Leroy Sané polarisiert wie wenig andere Fussball-Stars. Seine bewegte Karriere nimmt gerade eine Biegung zum Guten. Der erste Doppelpack für die Nationalmannschaft ist dafür das nächste Indiz.
Spielte auch gegen Liechtenstein stark: Leroy Sané (l). Foto: Christian Charisius/dpa
Spielte auch gegen Liechtenstein stark: Leroy Sané (l). Foto: Christian Charisius/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • An seine ungewohnte Rolle als Fan-Liebling muss sich Leroy Sané noch ein bisschen gewöhnen.

Lächelnd ging der Super-Dribbler nach seinem ersten Doppelpack im Deutschland-Trikot beim 9:0 gegen Liechtenstein begleitet vom Jubel der Zuschauer vom Platz.

Grosse Worte gab es von dem 25-Jährigen danach aber nicht. Die wählte Hansi Flick, der nach dem Schützenfest in der WM-Qualifikation sonst wenig Einzellob verteilte. «Ich glaube, die letzten Wochen haben einfach gezeigt, was er für ein toller Spieler ist. Er spielt mit einer Leichtigkeit», geriet der Bundestrainer ins Schwärmen.

Sané beliess es bei den gewohnten Social-Media-Statements, wie üblich beim ehemaligen Premier-League-Spieler auf Englisch: «Great game! Thanks for the support, Wolfsburg!», schrieb der Münchner Fussball-Profi bei Twitter. Great Game, grossartiges Spiel. Das hatte für Sané vor wenigen Monaten noch ganz anders geklungen, als ihn die eigenen Bayern-Fans nach einem Phlegmaauftritt gegen den 1. FC Köln auspfiffen. Der unschöne Widerhall ist längst verklungen und Sané macht auch kein Aufhebens darum.

Beachtliche Herbst-Entwicklung

Bei Bayern-Coach Julian Nagelsmann, aber auch in besonderer Weise bei Bundestrainer Flick, der ihm als Münchner Coach nicht immer so gewogen war, hat Sané eine beachtliche Herbst-Entwicklung gemacht. Alles entscheidend: Er ackert auch nach hinten. «Was mir noch mehr gefällt, ist sein Wille, dem Ball nachzujagen, den Gegner unter Druck zu setzen. Das hat er top gemacht. Wirklich eine gute Entwicklung, weil er auf diesem Niveau Woche für Woche spielt», sagte Flick.

Auch gegen die ultra-defensiven Liechtensteiner holte sich Sané immer wieder Bälle aus der Tiefe. Szenenapplaus gab es dafür, als er auf Höhe der Manndecker um Antonio Rüdiger in die eigene Hälfte zurück eilte. «Von seinem Laufstil ist er einfach einzigartig», sagte Flick.

Diese Arbeitsnachweise sind Symbol für eine mögliche Wendung einer Karriere, die nach verheissungsvollem Turbostart auch viele Fehlzündungen hatte. Als sich die Nationalmannschaft vor zweieinhalb Jahren letztmals in Wolfsburg traf, wurde mehr über Sanés extravagante und sündhaft teure Graffiti-Pelzjacke gesprochen. Der Jungspund hatte da sein Schnöselimage längst schon weg.

Vor WM 2018 aus dem Kader gestrichen

Flicks Vorgänger Joachim Löw hatte sich an Sané lange abgearbeitet. Dem Teeanger-Debüt beim vom Terror überschatteten EM-Test in Frankreich (0:2) vor genau sechs Jahren folgte der Verzicht auf den Confed-Cup 2017 wegen einer Nasenoperation, die Löw missfiel. Für die WM 2018 wurde Sané kurzfristig und überraschend gestrichen, wohl nicht nur aus sportlichen Gründen, wie nie ganz entkräftet wurde. Ein Jahr später folgte der Kreuzbandriss im Trikot von Manchester City, der den Wechsel nach München um ein Jahr verschob.

Unter Flick hat Sané in fünf Länderspielen vier Treffer erzielt, für seine sieben DFB-Tore zuvor hatte er 34 Partien gebraucht. Tore bleiben einfach die besten Argumente. Von seinem Style-Auftritt bei der Wolfsburg-Ankunft in apricotfarbener Kragenjacke sprach diesmal niemand.

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