Peter-Michael Kolbe hat in seiner Ruder-Karriere reichlich Titel gesammelt. Nur ein Olympiasieg fehlt. Am 2. August wird der Lübecker 65 Jahre alt.
Eine Gruppe Ruderer bereitet sich aufs Training vor.
Eine Gruppe Ruderer bereitet sich aufs Training vor. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 2. August wird Peter-Michael Kolbe 65 Jahre alt.
  • Der Lübecker ist bekannt für seine Erfolge an der Ruder-WM in den 70er und 80er Jahren.

Hin und wieder kehren die Erinnerungen an ruhmreiche Tage zurück. Vor allem dann, wenn Peter-Michael Kolbe seiner alten Leidenschaft nachgeht. Noch immer sitzt der fünfmalige Weltmeister häufig im Ruder-Einer – wenn möglich, viermal die Woche. Der 2. August ist jedoch anderweitig verplant: für eine kleine Feier zu seinem 65. Geburtstag im Lübecker Freundeskreis.

Der deutschen Öffentlichkeit ist Kolbe als «Mann im Skiff» bekannt. Als bisher einziger Einzel-Ruderer wurde er 1975 zum «Sportler des Jahres» gewählt. Diese Auszeichnung empfindet er auch Jahrzehnte nach seinem Karriereende als etwas Besonderes. «Das macht einen schon stolz, wenn man älter wird», sagte der Pensionär der Deutschen Presse-Agentur.

Makel des ewigen Zweiten

Obwohl Kolbe in den 70er und 80er Jahren fünf WM-Titel gewann, haftet ihm der Makel des ewigen Zweiten an. Drei Mal trat er bei Olympischen Spielen an, dreimal musste er sich mit Silber begnügen. Die Duelle mit dem Finnen Pertti Karppinen 1976 in Montreal und 1984 in Los Angeles gingen in die Ruderhistorie ein. Über diese Zweikämpfe will der gebürtige Hamburger auch heute nicht viele Worte verlieren: «Ohne ihn wäre ich erfolgreicher gewesen», kommentierte er trocken.

Diese beiden Niederlagen gegen Karppinen schmerzten mehr als die gegen den Hallenser Thomas Lange 1988 in Seoul. Vor allem die Bilder vom Finale aus Montreal sind unvergessen. Nach deutlicher Führung brach Kolbe auf den letzten Metern leistungsmässig ein und musste Karppinen passieren lassen. Eine vor dem Finale verabreichte Spritze sorgte danach für grossen Wirbel und soll die Niederlage mitverursacht haben. «Das war bis heute kein Doping», sagte der einstige Weltklasse-Skuller. Zu seinem Leidwesen ging die Injektion eines angeblichen Vitaminpräparates als Kolbe-Spitze in den Sprachgebrauch ein.

Nach seiner im Jahr 1989 beendeten Karriere wechselte Kolbe auf die Funktionärsebene und war von 1990 bis 1994 Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes. Bei der schwierigen Zusammenführung der beiden deutschen Verbände nach der Wiedervereinigung machte er sich nicht nur Freunde. Die schwindende Bedeutung seines Sports in den Medien stimmt ihn nachdenklich: «Früher war Leichtathletik bei den Olympischen Spielen das Topthema, danach kam Rudern. Heute ist das leider nicht mehr so.»

Vielleicht könnte es helfen, wenn eine neue Skiff-Hoffnung in seine Fussstapfen tritt und dem Rudersport neben dem Deutschland-Achter mehr öffentliche Beachtung beschert. Der starke Auftritt von Oliver Zeidler Mitte Juli beim Weltcup-Finale in Luzern, bei dem der 21 Jahre Ingolstädter als Zweiter selbst die die ehemaligen Weltmeister Ondrej Synek (Tschechien) und Mahe Drysdale (Neuseeland) hinter sich liess, wertete Kolbe als ermutigendes Signal: «Ich glaube, ich werde ihn mal anrufen. Vielleicht hat er ja Lust, sich von mir ein paar Tipps geben zu lassen.»

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