Nach den Rassismus-Vorwürfen gegen SRF-Kommentator Sascha Ruefer äussert sich auch der Regisseur der Nati-Doku. Das müssen Sie über den (skurrilen) Fall wissen.
Sascha Ruefer
Sascha Ruefer hat schwierige Tage hinter sich. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sascha Ruefer (51) kommentiert auf SRF die Länderspiele der Schweizer Nationalmannschaft.
  • Der SRF-Mann sieht sich plötzlich mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert.
  • Dies, weil er eine Xhaka-Aussage aus der neuen Nati-Doku streichen liess.
  • Mittlerweile ist der SRF-Mann entlastet. Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist im Fall «Sascha Ruefer» eigentlich genau passiert?

«Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer.» Dieser Satz, geäussert von SRF-Nati-Kommentator Sascha Ruefer, schaffte es in eine ursprüngliche Version der Nati-Doku «The Pressure Game».

Der erfahrene TV-Mann intervenierte und liess die Passage streichen. Ausgestrahlt wurde der Satz nie. Weil die «WOZ» das Zitat aber veröffentlichte, sah sich Ruefer mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert.

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Sascha Ruefer spricht in «The Pressure Game» über Granit Xhaka. - SRF

Ist Sascha Ruefer vom Rassismusvorwurf entlastet?

Ja. Der eigentliche Dreh dauerte 45 Minuten. Danach läuft die Kamera weiter. Ruefer und Regisseur Simon Helbling plaudern in einem informelleren Ton miteinander weiter.

Der pikante Satz fiel folgendermassen: Ruefer fragte den Interviewer, warum Xhaka jeden aufrege. Und gab die Antwort gleich selbst. Weil Xhaka alles sei, nur nicht Schweizer. Daraufhin habe der Interviewer gelacht.

Der Satz wurde aber aus dem Zusammenhang gerissen: Er bezieht sich darauf, wie Xhaka als Führungsfigur tickt. Und nicht auf Xhaka als Person.

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Granit Xhaka eckt als Captain der Schweizer Nationalmannschaft immer mal wieder an – darauf wollte auch Sascha Ruefer ansprechen. - Keystone

Ruefer erklärt, dass diese Art eben nicht klischeehaft schweizerisch zurückhaltend, sondern forsch mit klaren, sehr hohen Zielen sei. Ruefer führe diese Ansicht im Gespräch zuvor deutlich aus, heisst es.

Erst als Ruefers Aussagen in einen völlig anderen Zusammenhang gestellt wurden, erhielten diese eine rassistische Note.

Was sagt der Regisseur?

Nach langem Schweigen hat nun gestern endlich Regisseur Simon Helbling (37) Stellung genommen. Seine Aussagen entlasten Ruefer weiter.

«Ein Interview für eine Dokumentation wird in eine Zusammenstellung einzelner Sätze zerlegt. Ohne Fragen des Interviewers oder zusätzliche Informationen. Danach schneiden die Editoren diese Sätze. So gelangte das Statement von Sascha Ruefer, welches nach dem eigentlichen Interview gesagt wurde, in die Schnittversion.»

Ruefer musste höchstpersönlich eingreifen: «Als uns Sascha Ruefer darauf aufmerksam machte, dass der Satz missverstanden werden könnte und er ausserdem ‹off-the-record› fiel, haben wir ihn entfernt. Die Kontrollmechanismen haben wie vorgesehen gegriffen», so Helbling.

Er bedauere, dass es zu dieser Aufregung über die Ostertage gekommen sei. «Vor allem für Sascha Ruefer, der diese mediale Vorverurteilung über sich ergehen lassen musste.»

Die Frage stellt sich aber: Ist nicht der Regisseur selbst dafür verantwortlich, wenn unautorisierte Stellen an die Öffentlichkeit gelangen?

Wo ist das Leck?

Die «WOZ» veröffentlichte den Satz. Doch wer leitete diesen überhaupt an das Medium weiter? Die Frage nach dem Maulwurf bleibt ungeklärt.

Für Sascha Ruefer ist klar, dass ihm jemand «aktiv schaden» wollte. Bei der Schnittabnahme passierte die Ursprungs-Version mehrere Stellen. Einsicht hatten: die Interviewten, Leute des SRF sowie des Schweizerischen Fussballverbands. Sehr schwierig also, das Leck zu finden.

Wie reagiert Granit Xhaka?

Xhaka hat sich bisher nicht geäussert. Dass sich Ruefer und Xhaka in den letzten Jahren immer wieder aneinander gerieben haben, ist bekannt. Ruefer kritisierte den Basler etwa nach der Doppeladler-Affäre hart. Auch nach der EM 2021 und der WM 2022 ging Ruefer mit Xhaka hart ins Gericht. Er stellte den Arsenal-Spieler etwa als Nati-Captain in Frage.

«Das Verhältnis ist nicht so, dass man sagt, wir gehen zusammen in die Ferien», sagt Ruefer in «The Pressure Game».

Trotzdem stellt Sascha Ruefer klar: Er will die aktuelle Situation unbedingt auch persönlich gegenüber Granit Xhaka erklären.

Wie reagierten die Chefs beim SRF?

Es dauert eine ganze Weile, erst dann stellt sich das SRF und seine Chefs vor sein Aushängeschild. Und auch, weil Ruefer selbst Druck gemacht hat und unbedingt seine Unschuld beweisen wollte. Sport-Chefredaktorin Susan Schwaller sagt am Karfreitag: «Sascha Ruefer hat sich zu keinem Zeitpunkt rassistisch über den Menschen oder die Herkunft von Granit Xhaka geäussert.»

Bleibt Ruefer Nati-Kommentator beim SRF?

Ja. Schwaller erklärt, dass Ruefer seine Arbeit im gewohnten Rahmen fortsetzen werde. Dem langjährigen Kommentator der Nati-Spiele drohen keine Konsequenzen. Es gibt auch keinen Grund dafür.

Soll Sascha Ruefer weiterhin die Spiele der Nati kommentieren?

Wie geht es jetzt weiter?

«Ich bin gebrandmarkt. Ich habe ein Tattoo auf dem Rücken, auf dem steht: Sascha Ruefer ist ein Rassist», sagte Ruefer. Er wird mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Klage gegen die «WOZ» einreichen, sagt er. Damit will er ein Zeichen setzen, weil er sich ungerecht behandelt fühlt.

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