Tote Igel: Stadtrat fordert Nachtfahrverbot für Mähroboter

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Nachtaktiv und bei Gefahr zusammengerollt: Igel werden immer wieder Opfer von nachts fahrenden Mährobotern. Stadtrat Tobias Sennhauser will das ändern.

Verein pro Igel
Igel sind nachtaktive Wildtiere. Heisst: Sie sind normalerweise nur bei Dunkelheit anzutreffen. - Verein pro Igel

Das Wichtigste in Kürze

  • Nachts fahrende Mähroboter können Igel verletzen.
  • Stadtrat Tobias Sennhauser fordert deshalb ein Nachtfahrverbot.
  • Immer mehr Igel mit typischen Verletzungen werden bei Igelstationen abgegeben.

So ein Mähroboter ist ein praktisches Ding: Hält den Rasen gleichmässig kurz und ist dank kleiner Messer und Elektromotor viel leiser als ein knatternder Benziner.

So leise, dass man ihm auch nachts automatisierten Auslauf gewähren kann: Dem Mähroboter ist es eh egal, ob es hell oder dunkel ist.

Ganz und gar nicht egal findet dies aber Stadtrat Tobias Sennhauser: Er fordert ein Nachtfahrverbot für Mähroboter. Denn, so Sennhauser, der auf der Liste «Tier im Fokus» kandidiert hat: «Mähroboter stellen eine reale Gefahr für Igel dar.»

Mähroboter: Fahrverbot schon in der Dämmerung

Deshalb fordert Sennhauser in seiner Motion: Ab 30 Minuten vor Sonnenuntergang bis 30 Minuten nach Sonnenaufgang sollen die Mähroboter im ganzen Stadtgebiet Pause machen.

Sennhauser ist überzeugt, dass sich dies auch durchsetzen lasse. Und zwar ohne dass Streifenpolizisten nachts mit Taschenlampen durch Privatgärten schleichen müssten.

Tobias Sennhauser Nachtfahrverbot Mähroboter
Stadtrat Tobias Sennhauser von Tier im Fokus verlangt in seinem Vorstoss ein Nachtfahrverbot für Mähroboter. - tobias-sennhauser.ch

«Andere Städte wie Köln oder Leipzig haben solche Verbote bereits eingeführt und gute Erfahrungen gemacht», so Sennhauser.

Die meisten Menschen hielten sich an klare Regeln: «Es braucht Sensibilisierung, keine flächendeckenden Kontrollen.»

Immer mehr verletzte Igel in Igelstationen

Der Verein Pro Igel befürworte eine solche Massnahme ausdrücklich, sagt die Leiterin der Geschäftsstelle, Monika Waelti.

Immer häufiger würden verletzte oder getötete Igel in Igelstationen gebracht, deren Verletzungsbild typisch für Mähroboter sei.

Mähroboter App
Ein Gardena-Mähroboter wird in seiner Basisstation mit einer App auf einem Smartphone gesteuert. - keystone

Dem Igel wird wie auf der Strasse sein angeborenes Schutzverhalten zum Verhängnis: Zusammengerollt auf dem Gras liegend, werden junge und kleinere Igel überrollt und je nach dem noch auf den Rücken gedreht. Der Anteil schwerer, nicht überlebbarer Verletzungen sei hoch, erzählt Monika Waelti.

Angesichts der Verletzungsarten, die Waelti aufzählt, ist das nicht weiter überraschend: «Tiefe Schnittwunden am Kopf oder Rücken, teilweise abgetrennte Beine, schwere Traumata am Gesicht und Schnauzenbereich.»

Verletzte Tiere, die gefunden werden, müssten oft eingeschläfert werden, so Waelti.

Igel Rasen Garten Sommer
Weil sie sich bei Gefahr einrollen und nicht flüchten, sind häufig Igel von Verletzungen betroffen. - Foto: Armin Weigel/dpa/dpa-tmn

Wer solches verhindern und den Mähroboter trotzdem einsetzen will, solle ausschliesslich zwischen Mitte Vormittag und spätem Nachmittag mähen, empfiehlt Waelti. Eine höhere Mähhöhe einstellen, als Sicherheitsabstand.

Sensor-Technik zu wenig ausgereift?

Und beim Kauf auf Modelle mit Sicherheitsfeatures setzen: Automatischer Stopp bei Berührung, Messer bei Widerstand anheben, Sensoren für Hindernis- und Bodenerkennung, usw.

Landroid Igel Mähroboter
Der chinesische Positec-Konzern bewirbt seine Worx Landroid Mähroboter mit der in der Steuer-App integrierten «Rettet die Igel»-Funktion. - Screenshot amazon.de

Das ist gut, aber nicht gut genug, sagt dazu Stadtrat Tobias Sennhauser: «Unabhängige Tests zeigen, dass selbst moderne Geräte Igel nicht zuverlässig erkennen, bevor es zu einer Kollision kommt.»

Auch Optionen in der Bediener-App wie «Rettet die Igel» können Sennhauser nicht vollends überzeugen.

So könnte dem Mähroboter optional befohlen werden, nicht in der Dämmerung oder nachts zu fahren. Mit der Betonung auf «könnte»: «Solange solche Funktionen freiwillig sind, bleiben sie im Alltag zu oft ausgeschaltet», vermutet Sennhauser.

Setzt du einen Mähroboter ein?

Wenn schon müsse die «Rettet die Igel»-Funktion fix eingestellt sein. Und zwar wirklich überall: Auch für Fussballrasen will Sennhauser keine Ausnahme machen. «Ein Nachtfahrverbot ist auch auf Sportplätzen problemlos umsetzbar», so der Tierschützer.

Monika Waelti weist noch auf einen anderen relevanten Punkt hin: Igel sind in der Schweiz geschützt und es ist deshalb verboten, sie zu verletzen oder ihre Nester zu zerstören.

Gemäss Natur- und Heimatschutz-Verordnung könne solches auch strafbar sein. Bei klaren Gesetzesverstössen werde man nicht zögern, «rechtliche Schritte einzuleiten, um den Schutz der Tiere durchzusetzen.»

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Kommentare

User #5037 (nicht angemeldet)

Soll Hunde geben die manchmal diese unheimlichen Mähroboter anbellen……Hunde sind somit solidarisch und sozial zu Igeln und stehen somit voll hinter ihnen🙄

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