Der luxemburgische Verein F91 Düdelingen spielt derzeit mit Halbprofis gegen grosse Klubs in der Europa League. Der Underdog hat eine klare Vision.
Düdelingen bietet Milan Paroli: Dominik Stolz jagt den Ball herrlich zum 1:1 ins Netz.
Düdelingen bietet Milan Paroli: Dominik Stolz jagt den Ball herrlich zum 1:1 ins Netz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bereits zweimal schnupperte Düdelingen gegen Milan an einer Sensation.
  • Der Verein musste die Heimspiele der Europa League in die Hauptstadt verlegen.
  • Anders wie viele Klubs in Luxemburg will Düdelingen den Fussball professionalisieren.
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Beim grossen AC Milan gastierte gestern Donnerstag ein spezieller Verein. Der F91 Düdelingen brauchte für die Reise nach Italien, mitten in der Woche an einem Donnerstag, spezielle Bewilligungen. Denn: Die Kicker des luxemburgischen Überraschungsteams sind Halbprofis. Ihre Arbeitgeber betrachteten das Spiel in der Europa League aber als Grund genug, ihnen freizugeben. 

So schnupperte das Team aus der unscheinbaren 20'000-Seelen-Stadt erneut an einer Sensation. Nach 49 Minuten lag Düdelingen 2:1 vorne, bevor sie sich die Suppe mit zwei Eigentoren selber versalzten. Bereits im Hinspiel hatte Milan beim 1:0 arg zu kämpfen. Düdelingen wartet nach fünf Europa-League-Gruppenspielen auf einen Sieg, schlägt sich aber mehr als wacker gegen europäische Topteams.

500 Zuschauer bei Heimspielen

Ein Blick auf die Infrastruktur der Düdelinger genügt, um zu veranschaulichen, wie krass die Unterschiede zum San Siro sind. Am Ende der Stadt in einer Sackgasse ist das Stadion aufzufinden, dessen Tribünen nur auf der einen Seite überdacht sind. 500 Zuschauer wohnen einem Heimspiel des F91 Düdelingen normalerweise etwa bei. 

So sieht das Stadion Jos-Nosbaum in Düdelingen aus.
So sieht das Stadion Jos-Nosbaum in Düdelingen aus. - Website F91 Düdelingen

Für die Heimspiele der Europa-League-Kampagne musste das Team verständlicherweise ins luxemburgische Nationalstadion ausweichen. Die Uefa drückte auch hier eineinhalb Augen zu, da die Vorlagen nicht erfüllt waren. Beispielsweise haben die Kabinen keine eigenen Toiletten – Gäste und Heimteam suchen dieselben Räumlichkeiten auf.

Nicht überall beliebt

Nicht überall in Luxemburg erfreut sich Düdelingen allerdings grosser Beliebtheit. Hinter der Sensation stecken ein potente Geldgeber und viele Spieler aus dem benachbarten Ausland. Dem Ruf nach mehr Professionalisierung können und wollen nicht alle Vereine folgen. 

Düdelingen hat diese Vision, den Plan eines professionalisierten luxemburgischen Vereins. Und macht in der Europa League trotz Niederlagen beste Werbung für den kleinen, unscheinbaren Kleinstaat, der eingepfercht zwischen den grossen Ligen Deutschlands, Frankreichs und Belgiens seinen eigenen Weg geht.

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