Amnesty: Mädchen in Afghanistan Schule ab 7. Klasse wieder erlauben

Amnesty International hat die Taliban in Afghanistan aufgefordert, Mädchen den Besuch von Schulen ab der 7. Klasse wieder zu erlauben.

Mädchen in Afghanistan dürfen nun wieder an weiterführende Schulen. - sda - Keystone/AP/Felipe Dana

Das Wichtigste in Kürze

  • Amnesty International will afghanische Schulen wieder für Mädchen öffnen.
  • Die Taliban sollen Einschüchterung und Gewalt an Schulen einstellen.
  • Die Taliban könnten die Schulen nie wieder für Mädchen öffnen.

Bildung sei ein fundamentales Menschenrecht, das auch die Taliban wahren müssten, sagte Agnès Callamard, Generalsekretärin von AI, am Donnerstag in einem Bericht mit Schilderungen von Betroffenen zur Lage im Schulsystem seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August.

AI forderte die Taliban auf, Einschüchterungen, Gewalt und Drohungen an Schulen einzustellen.

Nach der Machtübernahme hatten die Taliban Schülerinnen der 7. bis 12. Klasse den Schulbesuch untersagt mit der Begründung, sie dürften den Unterricht wieder aufnehmen, sobald ein «sicheres Lernumfeld» geschaffen sei.

Schulen eventuell nie wieder für Mädchen geöffnet

Seitdem haben sie allerdings nicht erklärt, wie lange dies dauere. Die Befürchtung wächst, dass die Taliban die Schulen nie wieder für Mädchen ab der 7. Klasse öffnen könnten. Die Universitäten dürfen junge Frauen besuchen, allerdings nur in nach Geschlechtern getrennten Seminaren. Jungen dürfen landesweit seit dem 17. September wieder in die Schulen gehen.

Frauen in Burkas warten vor einer Kabuler Bäckerei - AFP

AI hatte für den Bericht mindestens 33 Lehrkräfte, Schüler und Schülerinnen sowie örtliche Aktivisten in neun Provinzen befragt. Dabei sei herausgekommen, dass die Taliban Mädchen bedrängten und einschüchterten, um sie vom Schulbesuch abzuhalten. Junge Frauen setzten aus Angst vor den Taliban ihr Studium nicht fort, heisst es weiter. Nach Angaben von AI bedrohen die Taliban ferner Lehrkräfte, die unter der vorherigen Regierung unterrichtet hatten.

Anwesenheitsrate in Schulen stark gesunken

Obwohl Grundschüler in die Schule dürften, sei die Anwesenheitsrate wegen der Gewalt der Taliban in allen Klassen niedrig, vor allem bei Mädchen. So gebe es Familien, die ihre Mädchen nicht in die Grundschule schickten aus Angst, die Taliban könnten sie schlagen. AI zufolge haben die Taliban auf die Bitte um Stellungnahme zu dem Bericht nicht reagiert.

Während der ersten Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 hatten diese Frauen und Mädchen vollständig von Bildung und Arbeit ausserhalb ihres Hauses ausgeschlossen.