Nicht nur die Rennfahrer gehen bei einem Ski-Weltcup wie in Garmisch an ihre Grenzen. Auch Organisatoren und Pistenarbeiter bewältigen für ein derartiges Event einen Kraftakt - vor allem bei den Bedingungen wie in dieser Woche. Garmisch hat auch ein Fernziel im Auge.
Vor der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen musste die Piste präpariert werden. Foto: Stephan Jansen/dpa
Vor der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen musste die Piste präpariert werden. Foto: Stephan Jansen/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Pünktlich zum einzigen Training vor der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen war das Wetter so richtig WM-reif.

Nach heftigen Regenschauern am Morgen und einer Woche voll Hoffen und Bangen um den Weltcup auf der Kandahar waren die Sonne und der blaue Himmel am Freitagmittag eine willkommene Belohnung für all die Helfer und Organisatoren des wichtigsten deutschen Skirennens der Saison. Denn neben einer fairen und sicheren Abfahrt am Samstag und dem Riesenslalom am Sonntag geht es um noch mehr: Nämlich einen guten Eindruck vor der Vergabeentscheidung für die Ski-WM 2025.

Im Mai benennt der Skiweltverband den Gastgeber für die Titelkämpfe in fünf Jahren, neben Garmisch-Partenkirchen haben sich noch Crans-Montana in der Schweiz und Saalbach-Hinterglemm in Österreich beworben. «Wenn es wirklich heisst, die bekommen wir, dann würde ich die Arschbacken zusammenkneifen und darauf hintrainieren», sagte der 31 Jahre alte Josef Ferstl.

Mit der viertbesten Zeit des Tages von Ferstl, Dominik Schwaiger auf Rang elf und Thomas Dressen auf Platz 14 des Abfahrtstrainings gibt es Hoffnung auf ein gutes Abschneiden der deutschen Sportler. Und das wäre auch für die WM-Vergabe wichtig. «Je besser wir fahren, desto mehr Leute kommen und es verkauft sich besser», sagte Dressen, der nach dem schwachen Wochenende in Kitzbühel wieder nach vorne will.

Damit die Athleten aber überhaupt für gute Ergebnisse sorgen können zu Hause hat Garmisch in dieser Woche einen gewaltigen Kraftakt zu bewältigen. Der Ski-Klassiker stemmt sich gegen eine erneute Absage der Herren-Rennen nach der Nullnummer 2019 - weil es für die Organisatoren im Werdenfelser Land nicht nur um diesen Weltcup geht. Ein gut organisierter Event samt schöner Rennen kann ein Trumpf sein für die Oberbayern, die zuletzt 2011 WM-Gastgeber waren. «Wir wollen die WM, weil wir WM-würdig sind», sagte der Garmischer Organisationschef Peter Fischer dem «Münchner Merkur» zuletzt.

Die Schussfahrt im Schatten der Zugspitze ist der Abschluss des spektakulären Speed-Dreierpacks im Januar nach den Rennen in Wengen und Kitzbühel. «Garmisch ist eine klassische Männerabfahrt, sehr hoch im Kurs, aber auch kräfteraubend. Das ist für mich eine der schwersten Abfahrten», sagte Ferstl, der wie Teamkollege Dressen zuletzt in Kitzbühel enttäuscht hatte und nun auf Wiedergutmachung hofft. «Kitzbühel war ein Schuss in den Ofen, aber wenn man nichts riskiert, kann man nicht gewinnen», räumte Dressen ein.

Der im nahe gelegenen Mittenwald aufgewachsene Sportler zeigte sich beeindruckt von der Arbeit an der Strecke. «Ich bin ganz ehrlich: Vor zwei Wochen habe ich ein Foto von der Kreuzeckbahn und der Kandahar gesehen, wo alles grün war. Ich habe sehr daran gezweifelt, dass wir einen Heim-Weltcup erleben dürfen», sagte er und dankte den vielen Arbeitern auf der Strecke.

Nachdem die Piste eigentlich dank Kunstschnees gut präpariert war, sorgte zunächst der weiche Neuschnee für Ärger. Dieser musste von der harten, unteren Schicht wieder weggeschoben werden. Der Regen weichte die Piste dann weiter auf. Allerdings bekamen die Arbeiter dieses Problem in den Griff, indem sie am Freitagmorgen viel Salz in den Untergrund kippten, wodurch das Terrain wieder härter wurde.

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