Wankdorf Stadion: Deshalb kam es 1953 zur Beinahe-WM

Sollten die Olympischen Sommer-Spiele und die Fussball-EM wirklich 2021 stattfinden, hat das Coronavirus eine sporthistorische Sensation geschaffen: Erstmals finden Topevents in einem ungeraden Jahr statt.

Noch nie fand ein Sport-Grossevent (Olympische Sommer- und Winterspiele, Fussball-WM und -EM) in einem ungeraden Jahr statt.

Falls die verschobenen Olympischen Spiele und die Fussball-EM wirklich 2021 stattfinden, wären das zwei absolute Premieren.

Überprüfen Sie selbst:

Olympische Sommerspiele, von 1894 Athen bis 2016 Rio: Immer gerade Jahreszahlen. Trotz Unterbrüchen bei den zwei Weltkriegen wurden sogar immer die Viererzahlen (durch 4 teilbar) beibehalten.

Die Olympischen Winterspiele, von 1924 Chamonix bis 2018 Pyoengchang, wiesen trotz Rhythmuswechsel in den Jahren 1992/1994 immer eine gerade Jahreszahl auf.

Ebenso die Fussball-Weltmeisterschaften von 1930 in Uruguay bis 2018 in Russland: Trotz Unterbruch im 2. Weltkrieg fanden sie immer in geraden Jahren statt.

Auch die Fussball-Europameisterschaften, startend 1960 (Frankreich) bis 2016 (wiederum Frankreich), kennen nur gerade und durch 4 teilbare Zahlen.

Was viele nicht wissen: Vor 70 Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg, standen dem Weltfussball schon mal ungerade Zahlen bevor. Beim 25. FIFA-Kongress Ende Juli 1946 in Luxemburg wurde die Wiederaufnahme des WM-Betriebs beschlossen.

Brasilien bekam die WM 1949, die Schweiz erhielt als neutrales Land und FIFA-Sitz die WM 1953 zugesprochen.

Aber aus organisatorischen Gründen wurde die WM in Brasilien ins Jahr 1950 verschoben.

Um den Vierjahres-Rhythmus zu wahren, verschob sich der Termin der Schweizer WM ins Jahr 1954. Womit die geraden Zahlen bis in die heutige Zeit erhalten blieben.

Man stelle sich vor: Das Wunder von Bern 1953!

Fraglich, ob das Wankdorfstadion bei WM-Beginn bereit gewesen wäre. Denn: Der Neubau wurde nur gerade zehn Tage vor WM-Beginn eröffnet.

Beim offiziellen Eröffnungsspiel unterlag YB der Nationalmannschaft von Ungarn, dem späteren Vizeweltmeister, mit 0:9. Der grosse Star und Topskorer der Ungarn war damals Ferenc Puskas.

Jetzt stellt sich die Frage, ob die neue Konstellation aus der Optik der Zahlenmystik Unheil verheisst.

Eine kleine Recherche zeigt: Ungerade Zahlen haben durchaus ihren Charme. In einzelnen Kulturen stehen sie für das Ruhende und das Gute.

Im Roulette wird gerne auf ungerade Zahlen gesetzt. Und wer hat nicht schon beim Kauf von Blumen auf eine ungerade Stückzahl gesetzt, weil das in irgendeinem Knigge empfohlen wird.

Umgekehrt spielte eine gerade Jahreszahl schon einmal im Sport eine dominante Rolle. China war stark daran interessiert, die Olympischen Sommerspiele 2008 zu bekommen.

Denn die Zahl 8 spielt im Reich der Mitte eine grosse Rolle, da die liegende 8 Unendlichkeit symbolisiert. Und so kam es, dass am 8.8.08 abends um 8.08 Uhr in der Hauptstadt Peking die Spiele eröffnet werden konnten.