Am Samstag ist in der Stadt Bern Pride angesagt. Der Anlass hat viel homophoben Hass ausgelöst, doch die Polizei bleibt gelassen.
Pride Bern
In Zürich fand sie schon im Juni statt: Die Pride in der Stadt Bern ist das Abschlussfest der EuroGames 2023. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die EuroGames und Pride in der Stadt Bern haben Hass und Homophobie ausgelöst.
  • Die Polizei rechnet trotzdem nicht mit Störaktionen.
  • Eine Berner Politikerin sagt, Safe Spaces seien genau aufgrund der Anfeindungen wichtig.
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Pride ist eigentlich im Juni, doch die Stadt Bern hat eine Ausnahme gemacht. Weil die «EuroGames», ein LGBTIQ-Sportanlass, dieses Jahr in Bern stattfinden, findet das Pride-Fest am Samstag statt.

BernPride 2023 Eurogames LGBTIQ
Aus Anlass der «EuroGames 2023» ist die Berner Altstadt in Regenbogenfarben gehüllt: Das Sportereignis fand vom 26. bis zum 29. Juli 2023 in Bern statt.
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«20 Sportarten, tausende Athlet*innen, ein Village im Herzen der Altstadt und die ‹BernPride› zum Abschluss machen Bern zum queeren Hotspot des Sommers», heisst es auf der Website.
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Am 29. Juni 2023 fand die «BernPride 2023» statt. Die Veranstaltung markierte mit Vorträgen, Partys und einem Demonstrationszug den Abschluss der «Eurogames 2023».

Wie Nau.ch bereits berichtete, reagieren manche Leute mit Homophobie und Hasskommentaren auf den Anlass. So sehr, dass das Twitter-Konto der Stadt Bern die Antwortfunktion deaktivieren musste.

Kantonspolizei Bern rechnet nicht mit Störaktionen

Offensichtlich lässt die Akzeptanz von queeren Personen in der Schweiz also noch zu wünschen übrig. Die Kantonspolizei Bern ist vor Ort, rechnet aber nicht mit Störaktionen oder Gegendemonstrationen oder – im schlimmsten Fall – Gewalt.

Pride
Immer wieder werden homosexuelle Paare Opfer von Angriffen. Auch an der Pride Zürich im Juni 2019. - Keystone

«Bis jetzt verliefen die EuroGames friedlich und ohne Zwischenfälle», sagt eine Sprecherin der Polizei. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich das ändern könnte.

Politisch hat der Diskurs rund um die Pride und EuroGames für viel Wirbel gesorgt. Die Junge SVP twitterte, der Anlass gebe einen «Blick in den Abgrund», in «eine Zeit, in der Psychiatrien überfüllt sind». Die Jungen Grünliberalen prüfen eine Anzeige gegen die rechte Jungpartei wegen Diskriminierung, berichtet «20 Minuten».

Janosch Weyermann ist SVP-Mitglied, Berner Stadtrat und lebt offen als homosexueller Mann. Er sagt zu Nau.ch: «Es ist erschreckend, dass sich einige Leute von ein paar Regenbogenfahnen irritieren lassen und sich gleich derart im Ton vergreifen.»

Janosch Weyermann SVP
Janosch Weyermann, Stadtrat der SVP Bern. - zVg

Andererseits sei Twitter «leider dafür bekannt, anyonymen Trollen eine Plattform zu bieten, auf der sie Hass und Hetze verbreiten können». Es sei ein Armutszeugnis, dass die Fahnen im Vorfeld der Ereignisse für «derart Missstimmungen sorgen».

Persönlich an der Pride teilnehmen könne er nicht, ferienbedingt, sagt Weyermann. Er wünsche aber allen Beteiligten eine schöne Pride und erfolgreiche EuroGames.

«Solange es Hass gibt, braucht es Safe Spaces»

Florence Schmid, Berner Stadträtin und Jungfreisinnige, ist auch Befürworterin der EuroGames und Pride. Zu Nau.ch sagt sie, der Online-Hass sei «unverständlich, traurig und erschreckend».

Florence Schmid
Florence Schmid ist Berner Stadträtin für den Jungfreisinn und Juristin. - zVg

«Die Reaktionen zeigen auf jeden Fall, wieso es Veranstaltungen wie die Eurogames oder die Pride noch braucht», sagt Schmid weiter. Solange es Anfeindungen gegen Menschen gebe, die nicht «nach vermeintlichen Normen» lebten und liebten, brauche es «Safe Spaces». Diese ermögliche queeren Menschen das Frei-Sein.

Waren Sie schon einmal an einer Pride?

Schmid findet zudem, Bern solle weiterhin Anlässen wie die Pride ermöglichen. Janosch Weyermann sagt: «Als weltoffene Stadt, ist Bern genau der richtige Austragungsort für einen solchen Anlass».

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Haben Sie aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung oder queeren Identität Diskriminierung erlebt? Haben Sie einen Hate Crime gegen queere Personen gesehen oder gehört?

Die LGBTIQ-Hotline hilft von Montag bis Freitag, 19-21Uhr: 0800 133 133

lgbtiq-helpline.ch

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