Heute ist Weltfrauentag. Auf der Strasse demonstrieren Frauen für gleiche Löhne, Chancen und Rechte. Nur etwas interessiert sieben von zehn Frauen nicht: Der eigene Nachname.
Als die belgische Schönheitskoenigin Viviane Caroline LeCerf am 8. Juni 1964 in Genf Stewart Granger heiratete, hatte sie keine Wahl: Sie musste den Namen ihres Gatten annehmen. Heute aber ist das anders.
Als die belgische Schönheitskoenigin Viviane Caroline LeCerf am 8. Juni 1964 in Genf Stewart Granger heiratete, hatte sie keine Wahl: Sie musste den Namen ihres Gatten annehmen. Heute aber ist das anders. - Keystone

Heute ist Weltfrauentag. Die Strassen sind Pink: Frauen – und wenige Männer – demonstrieren für Lohngleichheit und faire Steuern, gleiche Chancen im Beruf, Zugang zu Verwaltungsräten und Kaderpositionen, Elternurlaub, Teilzeitarbeit und bezahlbare Kinderbetreuung sowieso.

Das schöne am Schweizer Gesetz ist: Jedes Paar hat die Wahl. Beide dürfen den Namen behalten, mit dem sie geboren wurden. Der krakelig auf den alten Schulheften, schwungvoll unter den ersten Liebesbriefen und gedruckt auf den Abschlusszeugnissen steht. Mit dem der erste Arbeitsvertrag unterschrieben, das erste eigene Auto gekauft oder der Flug zur Traumreise gebucht wurde.

Der eigene Name. Ein kostbares Gut. Warum sind sieben von zehn Frauen bereit, in zu verlieren – unter den Teppich zu kehren, als wäre er nicht mehr, als ein Haufen alter Buchstaben? Was lernt das Kind, wenn es erfährt, dass Mama Papas Namen trägt? Papa ist halt wichtiger, Mama ordnet sich unter.

Gleiche Rechte, Chancen und Löhne einzufordern ist wahnsinnig wichtig. Doch der Kampf um Gleichberechtigung beginnt nicht auf der Strasse und auch nicht mit einer Initiative: Frauen, kämpft um eure Namen!

2016 werden in der Schweiz 41’646 Ehen geschlossen. Hält man’s mit der Tradition? Dann nimmt die Frau den Namen ihres Gatten an. Dafür entscheiden sich 26'814 Frauen.

Stellt man die Tradition auf den Kopf? Dann nimmt der Mann den Namen seiner Gattin an. Dazu haben sich 839 Männer entschieden. Ein Bruchteil des gesamten Heirats-Kuchens.

Es gibt auch eine dritte Möglichkeit: Beide behalten den Namen, mit dem sie aufgewachsen sind. Schliessen den Bund der Ehe als zwei eigenständige Menschen mit zwei eigenständigen Persönlichkeiten – und zwei eigenständigen Namen.

Nur eines interessiert die Frauen scheinbar wenig: Der eigene Nachname. Im Zeichen der Liebe ordnen sie sich ihren Männern noch immer fast ebenso protestlos unter, wie vor 100 Jahren. Bloss war das damals Gesetz. Und heute? Eine «schöne Tradition» sagen sie, die den Namen abstreifen wie einen zu dünnen Pullover.

Die Wahl haben alle

3 von 10 Frauen behalten ihren Nachnamen

Was ein Name bedeutet? Das zeigt eine kurze Szene mit viel Gewicht: Hier.

Gleiche Löhne, gleiche Rechte, gleiche Chancen – dafür kämpfen Frauen. Für den eigenen Namen dagegen nicht.
Gleiche Löhne, gleiche Rechte, gleiche Chancen – dafür kämpfen Frauen. Für den eigenen Namen dagegen nicht. - Bundesamt für Statistik / Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Weltfrauentag wird für Löhne, Chancen und Rechte demonstriert. Doch Gleichstellung beginnt nicht auf der Strasse.
  • 7 von 10 Frauen entscheiden bei der Eheschliessung, den Namen ihrer Gatten anzunehmen.
  • Was sagt das ihren potentiellen Kindern? Papa ist mehr Wert, Mama ordnet sich unter.
  • Darum: Frauen, steht zu euren Namen. Pflegt sie, kämpft um sie, behaltet sie.
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