Saudi-Arabien will erstmals Touristen-Visa ausstellen
Saudi-Arabien öffnet sich für Urlauber und will erstmals Touristen-Visa ausstellen.
Das Wichtigste in Kürze
- Erzkonservatives Königreich sieht Tourismus als neue Einkommensquelle.
Das kündigte das erzkonservative Königreich am Freitag an. Tourismus-Direktor Ahmed al-Chateeb sprach von einem «historischen Moment für unser Land». Mit der Entwicklung des Tourismussektors will sich das weitgehend von Ölexporten abhängige Land neue Einkommensquellen erschliessen.
Bislang stellte Saudi-Arabien Visa nur für muslimische Pilger und für berufliche Zwecke aus. Seit Kurzem gibt es auch Visa für Besucher von Sport- und Kulturveranstaltungen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitierte Tourismus-Direktor al-Chateeb nun mit den Worten, Bürger aus 49 Staaten könnten künftig online ein Touristenvisum beantragen.
Al-Chateeb warb in einer Erklärung, Besucher würden «überrascht» sein von den «Schätzen» Saudi-Arabiens: In dem Land gebe es fünf Unesco-Welterbestätten, eine lebendige Kultur und «atemberaubende» Natur.
Ausserdem sollten für ausländische Besucherinnen gelockerte Kleidervorschriften gelten: Touristinnen müssten nicht das traditionelle schwarze Überkleid Abaja tragen, erklärte al-Chateeb. Notwendig sei aber «züchtige Bekleidung».
Die Entwicklung des Tourismus ist Teil der «Vision 2030», mit der Kronprinz Mohammed bin Salman einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformkurs eingeleitet hat. Die Führung des Landes hofft auf eine Million neue Arbeitsplätze in der Tourismusbranche. Bis 2030 soll der Tourismus zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen. Saudi-Arabien will damit seine Abhängigkeit vom Erdöl verringern.
Das Land will Milliarden in touristische Infrastruktur investieren. So sollen Inseln und Küstenorte am Roten Meer in Luxus-Badeorte verwandelt werden. Auch an archäologische Stätten sollen Touristen gelockt werden.
Allerdings dürfte die anhaltende Kritik an der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien potenzielle Touristen abschrecken. Die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im vergangenen Jahr sorgte weltweit für Negativschlagzeilen.
Auch an der Situation von Frauen entzündet sich die Kritik. Der Kronprinz hat zwar Reformen eingeleitet und die Vorschriften für Frauen gelockert. So dürfen Frauen inzwischen Auto fahren und ohne Erlaubnis eines Mannes ins Ausland reisen. Kritikern gehen die Reformen aber nicht weit genug.