Die Gardistrasse im Berner Wankdorf trägt ihren Namen zu Ehren von Afrikakenner René Gardi (†91). Die Strasse wird jetzt wegen einer Verurteilung umbenannt.
René Gardi
René Gardi war ein Schweizer Lehrer, Schriftsteller, Fotograf und Filmemacher. Gardi verstarb im Jahr 2000. 19 Jahre später wurde bekannt, dass er sich an seinen minderjährigen Schülern vergangen hatte. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Berner Wankdorfquartier wurde vor 17 Jahren eine Strasse nach René Gardi benannt.
  • Im 2019 wurde aber bekannt, dass der Afrikakenner ein verurteilter Sexualstraftäter war.
  • Die Strasse wird deshalb umbenannt. Ersetzt wird Gardi von zwei Frauen.

René Gardi war lange ein verehrter Reiseschriftsteller, Filmemacher und Afrikakenner. In seiner Lebenszeit veröffentlichte der gebürtige Berner mehrere Reisebücher über das sogenannte «afrikanische Hinterland». Gardi besuchte mehrmals die südliche Sahara und den Norden Kameruns. Zudem verfilmte er seine Reisen und Erlebnisse, was in den 60er-Jahren fünf Filme zur Folge hatte.

René Gardi
Die Gardistrasse im Wankdorf, benannt nach René Gardi. - Keystone

René Gardi wurde von der Stadt Bern mit einer Strasse geehrt. Im Rahmen des Projekts «Grosse Held/innen – Kleine Held/innen» sollten in Bern Personen mit einer Strassennennung geehrt werden. 2004, vier Jahre nach seinem Tod, erhielt das Wankdorf eine «Gardistrasse».

«African Mirror» enthüllt Sexualstraftaten

Doch 2019 stellte der Dokumentarfilm «African Mirror» Gardis Leben und Wirken in ein neues Licht. Der Film kritisierte die kolonialistischen und orientalistischen Untertöne von Gardis Filmen und Büchern. Aber nicht nur das: Der Film enthüllte, dass Gardi seinen Job als Sekundarlehrer in Brügg bei Biel 1945 aufgrund sexueller Übergriffe auf seine Schüler verlor.

African Mirror
Der Poster zum Film «African Mirror» von Mischa Hedinger. - Outside the Box

Ende 2020 entschied der Berner Gemeinderat, dass René Gardi die Strasse aberkannt werden soll. Dies bestätigt Christine Früh, Vorsitzende der Kommission für Strassenbenennung, gegenüber Nau.ch.

«Grund dafür ist die verurteilte Straftat Gardis – eine Gefängnisstrafe und ein 10-jähriges Berufsverbot als Lehrer wegen sexueller Übergriffe an minderjährigen Schülern» so Früh weiter. Die möglichen Ersatznamen nannte Früh nicht.

Zwei Frauen werden geehrt

Jedoch ist Nau.ch aus einer internen Quelle bekannt, dass es sich um Bertha Trüssel und Marie Adam-Doerrer handeln wird. Trüssel war eine prägende Figur im Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenverein, Adam eine Aktivistin der Arbeiterinnenbewegung.

Gardistrasse
Die Stadt Bern will bei der Strassenbenennung solange Frauen bevorzugen, bis ein 50-50-Verhältnis der geehrten Personen besteht. - Keystone

Dass zwei Frauen vorgeschlagen werden, ist kein Zufall. Die Stadt Bern hatte Ende 2019 entschieden, solange Strassen nach Frauen zu benennen, bis ein Hälfte-Hälfte-Verhältnis zwischen Frauen und Männer besteht.

Laut Christine Früh ist mit einem Beschluss des Gemeinderats für einen neuen Namen im Sommer 2021 zu rechnen.

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