Die Schweiz sei bereit, mehrere Tausend Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Der Grossteil dürfte aber in Nachbarländern bleiben.
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Ein Flüchtlingslager an der Grenze zur Ukraine, in Palalanca, Moldawien, am 25. Februar 2022. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Flüchtlinge aus dem Ukraine-Konflikt geht bereits in die Zehntausenden.
  • Auch die Schweiz wäre bereit für die Aufnahme von schutzsuchenden Menschen.
  • Theoretisch könnten hierzulande Tausende aufgenommen werden.

An der Grenze der Ukraine zu Moldawien habe sich bereits eine Autoschlange von 60 Kilometern Länge gebildet. Dies berichtet das Hilfswerk Helvetas aufgrund von Kontakten mit Partnerorganisationen vor Ort.

Auch die Schweiz sei vorbereitet auf die Aufnahme von Menschen, die wegen dem Ukraine-Krieg Schutz suchten, sagte Justizministerin Karin Keller-Sutter vor den Medien. Ihr untersteht auch das Staatssekretariat für Migration (SEM), wo man bestätigt: «Die Schweiz ist gewillt, sich solidarisch zu zeigen.»

Tausende oder gar Millionen Flüchtlinge im Ukraine-Krieg

Von osteuropäischen Amtskollegen habe sie Zahlen von bis zu fünf Millionen Flüchtlingen gehört, so Keller-Sutter. Sie zweifelt offenbar, ob diese Grössenordnung plausibel sei. Die Übersicht sei derzeit noch schwierig, heisst es auch beim UNHCR, dem Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge. Aber die Zahlen steigen stetig und rasch.

Karin-Keller Sutter Ukraine Konflikt
Justizministerin Karin Keller-Sutter zeigte sich vor den Medien sehr betroffen vom Schicksal der durch den Ukraine-Konflikt vertriebenen Menschen. - Keystone

«Wir gehen davon aus, dass bereits am Donnerstag etwa 100’000 Menschen ihre Häuser verlassen haben und möglicherweise innerhalb des Landes geflüchtet sind», sagt Anja Klug, Leiterin UNHCR für die Schweiz und Liechtenstein. «Ausserdem haben in den ersten beiden Tagen der militärischen Auseinandersetzungen vermutlich bis zu 50'000 Menschen das Land bereits verlassen und halten sich in den Nachbarländern der Ukraine auf, primär in Polen und Moldawien.»

Schweiz nicht primäres Zielland

In Moldawien hätten die Behörden schon am Donnerstag rund 4000 Ankünfte gemeldet. Weitere Meldungen kamen aus Polen mit rund 30'000, Rumänien, der Slowakei und auch aus Russland. Beim SEM geht man aktuell davon aus, dass bei grösseren Fluchtbewegungen kurz- und mittelfristig primär die Nachbarstaaten betroffen sein dürften. Danach erst diejenigen Staaten mit einer grossen ukrainischen Diaspora, die in der Schweiz mit rund 7000 Personen eher klein sei.

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An der Demo zum Ukraine Konflikt in Bern am 24. Februar 2022 haben rund 200 Personen teilgenommen. - Nau.ch

Nichtsdestotrotz könnte die Schweiz theoretisch mehrere Tausend Flüchtende kurzfristig beherbergen. Rund die Hälfte der 5000 Plätze in den Bundesasylzentren sei im Moment nicht belegt, eine Notfallplanung sei vorhanden. Asyl brauchen ukrainische Staatsbürger indes keines: Ein biometrischer Pass berechtigt im Schengen-Raum zu 90 Tagen Aufenthalt ohne Visum.

Hilfsgüter-Depots innerhalb der Ukraine

Weil der Ukraine-Krieg an sich bereits seit 2014 andauert, trifft die aktuelle Krise die Hilfsorganisationen nicht gänzlich unvorbereitet. Seit der Besetzung der Krim durch Russland und dem Bürgerkrieg in der Ostukraine gibt es Hunderttausende Binnen-Flüchtlinge. «Wir haben an verschiedenen Orten in der Ukraine Vorräte an Hilfsgütern deponiert und sind bereit, dort zu bleiben und Hilfe zu leisten», betont Anja Klug.

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Eine Frau hält ein Kind an der Hand nach dem Überqueren der Grenze zwischen der Ukraine und Rumänien in Siret, am 25. Februar 2022.
Flüchtlinge Ukraine Konflikt Polen
Zwei Ukrainerinnen an der polnisch-ukrainischen Grenze in Medyka, Südostpolen, am 25. Februar 2022.
Ukraine Konflikt Flüchtlinge Moldawien
Ein Grenzpolizist spricht mit Flüchtlingen nachdem sie die Grenze von der Ukraine nach Moldawien passiert haben, am 25. Februar 2022.
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Flüchtlinge schlafen in einem Zelt in einem Flüchtlingslager an der Grenze Moldawiens zur Ukraine.

Pläne für verschiedene Szenarien seien schon vor dem Angriff Russlands diese Woche vorhanden gewesen. «Es ging dabei darum, die rund 1,8 Millionen Menschen zu erreichen, die bereits vor den Feindseligkeiten humanitäre Hilfe benötigten.»

Schon zuvor gab es in der Ukraine etwa 5000 Flüchtlinge und Asylsuchende, zudem 36'000 Staatenlose oder Sans-papiers. Die Binnenvertriebenen, also solche Ukrainerinnen und Ukrainer, die in andere Landesteile flüchteten, schätzt das UNHCR auf über 850'000.

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