Zwei Kunsthäuser rufen die «République géniale» aus
Kollektiv, interdisziplinär und «alles andere als eine klassische Ausstellung": das Kunstmuseum Bern und die Dampfzentrale rufen die «République géniale» aus. Sie vereint Ausstellung, Musik, Tanz, Theater, Werkstätten sowie Koch- und Esskunst.

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Mit der «République géniale» spüren die beiden Kunstinstitutionen einer vor rund 50 Jahren von Fluxuskünstler Robert Filliou formulierten Idee nach. Mit verschiedensten künstlerischen Mitteln sollen gesellschaftlich relevante Themen wie Territorium, Klima, Bildung oder das Zusammenleben verhandelt werden, wie das Kunstmuseum Bern in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung schreibt.
Kunst, Wissenschaft, Spiel und Zufall sorgen für permanente, kreative Veränderung. Die Republik soll als Ort der Begegnung auch Raum bieten, um mit- und voneinander zu lernen, ein Genie zu sein.
Robert Filliou (1926-1987) war ein französischer Künstler und ein Hauptvertreter der Kunstrichtung des Fluxus. Dessen Grundidee: es kommt nicht auf das Kunstwerk an, sondern auf die schöpferische Idee. Nicht das individuelle Talent zählt, sondern das Genie, das in jedem Menschen steckt.
Im Kollektiv
Die «République géniale» umfasst vier Bereiche: In der Ausstellung versammeln sich die fünf Künstlerkollektive Forensic Architecture, Superflex, U5, RELAX und Louise Guerra Archive. Sie bewegen sich alle auch ausserhalb der bildenden Kunst. Gezeigt werden Werke und Arbeitsformen, die unterschiedliche Prinzipien von kollektiver Zusammenarbeit repräsentieren.
Das Kollektiv Superflex ist bekannt für seine spielerischen und subversiven Analysen von ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen. In Bern beschäftigt sich das Kollektiv mit Fragen zu Copyright, Urheber- und Markenrecht. In der «Copy Light Factory» sind die Besuchenden aufgerufen, unter Anleitung Design-Lampen herzustellen, die dann am 11. November von Auktionator Bernhard Bischoff versteigert werden.
Das Züricher Kollektiv U5 schafft mit «House of Sentiments» eine multimediale Installation, die die digitale Durchdringung der heutigen Zeit auf vielschichtige Weise thematisiert. In einer begehbaren Skulptur vermischen und beeinflussen sich virtuelle, architektonische und emotionale Realitäten.
Auf der Aare
Der Bereich Live Art umfasst Performances, die Elemente aus Tanz, Musik und Theater aufgreifen oder verschmelzen. Dabei ist Kunst von Künstlern wie Adam Lindner, Alvin Curran, der Robert Dance Company, John Cage und anderen zu sehen.
Zu erkunden gibt es beispielsweise ein klingendes Rasenstück mit Alltagsgeräuschen aus Bern oder eine Performance, die der US-Komponist Alvin Currran speziell für die Berner Aare adaptiert hat. Mit von der Partie sind der Pontonier- und Wasserfahrverein sowie Musikerinnen und Musiker aus Bern.
Am Symposium
Einblicke in Theorie und Praxis bietet der Bereich Lehren und Lernen. Hier können künstlerische Verfahren oder Wissen ausgetauscht, weitergegeben und weiterentwickelt werden. Zu diesem Zweck finden verschiedene Module der Hochschule der Künste Bern sowie mehrere Symposien statt. Ausserdem hält das von Künstlern wie Joseph Beuys, Jochen Gerz und Klaus Staeck gegründete internationale Künstlergremium (KG) seine Jahrestagung ab.
Hinter dem Herd
Als «Eat Art» bezeichnet das Kunstmuseum jenen Bereich, der sich mit besonderen ästhetisch-sinnlichen Erfahrungen von Lebensmitteln befasst. Als Motive in der Malerei haben Lebensmittel eine lange Tradition. Doch Kochen und Essen habe sich seit den 1960-er Jahren auch als Kunstpraxis etabliert.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der République Géniale werden mit Koch-Künstlerinnen und Künstlern kochen, konservieren, fermentieren und essen. Hier steht neben der Nahrung das Lehren und Lernen im Vordergrund.
Die «République géniale» dauert bis am 11. November 2018.
-Mitteilung der SDA (mis)