In Myanmars grösster Stadt Rangun hat die Polizei den Druck auf Demonstranten erhöht und Proteste gegen die Militärjunta unter Androhung von Gewalt aufgelöst.
Polizei in Rangun
Polizei in Rangun - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Sicherheitskräfte erhöhen Druck auf Demonstranten in grösster Stadt des Landes.
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Hunderte Demonstranten wurden am Freitag von den Sicherheitskräften aufgefordert, die Versammlungsorte zu verlassen. «Wenn die Leute sich nicht zerstreuen, werden wir sie mit Gewalt auseinander treiben müssen», erklärte die Polizei an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Mindestens sechs Menschen wurden festgenommen, darunter ein japanischer Journalist.

«Laut Augenzeugen wurde er mit einem Schlagstock auf den Kopf geschlagen, aber er trug einen Helm», schrieb sein Assistent auf Facebook. Ein Polizeibeamter bestritt, dass der Reporter geschlagen worden sei. Er wurde demnach später wieder freigelassen.

An der Hledan-Kreuzung liefen Demonstranten davon, als die Polizei mit Gewalt drohte. Ein verängstigter Mann rannte in ein nahe gelegenes Haus, um sich zu verstecken. Die Polizei habe Blendgranaten eingesetzt, berichtete er der Nachrichtenagentur AFP. «Wir mussten fliehen.» Auch AFP-Reporter hörten den Knall von Blendgranaten und sahen, wie die Polizei weitere Menschen festnahm.

In einer kleineren Wohnstrasse errichteten einige Demonstranten mit Schutzhelmen behelfsmässige Barrikaden - mit Stacheldraht und gestapelten Tischen - um die Polizei aufzuhalten. Staatliche Medien berichteten am Freitag, dass die Behörden Blendgranaten eingesetzt und Schüsse mit scharfer Munition in die Luft abgefeuert hätten, um die Demonstranten in einem weiteren Stadtteil auseinanderzutreiben.

Auch in der Stadt Mandalay gingen tausende Menschen auf die Strassen, viele in weiss gekleidet mit Gesichtsmasken und roten Kopfbedeckungen - den Farben der entmachteten Regierungspartei. Die Polizei ging auch dort gegen die Demonstranten vor, fünf Menschen wurden nach Angaben eines Arztes verletzt, einer davon schwer.

In einigen Städten wie der Metropole Mandalay und der Hauptstadt Naypyidaw sind die Sicherheitskräfte zuletzt mit massiver Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen. In Rangun hingegen hielten sich die Sicherheitskräfte bislang zurück.

Vor knapp vier Wochen hatte in dem südostasiatischen Land das Militär durch einen Putsch die Macht übernommen. Die demokratisch gewählte Regierung von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde abgesetzt und die Friedensnobelpreisträgerin festgenommen. Seitdem sind hunderttausende Menschen gegen die Armee auf die Strassen gegangen. Mindestens fünf Menschen wurden im Zuge der Massenproteste getötet.

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