Tausende Ultraorthodoxe in Israel missachten Lockdown

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Israel,

Tausende ultraorthodoxe Juden haben an der Bestattung eines Rabbiners in Jerusalem teilgenommen – unter Missachtung des in Israel geltenden Lockdowns.

ultraorthodoxes Judentum
Tausende ultraorthodoxe Juden haben an der Bestattung eines einflussreichen Rabbiners in Jerusalem teilgenommen. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Ende Dezember gilt in Israel ein landesweiter Lockdown.
  • Dennoch haben sich tausende ultraorthodoxe Juden in Israel versammelt.
  • Grund war die Bestattung eines einflussreichen Rabbiners.

Ohne Abstand und grösstenteils ohne Masken, folgte eine riesige Menge am Sonntag einem Trauerzug in Jerusalem. Dieser wurde für den Leiter einer einflussreichen Talmudschule, Meschulam Dovid Soloveitschik, organisiert. Er starb im Alter von 99 Jahren gestorben.

Orthodoxe Juden stehen in Israel im Mittelpunkt der Bemühungen, die Weiterverbreitung des Coronavirus unter Kontrolle zu bekommen. Immer wieder verstossen sie gegen die Lockdown-Bestimmungen, insbesondere wenn es um Synagogen und Talmudschulen geht. Dies sorgte in den vergangenen Tagen immer wieder für heftige Zusammenstösse mit der Polizei. Nach Angaben eines AFP-Fotografen griffen die Ordnungshüter diesmal jedoch nicht ein.

Benjamin Netanjahu steht unter Druck

Der Trauerzug verschärfte auch den Streit innerhalb der Regierungskoalition um eine Verlängerung des Lockdowns. Dieser sollte eigentlich am Sonntag um Mitternacht enden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu befürwortete eine Verlängerung. Er sah sich jedoch wachsender Kritik ausgesetzt, weil er nicht hart genug gegen die Regelverstösse durch die Ultraorthodoxen durchgreife.

Verteidigungsminister und Netanjahus Rivale Benny Gantz wollte nach eigenen Angaben einer Verlängerung nicht zustimmen. Dies, solange die Regeln nicht für alle gleichermassen gelten.

«So sieht ungleiche Durchsetzung aus», kommentierte Gantz nun auf Twitter die Rabbi-Bestattung. Millionen von Familien und Kinder seien in ihren Häusern eingesperrt, während tausende Ultraorthodoxe auf eine Beerdigung drängen, so Gantz. «Die meisten von ihnen sogar ohne Masken.»

Die Koalition aus Netanjahus konservativer Likud-Partei und Gantz' Mitte-Links-Partei Blau-Weiss war Ende vergangenen Jahres wegen eines Haushaltsstreits geplatzt. Am 23. März stehen Neuwahlen an, die ultraorthodoxen Parteien im Parlament könnten dabei zum Zünglein an der Waage werden.

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