Auch die Formel 1 vertraut dem Videobeweis. Doch diesmal geht einiges schief. Die Weltpresse lästert und spottet über die Posse um Fernando Alonso.
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Fernando Alonso darf seinen dritten Platz in Saudi-Arabien doch behalten. Luca Bruno/AP - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Formel-1-Rennen in Dschidda geht es drunter und drüber.
  • Durch Videobeweise wird der Podestplatz von Alonso infrage gestellt.
  • Kurzzeitig gilt George Russell als Dritter – am Schluss darf aber Alonso feiern.

Jetzt schlägt sich auch noch die Formel 1 mit einem Videobeweis-Skandal herum. «Lächerlich», kommentierte die französische Sportzeitung «L'Équipe» nach der Farce von Dschidda um den 100. Podestplatz von Altmeister Fernando Alonso.

«Alonso feiert einen Podiumsplatz, der kommt und geht», schrieb «El País» aus der Heimat des Spaniers. Alonso selbst brachte das Ergebnis-Chaos in der Nacht nach dem Grossen Preis von Saudi-Arabien auf den Punkt: «Das ist nicht gut für die Fans.»

Sie täten ihm leid, meinte er in Richtung der Anhänger und ergänzte mit Blick auf die Regelhüter des Internationalen Automobilverbandes: «Das ist eher eine Fia-Show gewesen.» Selbst der zwischenzeitige Profiteur George Russell forderte einen «gesunden Menschenverstand» bei den Sanktionen für die Piloten.

Internationaler Automobilverband will Klarheit schaffen

Und die Regelbehörde reagierte: Schon am kommenden Donnerstag soll das Prozedere Thema beim Treffen des Sportbeirats des Internationalen Automobilverbandes sein. Das hiess es von einem Sprecher. Bis zum kommenden Rennen am 2. April in Melbourne soll mehr Klarheit bestehen.

Das ist auch notwendig. Bei der Zieldurchfahrt hatte Alonso den dritten Platz hinter Sieger Sergio Perez und Weltmeister Max Verstappen bejubeln dürfen. Auf dem Podium durfte er mit dem erschreckend dominierenden Red-Bull-Duo mit Trophäe mitfeiern.

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George Russell in seinem Formel-1-Boliden. (AP Photo/Luca Bruno) - keystone

Was dann folgte, waren bizarre Szenen und Stunden im Fahrerlager: Nicht Alonso, sondern Russell wurde eiligst zur Pressekonferenz gerufen. Er durfte sich über den nachträglich gewonnen dritten Platz freuen, bis knapp vier Stunden nach dem Rennende die Kehrtwende folgte.

Alonso blieb Dritter, Mercedes-Fahrer Russell Vierter, den Pokal musste er wieder Alonso geben. Inmitten der Aufräumarbeiten feierte Aston Martin in der Nacht noch einmal die Fahrt aufs Podest des 41 Jahre alten Asturiers.

Weltpresse zerreisst Podiums-Posse um Alonso

«Was nach dem Grossen Preis von Saudi-Arabien 2023 passierte, war surreal», schrieb Spaniens «Mundo deportivo». «Alonso-Irrsinn», nannte es der Schweizer «Blick».

Alonso war Rang drei aberkannt worden, weil die Rennkommissare ihm nachträglich zehn Sekunden aufgebrummt hatten. Die Entscheidung fiel, nachdem sich in Genf im Remote Operations Centre die Videoreferees die Aufnahmen noch mal angeschaut hatten.

Dabei war offenbar im Gegensatz zur ersten Betrachtung festgestellt worden, dass Alonso bzw. das Team beim Absitzen einer Fünfsekundenstrafe während des Rennens gegen Regeln verstossen habe: Der Wagenheber sollte das Auto berührt haben. «Ich sehe nicht, wo er angedockt haben soll», betonte Teamchef Mike Krack beim Sender Sky umgehend.

Seine Jungs hätten extra eine Reserve eingebaut. «Wenn es eine Strafe gibt, müssen wir wissen, warum.» In den fünf Sekunden darf nicht am Wagen gearbeitet werden. Das Anlegen des Wagenhebers wurde aber so interpretiert.

Die Rennkommissare beriefen sich dabei auf eine Abmachung unter den Teams. Doch die, wie sich bei der neuerlichen Betrachtung herausstellte und zur Zurücknahme der Zehnsekundenstrafe führte, gibt es gar nicht.

Strafen-Wirrwarr sorgt für Unverständnis

Für weiteres Unverständnis sorgten vor allem auch die zeitlichen Abläufe des Strafen-Wirrwarrs. Denn die Videoassistenten hatten zunächst keinen Regelverstoss gesehen. Dies, als Alonso während einer Safety-Car-Phase nach nicht mal 20 Runden zum Boxenstopp reinkam.

Während der 50. und letzten Runde bekamen die Stewards von der Rennleitung den Hinweis, dass doch etwas nicht in Ordnung gewesen sein sollte. Es folgte die nachträgliche Strafe.

Dagegen ging Aston Martin vor und forderte eine Neubetrachtung. Bei dieser stellte sich dann heraus, dass die Rennkommissare auf der falschen Annahme basierend entschieden hatten.

«Ich freue mich auf Australien als nächstes», betonte er bereits mit Blick auf den Klassiker in Melbourne am 2. April, wo er vor 22 Jahren zum ersten Mal bei einem Formel-1-Rennen gestartet war. Den Videobeweis gab es damals noch nicht.

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