Vertreter aus rund 40 Ländern haben bei der Ukraine-Konferenz in Saudi-Arabien Gespräche über Wege zum Ende des Konflikts geführt – auch China war dabei.
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Strassenszene in Dschidda, Saudi Arabien: In der saudischen Hafenstadt hat die grosse Ukraine-Konferenz stattgefunden. (Symbolbild) - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Saudi-Arabien fand eines der grössten internationalen Treffen zum Ukraine-Krieg statt.
  • An der Ukraine-Konferenz waren Vertreter aus rund 40 Ländern dabei.
  • Auch einer der wichtigsten Partner Russlands, China, reiste an.

Es ist eines der bisher grössten internationalen Treffen zu Russlands Krieg in der Ukraine: Vertreter aus rund 40 Ländern haben in Saudi-Arabien Gespräche geführt über Wege zum Ende des Konflikts. Vor allem die Teilnahme Chinas werteten Diplomaten nach dem Treffen in Dschidda am Wochenende als Erfolg.

Es gehe in Dschidda um die Lösung der «ukrainisch-russischen Krise», berichtete das saudische Staatsfernsehen. Dazu nahmen unter anderem Ukraine, USA, EU und Deutschland sowie etwa Indien, Brasilien, Südafrika und Türkei statt. Nach dpa-Informationen reisten auch Chinas Sondergesandter Li Hui sowie der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, an. An Russland, das den Krieg vor 17 Monaten begonnen hatte, ging keine Einladung.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte noch im Mai Saudi-Arabien – und traf dort Kronprinz Mohammed bin Salman (l). (Archivbild) -/SPA/dpa - dpa

Eine Abschlusserklärung gab es nicht – wie schon bei einem ähnlichen Treffen in Kopenhagen im Juni. Aus EU-Kreisen hiess es danach aber, es gebe breite Unterstützung dafür, die wichtigsten Punkte aus Selenskyj «Friedensformel» weiter zu besprechen. Darunter seien «Ernährungs-, Nuklear- und Umweltsicherheit» wie auch humanitäre Hilfe. Kern von Selenskyjs Formel ist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine.

Die Beratungen einiger Teilnehmer liefen bis Sonntag. Teil des von Saudi-Arabiens vorgelegten Friedensplans ist nach Diplomatenangaben: die Unversehrtheit der Ukraine, eine Waffenruhe an allen Fronten, die Aufnahme von Friedensgesprächen unter UN-Aufsicht sowie der Austausch von Gefangenen. Zudem habe Saudi-Arabien Russland über den Verlauf der Gespräche informiert.

«China hat sich aktiv beteiligt»

Die Hoffnung war in Dschidda auch, noch mehr Unterstützung für die Ukraine zu gewinnen. Dies, vor allem durch die Teilnahme von Staaten aus dem sogenannten globalen Süden. Einige von ihnen hatten bisher keine klare Position zum Krieg.

Russland kündigte im Juli das Getreideabkommen zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide auf. Seitdem spüren viele von ihnen die Auswirkungen durch gestiegene Getreidepreise besonders stark.

Vor allem die Teilnahme Chinas, das in Kopenhagen nicht vertreten war, werteten Diplomaten als Erfolg. «China hat sich aktiv beteiligt und stand der Idee eines dritten Treffens auf dieser Ebene positiv gegenüber», sagte ein EU-Beamter. China ist einer der wichtigsten Partner Russlands.

Gemischte Signale aus Moskau zum Treffen

Moskau sendete zu den Gesprächen unterschiedliche Signale: Aus dem Kreml hiess es vorab, man werde das Treffen verfolgen. Die Sprecherin des Aussenministeriums, Maria Sacharowa, schimpfte dagegen, solche Gespräche ohne Beteiligung Russlands seien «absurd, Nonsens». Saudi-Arabien pflegt gute Kontakte sowohl zu Russland als auch der Ukraine und hat sich als Vermittler angeboten.

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Russlands Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa. (Archivbild) - AFP

Die Position der Ukraine sei nach den Gesprächen gestärkt, sagte der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak. Alle teilnehmenden Länder hätten sich zur UN-Charta, zum Völkerrecht, der Achtung der Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Staaten bekannt. Selenskyj lobte in einer Ansprache das Treffen von Verbündeten, die durch internationales Recht vereint seien.

Ein ähnliches Treffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs scheint nach den Gesprächen vom Wochenende möglich. Dies sei vor Jahresende «denkbar», sagte ein EU-Vertreter.

Neue Angriffe im Osten der Ukraine

Zeitgleich zu den Gesprächen überzog Russland die Ukraine laut Selenskyj mit Angriffen. Bis Sonntagmorgen seien 30 Marschflugkörper und 27 Kampfdrohnen abgewehrt worden, teilten die ukrainischen Luftstreitkräfte mit. Selenskyj sagte am Abend zuvor, dass im östlichen Gebiet Charkiw ein Zentrum für Bluttransfusionen bombardiert worden sei. Ausserdem habe es Angriffe auf die Gebiete Saporischschja und Chemlnyzkyj gegeben.

In Saporischschja sei ein Schlag gegen das Werk Motor Sich verübt worden. Da hatte es in der Ukraine erneut Luftalarm gegeben. Insbesondere die Angaben aus den besetzten Gebieten sind oft nur schwer unabhängig zu überprüfen.

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Saporischschja ist im Ukraine-Krieg immer wieder das Ziel von Angriffen. Viele Gebäude in der Region sind bereits zerstört. (Archivbild) - sda - Keystone/Ukrinform/-

In Moskau erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow, die Militäraktion in der Ukraine werde auf absehbare Zeit weitergehen. Weitere ukrainische Gebiete wolle Moskau nicht erobern, sagte er laut Tass der «New York Times». Aber Russland wolle die Gebiete kontrollieren, die in seiner Verfassung festgeschrieben seien.

Ukraine will Drohnenangriffe auf russische Ziele ausweiten

Parallel setzte die Ukraine ihre Gegenoffensive fort. Dabei will das Land nach mehreren erfolgreichen Treffern seine Drohnenangriffe auf russische Ziele ausweiten. Das sagte der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow.

Er kündigte mehr Einsätze in weiterer Entfernung an, mit dem Ziel, den Russen möglichst grosse Verluste zuzufügen. Unterdessen erklärte Kiew die russischen Schwarzmeerhäfen Anapa, Noworossijsk, Gelendschik, Tuapse, Sotschi und Taman zu militärischen Gefahrenzonen.

Russland wehrte nach eigenen Angaben auch einen erneuten ukrainischen Drohnenangriff auf Moskau ab. Die Drohne sei am Sonntag im südlichen Moskauer Gebiet von der Luftverteidigung zerstört worden, so das Verteidigungsministerium. Russland wirft der Ukraine inzwischen immer wieder vor, seine Grenzregionen und Städte mit Drohnen anzugreifen.

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