Mit Noah Dettwiler greift nach Tom Lüthis Rücktritt wieder ein Schweizer als Stammfahrer in der Motorrad-Strassen-WM an. Auf den Basler wartet ein Lehrjahr.
Noah Dettweiler
Noah Dettweiler beim Test der Moto 3 in Jerez Ende Februar. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Noah Dettwiler startet diese Saison in der Moto3 als Stammfahrer.
  • Bei CIP Green Power hat der 18-jährige Basler für zwei Jahre unterschrieben.
  • «Ich war eigentlich schon immer auf zwei Rädern unterwegs», sagt er.
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Die Frage entlockt Noah Dettwiler (18) ein Lachen. Hat er in jüngeren Jahren auch andere Sportarten gemacht?

Nach kurzem Überlegen sagt er: «Ich war eigentlich schon immer auf zwei Rädern unterwegs. Velo, Trottinett, dann natürlich Töff.»

Familiär vorbelastet war er nicht, wie er im Gespräch mit Keystone-SDA verrät. «Der Vater hat sehr gerne Töffrennen im Fernsehen geschaut, aber Rennfahrer gab es bei uns keine.»

Mit 14 Jahren verliess Noah Dettwiler seine Familie

Für Dettwiler gibt es hingegen seit vielen Jahren nur ein Ziel: eine Karriere auf zwei Rädern mit starken Motoren. Vor vier Jahren zog er nach Spanien, ins gelobte Land des Motorrad-Rennsports, wo es Rundkurse wie Sand am Meer gibt und die Trainingsbedingungen ideal sind.

Der Anfang war hart, mit 14 Jahren fern von der Familie, dazu schon bald stark beeinträchtigt durch Corona. Nun aber zahlen sich die Opfer ein erstes Mal aus.

Nach zwei Gastauftritten im letzten Jahr in Österreich (20. Platz) und Indonesien (26.) ist Dettwiler nun mit einem Zweijahres-Vertrag im französischen Team CIP Green Power Stammfahrer in der Einsteigerklasse Moto3 – als erster Schweizer seit Tom Lüthis letzter Moto2-Saison 2021.

Tom Lüthi als Berater

Lüthi hat durchaus Anteil am Aufstieg von Noah Dettwiler. Der 125cc-Weltmeister von 2005 (in der Vorgängerserie der Moto3) fungiert seit einiger Zeit als Berater des ambitionierten Teenagers. «Für Noah ist der Einstieg in die Weltmeisterschaft erst der Anfang», glaubt der Emmentaler. «Ab jetzt gilt es noch besser, fokussierter und präziser zu arbeiten, damit er seinen Traum verwirklichen kann.»

Für Dettwiler hiess dies im Winter: viel Knochenarbeit. So feilte er an der Physis, an der Ausdauer und in einer Rennschule in seiner Wahlheimat Valencia am fahrerischen Können. Er weiss, dass diese erste volle Saison vor allem auch ein Lehrjahr sein wird.

Der Zweijahres-Vertrag zeigt, dass sein Team langfristig mit ihm plant. «So können wir ihm über einen längeren Zeitraum als üblich die Unterstützung und Anleitung geben, die er braucht, um in der Meisterschaft Fortschritte zu machen», zeigt sich der Teamchef Alain Bronec überzeugt vom Potenzial des Schweizers.

21 Rennstrecken, die meisten kennt Dettwiler nicht

Mehr als die Hälfte der 21 Rennstrecken im Kalender sind für Dettwiler Neuland. Mit den Tests in Portimão und Jerez ist er zufrieden. Die Herausforderung ist gross, der Druck zunächst noch nicht riesig.

Doch Dettwiler ist ehrgeizig. «Ich will zu Beginn viel lernen, dann aber schon bald auch in die Punkteränge (Top 15) fahren», sagt er optimistisch.

Ein Gradmesser ist dabei sicher Teamkollege Riccardo Rossi. Der Italiener ist drei Jahre älter, hat bereits 90 Moto3-Rennen auf dem Buckel (zwei Podestplätze) und ist damit eine hohe Messlatte.

Los geht es für Dettwiler auf der KTM mit der Nummer 85 an diesem Wochenende auf dem Losail Circuit in der Wüste von Katar mit den Trainings am Freitag. Am Samstag steht das Qualifying im Programm, am Sonntag das Rennen. Einen Sprint gibt es im Gegensatz zur MotoGP nicht.

Zum Schluss klärt Noah Dettwiler auch noch eine kleine Verwirrung auf. «Ich komme aus einem kleinen Dorf bei Basel», erklärt er. Dieses Dorf, Flüh, liegt im Leimental nahe der Grenze zu Frankreich und ist eine Exklave des Kantons Solothurn. «Schreiben Sie trotzdem Basler», sagt Dettwiler lachend, aber dezidiert. Der Akzent passt zu der Aussage.

Wichtiger als die geografische Herkunft ist ihm aber sowieso, dass er so oft wie möglich zwei Räder unter dem Hintern hat. In Zukunft soll dann die PS-Stärke laufend grösser werden.

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