdem die Fallzahlen im Kosovo derart explodiert sind, beobachtet Shqipe Sylejmani eine erhöhte Impfbereitschaft. Sowohl vor Ort wie auch unter den Schweizer Doppelbürgern. «Viele in meinem Freundeskreis lassen sich jetzt impfen. Ihnen ist bewusst geworden, dass sie sich und ihre Familie schützen müssen.»

Ein Mann lässt sich im Kosovo gegen das Coronavirus impfen. - Keystone

Ob die Impfungen im Kosovo nun deutlich steigen, lässt sich derzeit nicht sagen. Die Gesundheitsbehörden haben seit über einer Woche keine neuen Zahlen dazu veröffentlicht. Stand 17. August waren rund 11 Prozent vollständig geimpft.

Auch in der Schweiz ist unklar, ob die Impfbereitschaft von kosovarischen Doppelbürgern gestiegen ist. Das BAG veröffentlicht keine Zahlen dazu.