US-Streitkräfte schicken nach Sturm auf Botschaft in Bagdad Verstärkung

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Irak,

Nach der Erstürmung der massiv gesicherten US-Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad haben die USA Verstärkung zum Schutz der Diplomaten geschickt.

Gewaltsame Proteste vor der US-Botschaft in Bagdad
Gewaltsame Proteste vor der US-Botschaft in Bagdad - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Trump: Teheran steuert Angriffe im Irak - Iran wirft USA Dreistigkeit vor.

Ein Hubschrauber mit Marineinfanteristen an Bord landete nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Dienstagabend auf dem Botschaftskomplex. Aus Protest gegen einen US-Luftangriff auf pro-iranische Milizen im Irak hatten zuvor tausende Demonstranten das Botschaftsgelände gestürmt. US-Präsident Donald Trump warf Teheran vor, die Angriffe zu steuern und forderte von der irakischen Regierung, die diplomatische Vertretung mit ihren «Truppen» zu schützen.

Dann durchbrachen hunderte teils uniformierte Kämpfer und Anhänger der pro-iranischen Hasched-al-Schaabi-Miliz das Tor in der Aussenwand des Botschaftsgeländes. US-Sicherheitskräfte auf dem Gelände feuerten zunächst Schüsse ab, dann Tränengas und Blendgranaten, um die Demonstranten zu vertreiben. Nach Angaben der Hasched-al-Schaabi-Miliz wurden 62 Menschen verletzt.

Auf die Aussenwand der Botschaft kritzelten die Demonstranten «Nein zu Amerika» und «Suleimani ist mein Befehlshaber». Suleimani ist als Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden seit langem ein einflussreicher Akteur in der irakischen Politik.

Am Abend harrten mehrere hundert Menschen vor dem Botschaftsgelände aus. Sie errichteten Zelte, um die Nacht dort zu verbringen. US-Botschafter Matthew Tueller befindet sich nach Diplomatenangaben derzeit im Urlaub ausserhalb des Irak.

Trump warf Teheran im Online-Dienst Twitter vor, den Angriff auf die US-Botschaft zu «steuern». Der irakischen Regierung sei übermittelt worden, dass sie ihre «Truppen» zum Schutz der US-Botschaft einsetzen müsse. Später telefonierte Trump nach Angaben des Weissen Hauses mit dem geschäftsführenden irakischen Ministerpräsidenten Adel Abdel Mahdi.

US-Aussenminister Mike Pompeo machte der irakischen Führung nach Angaben seines Ministeriums «klar, dass die USA ihre Landsleute schützen und verteidigen werden, die dort sind, um einen souveränen und unabhängigen Irak zu unterstützen».

Das iranische Aussenministerium warf den USA «Dreistigkeit» vor, da sie Teheran für die Proteste der irakischen Bevölkerung «gegen ihre brutalen Taten» verantwortlich machten.

Hintergrund der Eskalation sind die US-Luftangriffe auf die pro-iranischen Hisbollah-Brigaden, bei denen am Sonntag 25 Kämpfer und Kommandeure getötet worden waren. Die Hisbollah-Brigaden sind Teil der pro-iranischen, überwiegend schiitischen Hasched-al-Schaabi-Milizen, die 2014 für den Kampf gegen die sunnitische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gebildet worden waren. Heute sind die Hasched-al-Schaabi-Milizen offiziell in die irakischen Streitkräfte integriert, viele Einheiten haben aber ihre Eigenständigkeit bewahrt.

Mit ihren Angriffen hatte die US-Armee auf den Tod eines US-Zivilisten bei einem Raketenangriff auf einen US-Militärstützpunkt im Irak reagiert. Bei dem Angriff im nordirakischen Kirkuk waren mehr als 30 Raketen abgefeuert worden. Bereits zuvor gab es mehrfach Angriffe auf US-Einrichtungen.

Die US-Angriffe lösten umgehend scharfe Reaktionen in Bagdad, Teheran und Moskau aus. Die geschäftsführende irakische Regierung warnte, sie sehe sich zu einer «Überprüfung ihrer Beziehungen» zu den USA gezwungen.

Die Lage im Irak ist äusserst instabil; seit Anfang Oktober wird das Land angesichts einer schweren sozialen Krise von einer beispiellosen Protestwelle erschüttert. Die Demonstranten warfen den Eliten Korruption und Untätigkeit vor. Unter dem Druck der Demonstranten war Ministerpräsident Abdel Mahdi zurückgetreten, er führt die Regierung aber geschäftsführend weiter. Der Iran hat grossen Einfluss im Irak und versucht, auch die Bildung einer neuen Regierung zu steuern.

Die Beziehungen zwischen den USA und dem Iran haben sich seit dem Ausstieg von Trump aus dem Atomabkommen mit Teheran im Jahr 2018 massiv verschlechtert.

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