Graubünden und die Auto-Pioniere

Maia Schmied
Maia Schmied

Die Schweiz wehrte sich lange gegen das Auto! Angst, Staubplage und ein Vierteljahrhundert Autoverbot in Graubünden prägten die Anfänge.

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Die anfängliche Regulierungswut führte dazu, dass von 1904 bis 1914 über 17 kantonale Strassenverkehrsgesetze existierten. Nationale Vereinheitlichung: unmöglich. - Blog.nationalmuseum.ch (Screenshot)

Heute steht der Verkehr in Schweizer Städten oft still. Das Auto ist Alltagsgegenstand und Statussymbol zugleich. Vor gut 120 Jahren sah die Realität jedoch völlig anders aus.

Denn: Das Automobil startete in der Schweiz nur langsam. Widerstand und Skepsis prägten die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Die ersten Motorwagen lösten Angst und heftige Abwehr aus. Man nannte die lauten Gefährte abschätzig «Stinktiere». Die Schweiz blieb lange ein «Pferdeland», das sich gegen die Motorisierung sträubte.

Der Kampf auf den Strassen

Die ersten Automobile waren laut, unzuverlässig und für damalige Verhältnisse schnell. Sie wirbelten auf den ungeteerten Strassen enorme Staubwolken auf.

Postauto Schweiz
Auf dem Land war der Zollverein der Fuhrhalter und Kutscher eine einflussreiche Lobby, die aktiv gegen den Bau befestigter Strassen und die Zulassung von Motorfahrzeugen agitierte. - Nationalmuseum.ch (Screenshot)

Diese «Staubplage» beeinträchtigte Anwohner und die Landwirtschaft stark. Zudem erschreckten die Motoren die Zugtiere der Fuhrwerke.

Es kam immer wieder zu Unfällen mit scheuenden Pferdekutschen. Viele Kantone reagierten mit strengen Tempolimiten und Fahrverboten, besonders an Sonntagen.

Graubünden: Die autofreie Festung

Der Kanton Graubünden wehrte sich am vehementesten gegen die neue Zeit. Hoteliers und Landwirte fürchteten um ihre Existenzgrundlage.

Sie sahen die Ruhe der Alpen und den Tourismus durch den Lärm gefährdet. Der Kanton verbot Automobile bereits um 1900 fast vollständig auf den meisten Strecken.

Dieses Bündner Autoverbot hielt sich über ein Vierteljahrhundert. Erst 1925 kippte die Bündner Bevölkerung das Verbot in einer knappen Volksabstimmung.

Schweizer Präzision auf Rädern

Trotz des Widerstands entstand eine innovative Schweizer Fahrzeugindustrie. Martini in Frauenfeld und später St. Blaise bauten bereits ab 1897 Personenwagen von hoher Qualität.

Sie galten als luxuriös und technisch fortschrittlich. Gleichzeitig legten Saurer (Arbon) und Berna (Olten) den Grundstein für den Ruf der Schweiz im Nutzfahrzeugbau.

Autoverbot
Die Folgen des Autoverbots sind auf diesem seltenen historischen Foto von 1909 dokumentiert: In Scuol Tarasp wurde das Auto mithilfe von Pferdekraft durch den Ort geschleppt. - Nationalmuseum.ch (Screenshot)

Ihre Lastwagen und Postautos bewährten sich früh auf den schwierigen Alpenstrassen. Diese Robustheit wurde zum Markenzeichen der Schweizer Hersteller.

Der langsame Wandel

Die Akzeptanz wuchs nur langsam. Das Auto blieb lange ein Luxusgut für eine kleine Oberschicht.

Die Infrastruktur war schlicht nicht bereit für den motorisierten Verkehr. Es fehlten Tankstellen, Werkstätten und befestigte Strassen.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg begann sich das Automobil langsam durchzusetzen. Die Massenmotorisierung erreichte die Schweiz aber erst deutlich später als andere Länder.

Kommentare

User #5301 (nicht angemeldet)

Ja ja die Zürcher konnten damals schon nicht Autofahren

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