Wegen Verbrechen während der Militärdiktatur in Argentinien sind zehn ehemalige Militärangehörige und Ex-Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Lebenslange Haftstrafen im Campo de Mayo-Prozess
Lebenslange Haftstrafen im Campo de Mayo-Prozess - TELAM/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Frühere Militärs und Polizisten wegen Verbrechen während der Diktatur verurteilt.

Die Angeklagten wurden im sogenannten «Mega-Prozess von Campo de Mayo» des Mordes, der Entführung, der Folter und der Vergewaltigung für schuldig befunden. Es ging um Verbrechen an 350 Opfern des Internierungslagers der Militärbasis Campo de Mayo nordwestlich von Buenos Aires; darunter waren viele Arbeiter und linksgerichtete Gewerkschaftsaktivisten aus nahegelegenen Fabriken etwa von Mercedes Benz und Ford sowie 14 schwangere Frauen, deren Kinder nach der Geburt entführt worden waren.

Die Angeklagten, darunter der 98-jährige Ex-General Santiago Riveros, verfolgten die Verlesung des Urteils am Mittwoch (Ortszeit) per Videokonferenz, während der Gerichtssaal mit Angehörigen der Opfer und Menschenrechtsaktivisten gefüllt war. Auf der Militärbasis Campo de Mayo hatte es während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 ingesamt vier geheime Haftzentren gegeben. Dort wurden laut Staatsanwältin Gabriela Sosti 6000 Gefangene der rechtsgerichteten Diktatur festgehalten, von denen etwa 60 überlebten.

Die Organisation «Grossmütter vom Plaza de Mayo» schätzt, dass während der argentinischen Militärdiktatur etwa 400 Babys in Gefangenschaft geboren und entführt wurden. Nur etwa ein Drittel erfuhr demnach die Identität seiner Familie. Die Mütter liessen die Militärs nach der oft unter unmenschlichen Bedingungen erfolgten Geburt «verschwinden». Ex-General Riveros etwa war schon am Montag wegen der berüchtigten «Todesflüge» von der Militärbasis Campo de Mayo aus zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Bei den Flügen wurden betäubte Gefangene aus Militär-Flugzeugen in den Ozean geworfen, wo sie dann starben.

Der vorwiegend virtuell stattfindende Prozess hatte 2019 begonnen. Von den ursprünglich 22 Angeklagten sind mittlerweile zwei gestorben. Die meisten Angeklagten waren bereits in anderen Verfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt worden.

Viele Jahre lang verhinderten Amnestiegesetze die Strafverfolgung der Verbrechen der argentinischen Militärdiktatur. Seit der Aufhebung der Amnestie im Jahr 2006 sind landesweit 278 Urteile wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhängt worden. Insgesamt 1070 Personen wurden verurteilt, viele davon lebenslänglich.

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