Tote Igel: Stadtrat fordert Nachtfahrverbot für Mähroboter
Nachtaktiv und bei Gefahr zusammengerollt: Igel werden immer wieder Opfer von nachts fahrenden Mährobotern. Stadtrat Tobias Sennhauser will das ändern.

Das Wichtigste in Kürze
- Nachts fahrende Mähroboter können Igel verletzen.
- Stadtrat Tobias Sennhauser fordert deshalb ein Nachtfahrverbot.
- Immer mehr Igel mit typischen Verletzungen werden bei Igelstationen abgegeben.
So ein Mähroboter ist ein praktisches Ding: Hält den Rasen gleichmässig kurz und ist dank kleiner Messer und Elektromotor viel leiser als ein knatternder Benziner.
So leise, dass man ihm auch nachts automatisierten Auslauf gewähren kann: Dem Mähroboter ist es eh egal, ob es hell oder dunkel ist.
Ganz und gar nicht egal findet dies aber Stadtrat Tobias Sennhauser: Er fordert ein Nachtfahrverbot für Mähroboter. Denn, so Sennhauser, der auf der Liste «Tier im Fokus» kandidiert hat: «Mähroboter stellen eine reale Gefahr für Igel dar.»
Mähroboter: Fahrverbot schon in der Dämmerung
Deshalb fordert Sennhauser in seiner Motion: Ab 30 Minuten vor Sonnenuntergang bis 30 Minuten nach Sonnenaufgang sollen die Mähroboter im ganzen Stadtgebiet Pause machen.
Sennhauser ist überzeugt, dass sich dies auch durchsetzen lasse. Und zwar ohne dass Streifenpolizisten nachts mit Taschenlampen durch Privatgärten schleichen müssten.

«Andere Städte wie Köln oder Leipzig haben solche Verbote bereits eingeführt und gute Erfahrungen gemacht», so Sennhauser.
Die meisten Menschen hielten sich an klare Regeln: «Es braucht Sensibilisierung, keine flächendeckenden Kontrollen.»
Immer mehr verletzte Igel in Igelstationen
Der Verein Pro Igel befürworte eine solche Massnahme ausdrücklich, sagt die Leiterin der Geschäftsstelle, Monika Waelti.
Immer häufiger würden verletzte oder getötete Igel in Igelstationen gebracht, deren Verletzungsbild typisch für Mähroboter sei.

Dem Igel wird wie auf der Strasse sein angeborenes Schutzverhalten zum Verhängnis: Zusammengerollt auf dem Gras liegend, werden junge und kleinere Igel überrollt und je nach dem noch auf den Rücken gedreht. Der Anteil schwerer, nicht überlebbarer Verletzungen sei hoch, erzählt Monika Waelti.
Angesichts der Verletzungsarten, die Waelti aufzählt, ist das nicht weiter überraschend: «Tiefe Schnittwunden am Kopf oder Rücken, teilweise abgetrennte Beine, schwere Traumata am Gesicht und Schnauzenbereich.»
Verletzte Tiere, die gefunden werden, müssten oft eingeschläfert werden, so Waelti.

Wer solches verhindern und den Mähroboter trotzdem einsetzen will, solle ausschliesslich zwischen Mitte Vormittag und spätem Nachmittag mähen, empfiehlt Waelti. Eine höhere Mähhöhe einstellen, als Sicherheitsabstand.
Sensor-Technik zu wenig ausgereift?
Und beim Kauf auf Modelle mit Sicherheitsfeatures setzen: Automatischer Stopp bei Berührung, Messer bei Widerstand anheben, Sensoren für Hindernis- und Bodenerkennung, usw.

Das ist gut, aber nicht gut genug, sagt dazu Stadtrat Tobias Sennhauser: «Unabhängige Tests zeigen, dass selbst moderne Geräte Igel nicht zuverlässig erkennen, bevor es zu einer Kollision kommt.»
Auch Optionen in der Bediener-App wie «Rettet die Igel» können Sennhauser nicht vollends überzeugen.
So könnte dem Mähroboter optional befohlen werden, nicht in der Dämmerung oder nachts zu fahren. Mit der Betonung auf «könnte»: «Solange solche Funktionen freiwillig sind, bleiben sie im Alltag zu oft ausgeschaltet», vermutet Sennhauser.
Wenn schon müsse die «Rettet die Igel»-Funktion fix eingestellt sein. Und zwar wirklich überall: Auch für Fussballrasen will Sennhauser keine Ausnahme machen. «Ein Nachtfahrverbot ist auch auf Sportplätzen problemlos umsetzbar», so der Tierschützer.
Monika Waelti weist noch auf einen anderen relevanten Punkt hin: Igel sind in der Schweiz geschützt und es ist deshalb verboten, sie zu verletzen oder ihre Nester zu zerstören.
Gemäss Natur- und Heimatschutz-Verordnung könne solches auch strafbar sein. Bei klaren Gesetzesverstössen werde man nicht zögern, «rechtliche Schritte einzuleiten, um den Schutz der Tiere durchzusetzen.»








