Deutschlands Basketballer qualifizieren sich für Olympia. Da will auch NBA-Star Dennis Schröder dabei sein. Doch ein Comeback des Point Guards erscheint eher unwahrscheinlich.
Zuschauer Dennis Schröder (M) beglückwünscht Moritz Wagner (l) nach der erfolgreichen Olympia-Qualifikation. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa
Zuschauer Dennis Schröder (M) beglückwünscht Moritz Wagner (l) nach der erfolgreichen Olympia-Qualifikation. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Als Dennis Schröder seine Teamkollegen nach dem erfüllten Olympia-Traum über das Parkett der Spaladium Arena tanzen sah, war für den NBA-Star klar: In Tokio möchte er dabei sein.

«Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann wäre das natürlich geil», sagte Schröder nach dem 75:64 im Finale des Qualifikationsturniers in Split gegen Brasilien, das den Weg nach Japan frei machte.

Schröder würde gern mit nach Tokio

«Ich stehe immer zur Verfügung, aber meine Situation ist nicht so leicht. Aber ich hoffe, dass wir das klären können bis dahin. Mein Agent muss jetzt seinen Job machen. Die deutsche Nationalmannschaft hat ihren Job gemacht, gucken wir», sagte Schröder, der das deutsche Team bei allen vier Spielen als Zuschauer in der Halle unterstützt hatte, voller Emotionen.

Doch wirklich realistisch scheint ein Comeback des 27 Jahre alten Point Guards nicht. Schröder war in Split nicht dabei, weil im Vorfeld die Versicherungsfrage für den NBA-Profi nicht geklärt werden konnte. Der gebürtige Braunschweiger ist aktuell ohne Vertrag, hofft ab Anfang August, wenn in den USA die Free Agency beginnt, aber auf einen hoch dotierten Kontrakt in dreistelliger Millionenhöhe. Eine Summe, die gerade in Pandemiezeiten kein Versicherungsunternehmen absichern wollte.

Der Verband hätte eine Summe von rund zehn Millionen Euro absichern können, das war Schröder vor dem Turnier in Split aber zu wenig. Für Tokio müsste er nun doch bereit sein, für diese Versicherungssumme dabei zu sein. Und unter dem Eindruck der emotionalen Bilder von Split kam der NBA-Star offensichtlich ins Grübeln. Das Herz sagt ja zu Tokio, der Verstand nein wegen der Verletzungsgefahr. Auch sein Agent und die Familie werden sicher ein Wörtchen mitreden.

Liste der Spieler für Olympia steht

Und dann müsste Bundestrainer Henrik Rödl sich auch noch dafür entscheiden, für Schröder einen Spieler aus dem erfolgreichen Split-Team für Olympia zu streichen. «Dass Dennis hier war, ist ein grossartiges Zeichen», sagte Rödl unmittelbar nach der Partie. Und ohne die Aussagen von Schröder zu kennen, fügte er hinzu. «Es ist ja klar, dass diese Zwölf, die hier in Split waren, sich das auch verdient haben und in Tokio dabei sind.»

Mit seinen gut gemeinten, aus der Emotion heraus entstandenen Worten hat Schröder den Verband und Rödl in die Bredouille gebracht. Anstatt über die fast schon sensationelle Olympia-Qualifikation, die erste seit 13 Jahren, redeten am Montag fast alle nur über Schröder.

Auf der vom Deutschen Olympischen Sportbund veröffentlichten Liste fehlte sein Name. Der DOSB nominierte genau die zwölf Spieler, die in Split erfolgreich waren. Schröder könnte für den Fall, dass sich ein Spieler verletzt, aber noch im Zuge eines sogenannten Late Athlete replacements nachrücken, wenn die Versicherungsfrage geklärt wäre.

Den eigentlichen Kader muss der Deutsche Basketball Bund nach Aussagen von Verbandspräsident Ingo Weiss erst kurz vor Beginn des olympischen Basketballturniers beim sogenannten Technical Meeting benennen. «Wir werden natürlich mit Dennis reden und dann schauen, was möglich ist und was nicht», sagte Weiss.

Basketballer in Feierstimmung

Den Spielern, die nach dem Finalsieg noch mit Schröder abgeklatscht und kurz in der Kabine zum Siegerfoto posiert hatten, war das in der Nacht zum Montag alles egal. Sie stürzten sich in eine Party-Nacht, die wegen der weiter geltenden Corona-Regeln zwar nur im Hotel stattfand, aber deshalb nicht weniger rauschend war.

Ausgelassen tanzten Kapitän Robin Benzing und Co. durch die Lobby, auch der gemeinschaftliche Sprung in den Pool durfte nicht fehlen. Als sich der erste Teil der Reisegruppe auf den Heimweg nach München machte, hatte nicht jeder sein Hotelbett gesehen. «Das ist schon krass und nicht in Worte zu fassen», sagte Johannes Voigtmann.

Der Center dachte im Moment des grössten deutschen Basketball-Erfolges seit 2008 nicht etwa an die Bilder des damals vor Glück weinenden Superstars Dirk Nowitzki, sondern an den 10. September 2016. Damals hatte Deutschland in der EM-Qualifikation gegen den Basketball-Zwerg Dänemark verloren. «Und ganz Basketball-Deutschland hat über uns gelacht», blickte Voigtmann mit Tränen in den Augen zurück. «Und jetzt Olympia, das entschädigt für alles.»

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