Urs Kryenbühl nach Rücktritt: Viele möchten ihren Senf dazu geben
Urs Kryenbühl blickt zufrieden auf seine Karriere zurück. Herausfordernd für den ehemaligen Speed-Fahrer waren nicht nur die vielen Verletzungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Urs Kryenbühl hat nach dem Rücktritt als Skifahrer mehr Zeit für seine Tochter.
- Nach der letzten Verletzung im Dezember wollte er nicht nochmal hohes Risiko eingehen.
- Der Schwyzer erzählt zudem von seiner Mühe, in der Öffentlichkeit beurteilt zu werden.
Mit 31 Jahren hat Urs Kryenbühl vor einigen Wochen seinen Rücktritt bekanntgegeben. Der Schwyzer aus Unteriberg erlitt in den letzten Jahren viele Verletzungen. Nun zieht er einen Schlussstrich.
Im Interview mit der «Luzerner Zeitung» blickt Kryenbühl auf seine Karriere und den letzten Winter zurück.
Im Februar wurde Kryenbühl Vater – «ein Faktor», um die Profikarriere zu beenden.
«Ich war jahrelang sehr viel unterwegs auf der ganzen Welt, aber jetzt geniesse ich es, zu Hause und Dädi zu sein. Es ist schön, die kleinen Fortschritte, die unsere Tochter jetzt schon macht, zu sehen – das ist noch erfüllender als der Skisport.»
Zu hohes Risiko
Nachdem er sich im Dezember in Beaver Creek am rechten Knie verletzt hatte, gab es in Kryenbühls Kopf ein Hin und Her. Erst kam der Gedanke an das Karriereende, dann aber doch wieder die Lust auf Rennen.
Der Schlüsselmoment seien die Rennen in Bormio gewesen, wo es zu vielen Verletzungen kam. «Als ich da Lars Rösti durch die Luft fliegen sah, fragte ich mich: Willst du das wirklich auch noch einmal, ist es dir das Risiko nochmals wert?»
Nein, sagte Kryenbühl. «Als ich jünger war, ging ich einfach voll rein, schaltete den Kopf aus. Heute studiert man mehr. Aber im Skisport muss man ans Limit gehen können, sonst ist man nicht konkurrenzfähig.»
Kryenbühl: «Das war für mich das Anstrengendste»
Rückblickend ist der Schwyzer mit seiner Karriere sehr zufrieden. Am prägendsten sei sein erster Podestplatz in Bormio gewesen. Insgesamt stand der Speed-Spezialist dreimal auf dem Treppchen.
Am meisten Mühe habe er zu Beginn seiner Karriere damit gehabt, eine öffentliche Person zu sein, verrät der Ex-Profi. Er sei dem Urteil anderer Leute ausgesetzt gewesen.

«Auf der Strasse oder privat habe ich das noch eher geschätzt, weil man sich dann austauschen kann. Im Internet hingegen kann jede und jeder ungefragt seine Meinung äussern – ohne Kontext, ohne Gespräch.»
Kryenbühl sagt deshalb: «Das war für mich das Anstrengendste: Es gibt dann oft immer viele Expertinnen und Experten, die ihren Senf dazugeben möchten. Ich habe aber gelernt, das Ganze zu relativieren – heute ist mir das egal.»
Selbstständigkeit geplant
In der Zukunft wird der Skisport «weiterhin einen grossen Platz» im Leben von Urs Kryenbühl haben. Er könne sich jetzt auch die schönen Tage aussuchen, um auf die Piste zu gehen.
Der Schwyzer ist derzeit an einer Ausbildung zum medizinischen Masseur. Eine Hypnose-Ausbildung habe er bereits abgeschlossen. Der ehemalige Ski-Profi hat vor, sich später selbstständig zu machen.