Metropole in Regenbogenfarben: New York feiert 50 Jahre «Stonewall»
Ob Kaufhäuser, Eisdielen oder U-Bahn-Tickets: New York wirkt derzeit zu grossen Teilen wie in Regenbogenfarben gehüllt. Am 30. Juni findet eine Parade statt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Juni ist jedes Jahr der Pride Month.
- Am 30. Juni wird in New York mit einer grossen Parade gefeiert.
- Die Parade weist aber auch auf die Diskriminierung der LGBTQ Community hin.
Vor einem halben Jahrhundert in einer warmen Nacht am 28. Juni feiern etwa 200 Menschen, darunter viele Homosexuelle, in der beliebten Bar «Stonewall Inn». Sie liegt in der Christopher Street im Greenwich Village, als auf einmal acht Polizisten hereinkommen. Eine Razzia, wie schon so viele davor.
Der Verkauf von Alkohol an Schwule ist damals illegal. Tanzen dürfen sie auch nicht, und Frauen dürfen nur dann Hosen tragen, wenn sie ausserdem mindestens drei «weibliche Kleidungsstücke» anhaben. Die Polizisten führen eine lesbische Frau ab und traktieren sie im Handgemenge mit einem Schlagstock.
Keimzelle der Protestbewegung
Solche Schikanen sind schon häufiger vorgekommen – aber diesmal hat die Menge der Feiernden genug. Jahrelange Gewalt, Unterdrückung und Ausgrenzung entlädt sich in offenem Protest und Widerstand. Die Vorkommnisse sollen später als Stonewall-Aufstand bekannt werden. «Wir hatten nichts, und so hatten wir nichts zu verlieren», erinnert sich Tommy Lanigan-Schmidt, der damals dabei war.
Die Krawalle reissen nicht ab. Noch Nächte später versammeln sich rund 1000 Demonstranten. Die Unruhen sind der Funke, der eine internationale Bewegung in Gang setzt. Das «Stonewall Inn» wird zur Keimzelle der Protestbewegung.
«Stonewall Inn» ist Nationaldenkmal
2016 wurde das «Stonewall Inn» vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama zum Nationaldenkmal erklärt. Inzwischen fehlt es in keinem Reiseführer und öffnet nach wie vor an derselben Stelle an der Christopher Street seine Tür.
«Der Ort, wo in einer schwülen Sommernacht 1969 der Stolz der Homosexuellen begann, und der Ort, wo er heute weiterlebt.» So feiert sich die holzverkleidete Bar.
Zahlreiche Touristen fotografieren sich täglich vor der Bar und dem mit Regenbogenfahnen geschmückten kleinen Park gegenüber. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber und frühere Vizepräsident Joe Biden hat auch vorbeigeschaut.
Wichtige Entschuldigung
Vor Kurzem entschuldigte sich der New Yorker Polizeichef James O'Neill offiziell für das Verhalten der Polizisten von damals: «Die Handlungen des NYPD waren falsch – ganz einfach», sagte O'Neill bei einer Pressekonferenz.
«Das Verhalten und die Gesetze waren diskriminierend und unterdrückend und dafür entschuldige ich mich.» Heute identifizierten sich zahlreiche New Yorker Polizisten als LGBTQ. So etwas wie die Stonewall-Aufstände könne nicht mehr vorkommen, meinte er.