Mythos «Made in Germany»: Ein Faktencheck

Daniel Huber
Daniel Huber

Hinter diesem Image verbergen sich zunehmend kritische Fragen: Ist «Made in Germany wirklich noch das, was es verspricht, oder nur ein Marketing-Mythos?

Made in Germany
Made in Germany: Premiumpreis für globale Produktion. - D.Huber

Deutsche Automobilhersteller geniessen weltweit einen Ruf für überragende Qualität, Ingenieurskunst und Innovation. Dieses Vertrauen ist so ausgeprägt, dass selbst Rückrufaktionen oder Skandale dem Ansehen dieser Marken kaum dauerhaften Schaden zufügen können.

Doch wie steht es um die objektive Zuverlässigkeit dieser Premiumfahrzeuge? Die Analyse von Daten wie TÜV-Berichten und ADAC-Pannenstatistiken zeigt ein differenziertes Bild.

Es ist wichtig, zwischen subjektiver Markenwahrnehmung und messbaren Leistungsdaten zu unterscheiden, um die Situation realistisch zu betrachten. Das Image, geprägt von Prestige und Fahrerlebnis, steht oft im Kontrast zu den nackten Zahlen.

Deutsche Qualität: Ein genauerer Blick

Der Porsche 911 Carrera ist ein Paradebeispiel deutscher Ingenieurskunst und Zuverlässigkeit. Er weist in TÜV-Berichten durchweg hohe Zuverlässigkeitswerte auf. Dies untermauert sein Image als Hochleistungs- und Luxusmarke, das weltweit Anerkennung findet.

Anders sieht es bei einigen BMW-Baureihen aus, beispielsweise dem 5er/6er oder X5/X6. Trotz ihres starken Premium-Images zeigen diese Modelle teils deutlich höhere Mängelquoten. Dies betrifft oft grundlegende Bereiche wie Beleuchtung, Bremsen und das Fahrwerk.

Die ADAC-Pannenstatistik beleuchtet die Zuverlässigkeit im realen Fahrbetrieb. Viele deutsche Premiummodelle zeigen hier eine durchweg gute Leistung und sind pannensicher. Ein signifikanter und branchenweiter Trend ist jedoch der starke Anstieg von Batteriepannen, die einen erheblichen Anteil aller Fahrzeugstillstände ausmachen.

Top-Performance

Porsche 911 Carrera: Dieses Modell sticht durchweg als herausragender Performer hervor und belegt in nahezu allen Altersklassen Spitzenplätze in der Zuverlässigkeit. Seine Mängelquote liegt nur bei 3.1 % für 4- bis 7-jährige Fahrzeuge.

Porsche 991
Porsche 991 (2011–2019): «Made in Germany in Perfektion. - Calm Vistas

Selbst in der ältesten Kategorie der 12- bis 13-Jährigen bleibt sie mit 7,9 % bemerkenswert niedrig. Dies belegt eine aussergewöhnliche Langzeitstabilität.

Audi Q2: Zeigt eine starke Zuverlässigkeit, insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, mit einer niedrigen Mängelquote von 2.6 % für 2- bis 3-Jährige und einer beachtlichen Quote von 7.7 % für 6- bis 7-Jährige. Er wird zudem explizit als das zuverlässigste SUV genannt.

VW Golf Sportsvan: Zeigt eine robuste Leistung über mehrere Alterskategorien hinweg, mit Mängelquoten von 2.5 % (2-3 Jahre), 3.6 % (4-5 Jahre), 6.8 % (6-7 Jahre) und 10.0 % (8-9 Jahre). Er wird als der beste Van im Bericht anerkannt.

Weitere Top-Performer

VW T-Roc: Demonstriert gute Zuverlässigkeit in den mittleren Altersbereichen, mit 4.0 % für 4- bis 5-Jährige und 6.0 % für 6- bis 7-Jährige.

VW T-Roc
Der kompakt-SUV Volkswagen T-Roc hat Käufer in ganz Europa überzeugt. - Volkswagen

Mercedes A-Klasse / B-Klasse: Diese Modelle zeigen eine lobenswerte Langzeitstabilität, besonders in älteren Altersgruppen (z.B. 14.7 % für die A-Klasse und 14.8 % für die B-Klasse bei 10-11 Jahren). Die B-Klasse schneidet auch bei 6-7 Jahren (7.4 %) und 8-9 Jahren (11.1 %) gut ab.

Mercedes Benz B-Klasse
Die neue Generation des Wagens wurde im Oktober 2018 auf dem Pariser Autosalon enthüllt und löste damit den Mercedes-Benz W 246 ab, der von 2011 bis 2018 gebaut wurde. - Alexander Migl

VW e-Golf: Bemerkenswert als das leistungsstärkste Elektrofahrzeug unter den 2- bis 3-Jährigen, mit einer sehr niedrigen Mängelquote von 3,4 %.

Audi 4
Audi A4 B9 (2015-2024): Das Fahrzeug erhielt 2015 das Goldene Lenkrad in der Kategorie Mittelklassewagen. - Thomas Doerfer

Audi A4/A5: Zeigen eine starke Leistung in der Mittelklasse mit einer Mängelquote von 4,7 %.

Schlechte Noten

BMW 5er/6er: Diese Modelle sind im «unteren Mittelfeld» des TÜV-Reports angesiedelt, was auf überdurchschnittlich hohe Mängelquoten hindeutet. Für 4- bis 5-jährige Fahrzeuge zeigen sie eine Mängelquote von 17.7 %, die bei 6- bis 7-Jährigen auf 23.6 % ansteigt.

BMW 5
Anfällige Spitzentechnologie: BMW 5 Serie G30 (2017-2023). - Vauxford

Trotz der weiten Verbreitung von Serviceverträgen unter den Besitzern erfordern diese Modelle häufig Werkstattbesuche aufgrund gängiger Probleme.

BMW X5/X6: Zeigen ebenfalls höhere Mängelquoten, mit 20,4 % für Fahrzeuge bis zu 7 Jahren. Die Hauptprobleme, die für BMW 5er/6er und X5/X6 identifiziert wurden, betreffen Beleuchtung, Reifen und Bremsen.

Darüber hinaus zeigt der BMW X5 G05 (ab 2018) spezifische «Auffälligkeiten» in den TÜV-Prüfungen, insbesondere bei der Abgasanlage, verschlissenen Fahrwerkskomponenten und Bremsen.

Kommentare

User #5825 (nicht angemeldet)

Deutschland ist der Mythos der schlechten Angewohnheiten

User #3874 (nicht angemeldet)

Der Begriff „Made in Germany” entstand im Jahr 1887 in Grossbritannien im Rahmen des „Merchandise Marks Act”. Das Ziel bestand darin, britische Verbraucher vor Täuschungen über den Herkunftsort von Importwaren, insbesondere von deutschen Produkten, die sehr oft minderwertig oder billig produziert, zu schützen. 130 Jahre später hat die Bezeichnung ihre ursprüngliche Bedeutung wiedererlangt!

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