UNHCR: Weit mehr als 100 000 Menschen aus Ukraine geflüchtet
Bisher sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) weit mehr als 100'000 Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer geflüchtet.

Das Wichtigste in Kürze
- Der russische Angriff auf die Ukraine hat eine Flüchtlingswelle ausgelöst.
- Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sind 860'000 Binnenflüchtlinge im Land unterwegs.
Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) bisher weit mehr als 100'000 Menschen in Nachbarländer geflüchtet. Allein nach Polen seien an den ersten beiden Tagen der Invasion etwa 75'000 Menschen geflüchtet, sagte der deutsche UNHCR-Sprecher Chris Melzer am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Russland hatte die Ukraine am Donnerstagmorgen angegriffen.
An der polnisch-ukrainischen Grenze beim Örtchen Dorohusk hätten einige Menschen erzählt, dass sie seit einem Tag in der Schlange stünden. Sie seien zwar ängstlich und verzweifelt, aber auch optimistisch, da sie die Grenze erreicht haben, sagte Melzer. Viele hätten angekündigt, sie wollten wieder zurück in ihre Heimat, sobald die Situation dies zulasse.
«Grösste Fluchtbewegung im Land»
Melzer betonte zugleich: «Wir gehen davon aus, dass die grösste Fluchtbewegung im Land stattfindet.» Schätzungen zufolge waren bereits vor Beginn der russischen Invasion etwa 860'000 Binnenflüchtlinge im Land unterwegs, vor allem aus den ostukrainischen Separatistengebieten sowie der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Die Zahl sei nun natürlich gestiegen, sagte Melzer. Seriöse Schätzungen zur Zahl der Binnenflüchtlingen seit Kriegsbeginn seien aber bisher nicht möglich.
Das UNHCR habe auf der ukrainischen Seite bereits vor Tagen seine Vorräte aufgestockt. Dazu zählten Zelte, Decken und Kanister ebenso wie Hygieneartikel, Windeln oder Seife. Der Notfallplan der polnischen Regierung funktioniere zudem bisher sehr gut. «Was unglaublich beeindruckend ist, ist die Solidarität der Menschen», sagte Melzer. In der ostpolnischen Stadt Lubmin hätten Einwohner Wasser, Lebensmittel und andere Artikel gekauft, um sie an Sammelstellen abzugeben, sagte er.
Melzer beklagte fehlende finanzielle Mittel. Ausgerechnet für die Ukraine gebe es einen besonders grossen Fehlbetrag, zuletzt seien nur 9 Prozent des Budgets - 17,6 Millionen US-Dollar (15,6 Mio Euro) von 190,3 Millionen US-Dollar - finanziert gewesen, sagte Melzer. «Das erschwert unsere Hilfe, die dringend benötigt wird.»