Grosse Sorge um eine der bekanntesten Oppositionellen in Belarus: Die inhaftierte Regierungskritikerin Maria Kolesnikowa liegt nach Angaben von Unterstützern auf der Intensivstation.
Maria Kolesnikowa während ihres Prozesses 2021
Maria Kolesnikowa während ihres Prozesses 2021 - BELTA/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Regierungskritikerin gehört zu bekanntesten Gesichtern der Opposition in Belarus.

Die 40-Jährige werde in einem Krankenhaus in der Stadt Gomel im Südosten des Landes behandelt, teilte am Dienstag der Pressedienst des ebenfalls inhaftierten Oppositionellen Viktor Babaryko mit, für den Kolesnikowa gearbeitet hatte. Demnach war Kolesnikowa am Montag zunächst in die Chirurgie gebracht worden, bevor sie auf die Intensivstation verlegt wurde.

Kolesnikowa gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Opposition in Belarus. Im September 2021 war sie zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Ihr wurde unter anderem «Verschwörung zur Machtergreifung» vorgeworfen. Babarykos Pressedienst hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass Kolesnikowa wegen ihres angeblich «unhöflichen Verhaltens» in Isolationshaft genommen worden sei. Ihrem Anwalt wurde der Zugang zu der Gefangenen verweigert.

Kolesnikowa hatte an der Seite der Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und der Aktivistin Veronika Zepkalo die Massenproteste gegen den autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko im Jahr 2020 angeführt.

Tichanowskaja schrieb am Dienstag im Online-Dienst Telegram von «schlimmen Neuigkeiten». «Unserer liebe Mascha, wir hoffen alle, dass es Dir bald besser geht», schrieb sie unter Verwendung der Koseform für den Namen Maria.

Kolesnikowa hatte als Wahlkampfmanagerin von Babaryko gearbeitet, der als aussichtsreichster Herausforderer Lukaschenkos galt, vor der Wahl aber festgenommen und später wegen des Vorwurfs der Korruption zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde.

Als eine der wenigen führenden belarussischen Oppositionellen entschied sich Kolesnikowa gegen die Flucht ins Exil. Der belarussische Geheimdienst versuchte nach Angaben von Vertrauten im September 2020 erfolglos, sie zur Ausreise zu zwingen: KGB-Agenten stülpten ihr demnach einen Sack über den Kopf und stiessen sie in einen Kleinbus, der sie zur ukrainischen Grenze brachte. Um ihre erzwungene Ausreise zu verhindern, zerriss Kolesnikowa ihren Reisepass und sprang aus dem Fahrzeug. Anschliessend wurde sie verhaftet.

Für ihr politisches Engagement wurde Kolesnikowa mehrfach ausgezeichnet. So erhielt sie wenige Wochen nach ihrer Verurteilung Ende September 2021 den Vaclav-Havel-Preis des Europarats. Zusammen mit Tichanowskaja und Zepkalo wurde ihr im Jahr darauf in Abwesenheit in Aachen der Europäische Karlspreis verliehen.

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