Nullenergiehaus ermöglicht 2000-Watt-Gesellschaft
Das erste Minergie-A-Eco-zertifizierte Mehrfamilienhaus im Kanton Basel wurde Ende 2015 bezogen.

Der Neubau an der Aescherstrasse 12 umfasst sieben altersgerechte Wohnungen mit zweieinhalb oder dreieinhalb Zimmer. Immobilien Basel-Stadt verfolgte mit der Realisierung vorrangig zwei stadtpolitische Ziele: einen Beitrag zu effizienterem Wohnflächenverbrauch leisten und Erfahrungen im Hinblick auf die Herausforderung des Klimawandels sammeln.
In sozialer Hinsicht sollten im Quartier Bachletten familientaugliche, jedoch unterbelegte Wohnungen freigespielt werden, indem marktergänzend ein Angebot an altersgerechten Mietwohnungen geschaffen wird. Es stiess auf grosses Interesse bei älteren Quartierbewohnerinnen und -bewohnern und hatte damit den gewünschten Effekt.
Das Gebäude ist das erste Minergie-A-Eco-zertifizierte Mehrfamilienhaus im Kanton Basel-Stadt und damit in ökologischer Hinsicht herausragend. Im Rahmen eines dreijährigen Monitorings hat das Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nordwestschweiz überprüft, ob die anspruchsvollen energetischen Ziele erreicht werden und welchen Einfluss das Nutzerverhalten hat. Dazu wurden die berechneten Bedarfswerte aus der Planung mit gemessenen Verbrauchswerten im Betrieb verglichen und mittels Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner mögliche Ursachen für Abweichungen ergründet.
Ertrag der Fotovoltaikanlage auf dem Dach bedeutend höher als geplant
So wurde beispielsweise festgestellt, dass die Raumtemperatur in den von meist älteren Bewohnerinnen und Bewohnern genutzten Wohnungen höher ist als der Standardwert aus der Planung. Untersucht wurde in der Folge, wie sich die erhöhten Raumtemperaturen auf den Heizenergieverbrauch auswirken.
Denn das Haus an der Aescherstrasse 12 sollte, um den Minergie A Standard zu erfüllen, mindestens so viel Energie erzeugen wie für Wärme/Kälte/Lüftung unterjährig verbraucht wird (Nullenergie-Haus). Die Messergebnisse haben gezeigt, dass dieses Ziel deutlich übertroffen wird.
Zum einen war die Wärmepumpe wesentlich effizienter als angenommen. Zum anderen war der Ertrag der Fotovoltaikanlage auf dem Dach bedeutend höher als geplant.
Die Energieproduktion im Haus übertrifft heute (jahresbilanziert) zusätzlich dessen gesamten Strombedarf. Die Untersuchung hat aber auch Optimierungspotenzial offengelegt. So könnten beispielsweise durch teilweisen Verzicht auf die Gebäudeautomation der solare Eintrag im Winter und die Nachtauskühlung im Sommer verbessert werden.
Das Monitoring ergab, dass in energetisch optimierten Bauten trotz des sehr tiefen Heizwärmeverbrauchs auch für Menschen mit erhöhtem Kälteempfinden die Behaglichkeit während der Heizperiode gewährleistet ist. Das Gebäudekonzept hat sich im Betrieb bewährt und die anspruchsvollen Ziele des nachhaltigen Bauens konnten auch in der Praxis erreicht werden, ohne dass Abstriche bei der Behaglichkeit hingenommen werden mussten.