Die Marathonszene leidet aufgrund der Coronakrise. Läufer und Organisatoren stehen vor existenzbedrohenden Problemen.
Marathonläufe finden wegen der anhaltenden Coronavirus-Pandemie nicht statt: Den Elite-Athleten fehlen Wettkämpfe und Einkünfte. Foto: Richard Drew/AP/dpa
Marathonläufe finden wegen der anhaltenden Coronavirus-Pandemie nicht statt: Den Elite-Athleten fehlen Wettkämpfe und Einkünfte. Foto: Richard Drew/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Marathonszene leidet aufgrund der Corona-Krise.
  • Dutzende Veranstaltungen mussten abgesagt werden.
  • Läufer und auch Organisatoren stehen vor Geldproblemen.

Auch die Marathonszene bekommt die Corona-Krise schmerzhaft zu spüren. Derzeit läuft kaum noch was. Das betrifft weniger die gut versorgte kleine Elite, sondern vor allem Amateure und Veranstalter. Lauf-Manager Jos Hermens spricht von einem «Drama» in Afrika.

Nun ist der sprichwörtliche lange Atem der Marathonläufer gefragt: Hunderttausende Freizeitläufer können in Corona-Zeiten nicht mehr an den Start gehen. Den Elite-Athleten fehlen Wettkämpfe und Einkünfte, die Veranstalter bangen um ihre Zukunft.

Chicago-Marathon abgesagt

Die Corona-Pandemie hat so gut wie alle bedeutenden internationalen Laufveranstaltungen gestoppt. Darunter die Marathon-Klassiker von Berlin, Boston und New York. Am 13. Juli wurde das Rennen in Chicago abgesagt.

Der Hamburg-Marathon steht offenbar kurz vor einer Absage, und auch in Frankfurt deutet alles auf einen Ausfall hin.

Die allein in Deutschland millionenschwere Branche City-Marathonlauf steht auf der Kippe. «Wenn weiterhin keine bedeutenden Rennen stattfinden dürfen, ist bei den Leistungssportlern ein Rückfall in den Semi-Amateurstatus zu befürchten», sagt Manager Christoph Kopp.

Dieser betreut unter anderen Hendrik Pfeiffer, Amanal Petros und Alina Reh. «Ausrüsterverträge federn zurzeit noch etwas ab, aber sie dürften auch reduziert werden, denn sie sind leistungsabhängig. Ohne Wettkämpfe ist natürlich keine Leistung möglich», erklärt Kopp.

Läufe trotz Corona?

In Deutschland gilt immer noch ein Verbot für Grossveranstaltungen. Zudem gibt es für Veranstalter trotz aufwendiger Hygiene-Konzepte kaum politische Unterstützung. Deshalb sieht es schlecht aus.

«Noch hat niemand das Handtuch geworfen. Aber eine zweite Absage 2021 wird so gut wie keiner verkraften, dann gibt es eine Pleitewelle,» sagt Horst Milde.

International hegen ein paar Veranstalter bedeutender Rennen noch Hoffnungen: Amsterdam, Istanbul, Paris oder auch London gehören dazu. Hamburg und München haben mit grossem Aufwand Schutz-Konzepte vorgelegt, die beispielhaft sein können für einen Neuanfang des internationalen Laufsports. «Die Hamburger haben ein sehr gutes Konzept erarbeitet», betont Kopp.

«Die Stadt müsste jetzt ein Interesse zeigen, Verantwortung übernehmen und mit Zuschauer-Regeln sowie punktuellen Kontrollen die Rahmenbedingungen schaffen, damit etwas stattfinden kann.» Ähnlich sieht es Branchenkenner Jos Hermens.

Fehlende Unterstützungen in Afrika

«In Afrika ist es ein Drama», warnt der frühere Weltklasseläufer. Die absoluten Stars der Szene sind aufgrund guter Werbeverträge bislang noch nicht gefährdet. Aber selbst für Athleten, die Weltklasse-Marathonzeiten von 2:05 (Männer) beziehungsweise 2:21 Stunden (Frauen) erreichen, wird es schwierig.

«Sie sind abhängig von Preisgeldern», erklärt Hermens, sagt aber auch, dass Kenianer oder Äthiopier nicht so schnell aufgeben. «Sie akzeptieren die Situation, sie haben in ihrem Leben gelernt, mit schwierigen Bedingungen fertig zu werden.» Zudem gibt es in Afrika grosse Solidarität. So versorgt Eliud Kipchoge Athleten und deren Familien in seiner Umgebung mit Essen.

Hermens gehört auch zum Organisations-Team des Amsterdam- Marathons, der für den 18. Oktober geplant ist. «Wir versuchen alles», sagt er. «Denn es ist wichtig für den gesamten Laufsport, dass Läufe wie Hamburg oder Amsterdam stattfinden können.»

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