Blatter: Kontrollorgane unter Infantino nicht unabhängig
Joseph Blatter hat die Einstellung einer Voruntersuchung gegen FIFA-Präsident Gianni Infantino durch die Ethikhüter des Fussball-Weltverbands scharf kritisiert.

Das Wichtigste in Kürze
- Joseph Blatter kritisiert die Einstellung der Voruntersuchung gegen Gianni Infantino.
- Die FIFA-Kontrollorgane seien unter dem FIFA-Präsidenten nicht mehr unabhängig.
- Infantino wird für seine geheimen Treffen mit Michael Lauber nicht sanktioniert.
Joseph Blatter hat die Einstellung einer Voruntersuchung gegen FIFA-Präsident Gianni Infantino durch die Ethikhüter des Fussball-Weltverbands scharf kritisiert. «Mich überrascht nichts mehr», teilte der frühere FIFA-Chef Blatter auf Anfrage mit. «Die Kontrollorgane der FIFA sind unter Gianni Infantino nicht mehr unabhängig.»
Die FIFA hatte am 19. August mitgeteilt, dass Infantino trotz schwerwiegender Vorwürfe und eines laufenden Strafverfahrens von der hauseigenen Ethikkommission nicht sanktioniert wird. Chefermittlerin María Claudia Rojas habe demnach im Mai 2020 zwar eine Voruntersuchung gegen den 50-Jährigen eingeleitet. «Nach Prüfung der massgebenden Unterlagen und Beweise» sei aber beschlossen worden, «das Verfahren wegen mangelnder glaubhafter Beweise» einzustellen.

Die Ethikkommission untersuchte laut FIFA «verschiedene behauptete Verstösse», vor allem aber die Buchung eines Charterfluges von Suriname nach Genf. Sowie die geheimen Treffen von Infantino mit dem Leiter der Bundesanwaltschaft, Michael Lauber. Wegen der Treffen hatte die Schweizer Staatsanwaltschaft Ende Juli ein Strafverfahren gegen Infantino eröffnet. Eine Frage bleibe im Raum, so Blatter.
«Was passiert mit Infantinos Lüge zum Surinam-Rückflug? Er schob damals ein Treffen mit UEFA-Präsident (Alexander) Ceferin in der Schweiz vor. Obwohl dieser davon nichts wusste und in Armenien weilte.»
Über den Flug hatte die «Süddeutsche Zeitung» berichtet: Infantino habe kurzfristig einen Privatflieger genutzt, um aus Südamerika in die Schweiz zurückzureisen. Gegenüber dem FIFA-Compliance-Chef, Tomaz Vesel, habe er die höheren Kosten im angeblich sechsstelligen Bereich mit dringenden Terminen am Folgetag gerechtfertigt. Diese soll es laut «SZ»-Bericht aber zumindest zum Teil nie gegeben haben. Die FIFA hatte sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen.
Gemäss FIFA ist die Angelegenheit längstes vom Tisch. Der FIFA-Präsident habe Surinam im April 2017 im Rahmen einer Reise in die Concacaf-Region besucht, der erwähnte Flug entsprach den Regeln und Bestimmungen der FIFA.