Tesla: Hightech-Image vs. TÜV-Berichte
Tesla polarisiert und fasziniert zugleich. Doch die jüngsten Ergebnisse des TÜV zeichnen ein unerwartetes Bild: Das Model 3 fällt mit eklatanten Mängeln durch.

Die Erfolgsgeschichte von Tesla im Elektroautomarkt ist beispiellos. Das Unternehmen hat es meisterhaft verstanden, sich als Synonym für Fortschritt, Nachhaltigkeit und modernste Technologie zu positionieren.
Das minimalistische Design und der Fokus auf Software und Performance sprechen insbesondere eine technikaffine Käuferschicht an.

Doch zeigt ein genauerer Blick auf unabhängige Qualitätsprüfungen ein differenzierteres Bild. Die Ergebnisse der aktuellen TÜV-Berichte stehen in einem Kontrast zum propagierten Innovationsanspruch und legen eine Diskrepanz zwischen Marketing-Narrativ und objektiver Realität offen.
Marken-Image
Tesla hat sich erfolgreich als Inbegriff von Innovation, Nachhaltigkeit und technologischer Überlegenheit im Elektroautomarkt positioniert.
Unterstützt durch die charismatische, wenn auch polarisierende Figur Elon Musks und eine virale, Community-getriebene Marketingstrategie, geniesst die Marke hohes Ansehen und Bekanntheit. Dabei kommt der Hersteller oft ohne traditionelle Werbeausgaben aus.

Das minimalistische Design und die Fokussierung auf Software und Performance sprechen eine Zielgruppe an, die sich für technologische Innovationen begeistert.
Objektive Realität
Im starken Kontrast zum innovativen Image stehen die Ergebnisse der TÜV-Hauptuntersuchungen. Sowohl im TÜV-Report 2024 als auch 2025 belegte das Tesla Model 3 den letzten Platz unter den 2- bis 3-jährigen Fahrzeugen mit einer extrem hohen Mängelquote von 14.7% bzw. 14.2%.
Bei der zweiten HU (4- bis 5-jährige Fahrzeuge) stieg die Quote sogar auf 19.7%. Zu den häufigsten und gravierendsten Mängeln zählen Probleme an den Achsaufhängungen (oft dem hohen Batteriegewicht zugeschrieben), den Bremsen und der Beleuchtungsanlage (insbesondere Scheinwerfer).
Diese Befunde deuten auf Defizite bei der Langzeitqualität und möglicherweise auch bei Service und Wartung hin. Die ADAC-Pannenstatistik zeichnet ein differenzierteres Bild: Elektroautos generell weisen deutlich weniger Pannen auf als Verbrenner, was primär an der einfacheren Antriebstechnik liegt.

Das Model 3 schneidet hier mit 0,5 Pannen pro 1.000 zweijährigen Fahrzeugen gut ab, was jedoch die bei der HU festgestellten Mängel nicht widerspiegelt. Kritikpunkte betreffen auch die Verarbeitungsqualität und den Service.
Diskrepanz
Tesla scheint eine bemerkenswerte Fähigkeit zu besitzen, trotz nachgewiesener Schwächen in traditionellen Qualitätsbereichen, eine hohe Markentreue und Faszination aufrechtzuerhalten. Dies könnte mehrere Gründe haben: Erstens verkauft Tesla nicht nur ein Auto, sondern eine Vision, einen Lebensstil und das Gefühl, Teil einer technologischen Avantgarde zu sein.
Zweitens werden die Kernkompetenzen im Bereich Elektromobilität – Reichweite, Ladeinfrastruktur, Software und Fahrleistungen – oft als überlegen wahrgenommen und wiegen für Käufer schwerer als Mängel an Fahrwerk oder Beleuchtung. Drittens ist die Zielgruppe möglicherweise stärker auf Technologie fokussiert und legt weniger Wert auf traditionelle Qualitätsmassstäbe wie TÜV-Ergebnisse.

Viertens erzeugt das unkonventionelle Marketing eine Aura der Authentizität und Differenzierung. Die Diskrepanz zwischen ADAC-Pannenstatistik (weniger Liegenbleiber) und TÜV-Report (viele Mängel bei Inspektion) bei Tesla unterstreicht, dass unterschiedliche Aspekte der Zuverlässigkeit gemessen werden. Während der robustere Elektroantrieb Pannen unterwegs reduziert, führen spezifische Belastungen durch Gewicht und Rekuperation sowie seltenere Wartungsintervalle zu Verschleisserscheinungen an Fahrwerk und Bremsen.