Tabula rasa: Aus für Trainer Beierlorzer und Sportchef Veh
Seine Amtszeit dauert keine fünf Monate: Nach einem Fehlstart in die Saison trennt sich der 1. FC Köln von Trainer Achim Beierlorzer. Auch Sportdirektor Armin Veh muss vorzeitig gehen. Aber wie geht es weiter?

Das Wichtigste in Kürze
- Schnelles Aus für den Trainer, vorzeitiger Abschied vom Sportchef - nur drei Monate nach dem Saisonbeginn nimmt der 1. FC Köln einen neuen Anlauf.
Die Pokal-Blamage in Saarbrücken, die Derby-Niederlage in Düsseldorf und der bittere Last-Minute-Knockout gegen Hoffenheim veranlassten die Vereinsspitze zu einem radikalen Schnitt. 131 Tage nach seinem Amtsantritt muss Fussball-Lehrer Achim Beierlorzer gehen. Zuvor war die Zusammenarbeit mit Sportchef Armin Veh vorzeitig beendet worden.
«Ich bedauere es, dass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sehen. Jedoch ist der erhoffte sportliche Erfolg bisher ausgeblieben und es ist unsere Aufgabe, alles dafür zu tun, dass der FC seine Ziele erreicht», sagte der kommissarische Veh-Nachfolger Frank Aehlig am Samstag. Vorerst übernehmen die bisherigen Beierlorzer-Assistenten André Pawlak und Manfred Schmid das Training. «Wir arbeiten ab sofort daran, einen neuen Cheftrainer für den FC zu finden, der mit unserem Team einen Neustart und die sportliche Wende schafft», kündigte Aehlig an.
Unter seiner Regie hatten alle Beteiligten sowohl am Freitagabend als auch am Samstagmorgen Gespräche geführt. Dabei wurde auch Kapitän Jonas Hector stellvertretend für das Team zur Trainer-Frage angehört. Vorstand, Geschäftsführung und die zuständigen Gremien trafen danach die Entscheidung gegen Beierlorzer. Der Coach sagte in einer Vereinsmitteilung: «Ich bedauere, dass ich den FC in diesen vier Monaten nicht zum gewünschten sportlichen Erfolg führen konnte.»
Mit Veh hatte der Fussball-Lehrer seinen wohl letzten Befürworter im Verein verloren. Der Sportchef, der Ende Oktober seinen Ausstieg zum Vertragsende im Sommer 2020 angekündigt hatte, hört nun mit sofortiger Wirkung auf, damit sein Nachfolger Einfluss auf die mögliche Trainersuche nehmen kann. «In unserer derzeitigen Situation, in der der 1. FC Köln wichtige Entscheidungen auch für die Zukunft treffen muss, ist es aus meiner Sicht konsequent, dass wir die Zusammenarbeit kurzfristig beenden», erklärte Veh.
Dass die schon vor der Partie gegen Hoffenheim beschlossene Trennung von Veh erst nach dem Schlusspfiff verkündet wurde, hält Aehlig für naheliegend: «Wir wollten uns nicht dem Vorwurf aussetzen, dass wir noch einen Impact auf das Spiel mit dieser Meldung verursacht hätten.»
Als Kandidaten für die Nachfolge Beierlorzers werden Roger Schmidt und vor allem Bruno Labbadia gehandelt. Der 53-Jährige hatte ab 1994 anderthalb Jahre für den FC gestürmt und ist seit dem Ende seiner Amtszeit beim VfL Wolfsburg im Sommer vereinslos. Die Wölfe hatte Labbadia zuvor vor dem Abstieg gerettet und in die Europa League geführt.
Beierlorzer war erst im Sommer für 700.000 Euro vom Zweitligisten Jahn Regensburg verpflichtet worden. Für den Gymnasial-Lehrer, der in diesem Sommer seinen Beamtenstatus verlor, war es die erste Chance als Trainer in der 1. Liga. Nach anfänglicher Euphorie um seine Person geriet der 51-Jährige aber schnell in die Kritik.
Nach einem schweren Auftakt-Programm verlor Köln zuletzt auch gegen Hertha BSC (0:4), in Mainz (1:3) und auch das erste Erstliga-Derby seit 22 Jahren bei Fortuna Düsseldorf (0:2), ehe es das 1:2 gegen Hoffenheim gab. Zudem schied der FC am vergangenen Dienstag durch ein peinliches 2:3 beim Viertligisten 1. FC Saarbrücken aus dem DFB-Pokal aus.
Die Hoffnung auf eine Trendwende im Spiel gegen Hoffenheim erwies sich als Wunschdenken. Der späte Elfmeter von Jürgen Locadia (90.+8 Minute) zum 1:2 nach strittiger Videobeweis-Entscheidung erhöhte den Handlungsdruck. Schliesslich gelangen Beierlorzer mit seinem Team in elf Bundesliga-Spielen nur zwei Siege. Den Erfolgen über Freiburg (2:1) und Paderborn (3:0) standen acht Niederlagen gegenüber. «Ungeachtet der Entwicklung ist es mir wichtig, zu betonen, dass Achim Beierlorzer ein hoch kompetenter Trainer ist und mit seiner offenen, kommunikativen Art sowohl intern als auch nach aussen bis zuletzt ein Sympathieträger war», kommentierte Aehlig.