Bei einer mutmasslichen Anschlagsserie auf Hotels und christliche Kirchen sind am Ostersonntag in Sri Lanka mindestens 156 Menschen getötet worden.
Sicherheitskräfte vor der Kirche St. Antonius in Colombo
Sicherheitskräfte vor der Kirche St. Antonius in Colombo - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Polizei: 35 Ausländer unter den Opfern.

Unter den Opfern seien auch 35 Ausländer, sagte ein Polizeivertreter der Nachrichtenagentur AFP. Betroffen waren drei Luxushotels und eine Kirche in der Hauptstadt Colombo sowie zwei weitere Kirchen unweit von Colombo und im Osten des Landes. Regierungschef Ranil Wickremesinghe sprach von «feigen Angriffen».

Mindestens 64 Menschen wurden laut dem Polizeivertreter bei Explosionen in drei Luxushotels und einer Kirche in Colombo getötet. Mindestens 67 weitere starben in einer Kirche des nahe von Colombo gelegenen Orts Negombo. 25 weitere wurden in einer Kirche in Batticaloa im Osten des Landes getötet. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Die Explosionen erschütterten die drei Kirchen, während die Gläubigen die Ostermesse feierte.

Unter den Todesopfern waren nach Krankenhausangaben US-Bürger, Briten und Niederländer. Ob auch Deutsche darunter waren, versuche die Botschaft in Sri Lanka «mit Hochdruck» aufzuklären, erklärte Aussenminister Heiko Maas (SPD).

Offiziell bestätigt wurde zunächst nicht, dass es sich um Anschläge handelte. Regierungschef Wickremesinghe rief die Bevölkerung über Twitter auf, «geeint und stark» zu bleiben und keine Falschmeldungen oder Spekulationen zu verbreiten. Die Regierung unternehme alles, um die Lage in den Griff zu bekommen. Präsident Maithripala Sirisena rief ebenfalls zur Ruhe auf. Die Regierung berief eine Krisensitzung ein.

Die ersten Explosionen wurden in den Kirchen St. Antonius in Colombo und St. Sebastian in Negombo gemeldet. Auf der Facebook-Seite der Kirche St. Sebastian war von einem Bombenangriff die Rede. «Bitte kommt und helft, solltet ihr Angehörige hier haben», hiess es dort.

Kurze Zeit später berichtete die Polizei von weiteren Explosionen in drei Luxushotels von Colombo und einer dritten Kirche in Batticaloa. Eines der Hotels, das Cinnamon Grand Hotel, liegt in der Nähe der Residenz des Regierungschefs. Dort wurde nach Angaben eines Hotelmitarbeiters ein Mensch bei einer Detonation im Restaurant getötet. Laut Auswärtigem Amt sind möglicherweise auch das Shangri La und das Kingsbury Hotel betroffen.

Die Hintergründe der Explosionen waren zunächst unklar. In einem Schreiben vom 11. April an führende Sicherheitsvertreter hatte Polizeichef Jayasundara jedoch vor Plänen der radikalislamischen Gruppe NTJ gewarnt, Selbstmordanschläge auf Kirchen sowie auf das Indische Hochkommissariat (Botschaft) in Colombo zu verüben. Er berief sich dabei auf Informationen eines «ausländischen Geheimdiensts». Die NTJ war im vergangenen Jahr durch die Beschädigung buddhistischer Statuen in Sri Lanka bekannt geworden.

Nur sechs Prozent im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka sind Katholiken. Zu ihnen gehören Mitglieder der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte entsetzt «über die Nachricht, dass Christen auf Sri Lanka während der Ostermessen angegriffen und getötet wurden». Wie sie über ihren Sprecher Steffen Seibert erklären liess, trauere die Regierung um die Opfer. «Wir beten für die Verletzten und Familien. Terrorismus, religiöser Hass und Intoleranz dürfen nicht siegen.»

Maas erklärte, «diese niederträchtige Tat richtete sich offenbar gezielt gegen Menschen, die sich am Ostersonntag in der Kirchen dem Gebet und der Besinnung widmeten, sowie gegen Reisende».

Deutsche, die sich in Sri Lanka aufhalten, sollten sich von den Anschlagsorten fernhalten und den Anweisungen der Behörden Folge leisten, erklärte Maas. Das Auswärtige Amt richtete demnach einen Krisenstab ein. Besorgte Angehörige können sich unter der Telefonnummer 030-50000 melden.

Das Auswärtige Amt rief in seinen aktualisierten Sicherheitshinweisen alle Reisende dazu auf, die Anschlagsorte weiträumig zu meiden, die lokalen Medien zu verfolgen, engen Kontakt zu Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften zu halten und Anweisungen von Sicherheitskräften Folge zu leisten. Mit weitreichenden Sicherheitsmassnahmen wie Absperrungen, aber auch Einschränkungen im Flugverkehr und verstärkten Kontrollen vor dem Betreten des Flughafengebäudes und dem Abflug sei zu rechnen.

Ad
Ad